Christlich 15.09.2024

Wer zu Veränderungen Ja zu sagen lernt, erlebt Segen

Es ist noch nicht lange her, ich sass neben einer weisen alten Frau im Gottesdienst im Altersheim. Der Segen des Zelebranten hat auf sich warten lassen und die Frau wurde etwas ungeduldig und sagte zu mir «Gibt es heute keinen Segen?», und ich versicherte ihr, dass der Segen sicher noch komme.

Von Yvonne Cusinato

aktualisiert am 15.09.2024

Sie sprach weiter und sagte: «Ich brauche den Segen für mich, für die kommende Woche und für meine Mitmenschen, damit ich Segen auch für sie sein kann.»

Ich kann mich noch gut erinnern, wie mir meine Mutter mit dem Weihwasser das Kreuz auf die Stirn gezeichnet und dabei die Worte «Gott segne dich» gesprochen hat.

Für sie war auch der Segen «Urbi et orbi», den der Papst in besonders feierlicher Form am Ostersonntag für die ganze Welt durch das Fernsehen erteilt hat, sehr wichtig.

Und auch ich zeichne meinen Kindern mit Weihwasser ein Kreuz auf die Stirn und sage dabei an den Tagen, an denen sie im Aufbruch für Neues sind:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Gott segne dich.

Aufbrechen, sei es im Alltag, sei es im Beruf, in der Weiterbildung, im sozialen Bereich, in einer Beziehung. Der Mensch, der zu Veränderungen in seinem Leben Ja zu sagen lernt, erlebt den Segen, der aus diesem Ja kommt. Ein neuer Lebensabschnitt, eine neue Lebenssituation, eine Chance der Freiheit, einen eigenen Weg zu gehen mit Gott.

Gott hat gesagt: «Ich will mit dir gehen, wohin du auch gehst, auf welchen Wegen auch immer, ich bin bei dir. Ich begleite und beschütze dich und du kannst mir Vertrauen, dass ich dich, welche Wege du auch gehst, nicht verlassen werde.» Unser Leben braucht eine solche Zuversicht, das Vertrauen, das auf neuen Wegen jemand da ist, der mitgeht.

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat in einem Brief an seine Braut Maria an Pfingsten 1944 aus dem Gefängnis Tegel geschrieben:

Segen will weitergegeben sein, er geht auf andere Menschen über. Wer gesegnet ist, ist selbst ein Segen.

Ist es nicht unglaublich schön und herzerwärmend, wenn ein Mensch Segen für andere ist. Ein Mensch, der bei dir ist in Stunden der Not und des Leids, der dich trägt und dir beisteht. Ein Mensch, der sagt: «Ich bin da, ich bleibe bei dir.» Das ist ein Segen und eine Begegnung mit Gott.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen Begegnungen mit Menschen, die ein Segen für Sie sind und dass Sie Segen für andere sein können.

Gott segne uns und behüte uns. Gott gebe uns Liebe, wo Hass ist, Kraft, wo Schwachheit lähmt, Toleranz, wo Ungeduld herrscht, Offenheit, wo alles festgefahren scheint. So sei Gottes Segen mit uns allen, beflügle unsere Hoffnung und begleite uns wie ein Licht in der Nacht. (Bad Boll)

Yvonne Cusinato,
Sozialbegleiterin in der Seelsorgeeinheit Widnau-Balgach-Diepoldsau / Schmitter


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