23.08.2021

«Wertschätzung ist der beste Preis»

Die Sieger des 22. Sandskulpturen-Festivals sind gekürt. Künstler und Veranstalter freuen sich über das Interesse.

Von Vivien Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Viele Zuschauer versammeln sich am Samstagnachmittag auf der Arionwiese, um die Sandskulpturen der Künstlerinnen und Künstler zu bestaunen. Thema der diesjährigen Ausgabe: Kleine Welt, winzige Träume. «Man merkt, dass die Leute gegenüber der Kunst Ehrfurcht zeigen. Alle sind gespannt auf die Siegerverkündung am Abend», sagt die Besucherin Sandra Zuberbühler. Ihr gefalle besonders die «Madonna» und «die flache Erde». Den grossen Sandhaufen, wo die Kinder eifrig spielen, findet sie «herzig».Auch Agnes und Walter Schär aus Winterthur unterhalten sich über die Sandskulpturen. «Mir gefällt das Mädchen von Team 4 am besten, weil es aussieht, als ob es echt wäre», sagt Agnes Schär. Walter Schär ist von der Skulptur von Team 1 fasziniert. «Mich beeindruckt, wie Menschen in die Blumen eingepflanzt wurden.» Die gespaltene Madonna bringt den SiegIrene Eichner ist ebenfalls begeistert vom Sandskulpturen-Festival. «Ich habe den Künstlern jeden Tag bei der Arbeit zugesehen.» Das Festival sei eine grosse Bereicherung für Rorschach. Man sehe, wie die Besucherinnen und Besucher Freude hätten. «Es ist schön, dass trotz Corona alles so normal wirkt.»Kurz vor 17.30 Uhr betritt der Veranstalter Urs Koller schliesslich die Bühne und verkündet die Gewinnerinnen und Gewinner: Sieger des Speed-Carving ist Karlis Ile mit «der gespaltenen Madonna». Marielle Heessels und Leonardo Ugolini sind Publikumssieger und haben mit ihrer Skulptur «Die Theorie der flachen Erde» die Herzen der Zuschauer gewonnen. Den 2. Platz belegen Jakub Zimacek und Pedro Mira. Ihre Skulptur heisst «Eingesperrt». Mit dem 3. Platz schaffen es ebenfalls Montserrat Cuesta und Helena Bangert aufs Treppchen. Ihre Skulptur trägt den Namen «Im Blumenbeet». Die Publikumssieger strahlen über das ganze Gesicht. «Es ist schön, dass die Zuschauer unsere Arbeit so sehr schätzen. Das ist ein grosses Kompliment und eigentlich der beste Preis», sagt Heessels. Auch Maija und Karlis Ile ist die Freude über den Sieg anzusehen. «Wir sind glücklich, dass die Umsetzung geklappt hat und unsere Idee von den Menschen verstanden wurde», sagt Maija Ile. Und Karlis Ile ergänzt: «Wir sind glücklich, leben aber in einer ernsten Zeit. Die Pandemie wirft die generelle Frage nach dem Leben auf.» Zum einen stelle ihre Figur das ewige Leben dar. Zum anderen gehöre auch der Tod dazu. Jury ist «tief berührt» und dankbar«Beide Elemente sind ineinander verflochten. Wenn wir zur Welt kommen, ist unser Leben im Vergleich zum Universum so klein und wir müssen es mit Sorgfalt behandeln. Aber in unserem Herzen gibt es eine Verbindung zwischen dem Tod und der Ewigkeit. Diese Verbindung ist unser Leben», so Karlis Ile weiter. Jurymitglied Cla Coray erklärt, warum die Skulptur des Siegerteams einzigartig ist: «Mit dem Spalt in der Madonna ist das Team bei der technischen Umsetzung an die Grenzen gegangen.» Das Thema sei tiefsinnig und philosophisch gewählt. Ausserdem würde sich die gleiche Faszination ergeben, wenn die Skulptur mit anderen Materialien wie Bronze oder Stein hergestellt worden wäre. «‹Die gespaltene Madonna› ist ein skulpturales Erlebnis», sagt Coray. Auch der Veranstalter Urs Koller ist zufrieden mit dem Festival und dem Siegerteam. «Technisch war die Arbeit von allen wunderbar, aber die Skulptur der Gewinner hat mich tief berührt.» Dass das Sandskulpturen-Festival stattfinde, sei ein Privileg. «Die spontane Unterstützung von so vielen Leuten ist eindrücklich», sagt Koller. Es sei wundervoll, dass trotz aller Widrigkeiten die schönen Dinge Kontinuität hätten.Bei den Skulpturen übernachtenDer Veranstalter wartet dieses Jahr mit einer Überraschung auf. Er hat als Versuchsprojekt ein Tiny House auf der Arionwiese eingerichtet. Damit könnten die Teilnehmenden in Zukunft näher bei ihren Skulpturen wohnen. «Die Besucher können das Tiny House für eine Übernachtung mieten. Da die Öffnungszeiten für die Skulpturenbesichtigung von 9 Uhr bis 21 Uhr sind, ist man in der Nacht mit den beleuchteten Skulpturen allein», sagt Koller. Der Eintritt kostet 6 Franken respektive 13 Franken. Besucher können die Skulpturen noch bis zum 12. September besichtigen.

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