Noch sei die Situation angespannt, teilte die Gemeinde Oberriet am Montag mit. Aber die Lage habe sich seit letzter Woche verbessert – dem Regen sei Dank. Vor einer Woche hatte die Gemeinde die Bevölkerung per Medienmitteilung dazu aufgerufen, «bewusst und sorgsam» mit dem Trinkwasser zu haushalten. Das Autowaschen und Poolbefüllungen seien zu unterlassen, hiess es. Den Grund lieferte die Gemeindeverwaltung gleich mit: «Die Anlagen der Wasserversorgung laufen derzeit auf Hochtouren.» Ein temporärer Ausfall war zu befürchten.
Nicht das Wasser war knapp, sondern die Technik am Limit. Oberriet betreibt zwei Anlagen mit sechs Pumpen zur Trinkwasserförderung. 80 Prozent der Trinkwasserversorgung der Fünf-Dörfer-Gemeinde stammt aus Grundwasser, 20 Prozent aus Quellwasser. Der Verteilschlüssel mit hohem Grundwasserbezug ist eigentlich ein positiver Umstand. Denn trotz derzeit tiefer Stände ist Grundwasserbezug auch bei längeren Trockenheitsphasen, wie momentan der Fall, möglich. Quellwasser hingegen steht bereits nach kürzeren Trockenperioden und wenigen Hitzetagen schnell einmal nur noch in reduzierten Mengen zur Verfügung.
Solidarische Belieferung führt zu Grenzbelastung
Die Oberrieter Pumpwerke mussten vor einer Woche einen Wasserverbrauch verkraften, der doppelt so hoch war wie im Durchschnitt. Die hohen Mengen waren jedoch nicht allein dem höheren Verbrauch der Oberrieter Bevölkerung aufgrund der anhaltenden Trockenheit und Hitze geschuldet, sondern unter anderem einer erhöhten Grundwasserabnahme der Gemeinde Eichberg. «Im Normalfall kann sich Eichberg übers Jahr gesehen zu zwei Drittel aus der eigenen Quelle versorgen», sagt Gemeindepräsident Alex Arnold. Aufgrund der Trockenheit jedoch sei die Quelle «nicht so ergiebig». In solchen Fällen wird die benötigte Wassermenge automatisch von den Oberrieter Anlagen aus aufgefüllt.
Eichberg und Oberriet sowie Altstätten, Marbach und Rüthi gehören dem Wasserverbund Oberes Rheintal an. Sofern nötig, helfen sich die Verbundgemeinden untereinander. Der Aufruf zu sparsamem Wasserverbrauch, den die Gemeinde Rüthi dem Wasserspar-Appell aus Oberriet einen Tag später folgen liess, versteht Gemeindepräsidentin Irène Schocher als Zeichen «der Solidarität mit dem Wasserverbund». Ein Engpass der Wasserversorgung in Rüthi habe nie bestanden: «Die Versorgung mit Wasser ist jederzeit sichergestellt», sagt Schocher. Die Gemeinde Eichberg selbst stellte den Wassespar-Appell auf die Gemeindewebsite und veröffentlichte ihn im Mitteilungsblatt.
Längst noch nicht am Limit
Die Gemeinde Diepoldsau verfügt über eine eigene Wasserversorgung. Am Zoll und am oberen Rheinspitz werden zwei Pumpwerke betrieben. «Wir sind mit 25 Litern pro Sekunde Fördermenge deutlich vom Limit entfernt», versichert Gemeindepräsident Roland Wälter. Bewilligt wären pro Tag 72 Liter pro Sekunde. Das Wasserwerk Mittelrheintal (WMR) fördert das Wasser aus den Grundwasserströmungen des Rheinvorlands.
Der Zweckverband beliefert die Gemeinden Widnau, Au, Balgach, Rebstein und Berneck (seit 2015). Quantitativ seien die Grundwasserströme, da sie aus dem Rhein gespeist werden, «sehr stabil – auch in Trockenperioden wie jetzt», teilt Christa Köppel, Vorsitzende des WMR-Zweckverbands, mit. Aufgrund der technischen Leistungsfähigkeit der Anlagen stelle die derzeitige Trockenheit für das WMR kein Problem dar. Alle Gemeinden des Zweckverbands konnten bislang uneingeschränkt beliefert werden. Dies sei auch im rekordtrockenen Sommer 2018 der Fall gewesen, sagt Köppel.«Lokale Ressourcen, lokale Verteilung»
Im Kanton St. Gallen existieren 140 öffentliche Wasserversorgungen. Generelle Aussagen zur Lagebeurteilung der Trinkwasserversorgung sind deshalb schwierig. Die Grundwasserstände im Rheintal sind für die Saison eher tief, weil der Alpenrhein seit Juni wenig Wasser führe, so das Amt für Wasser und Energie. Sie sinken jedoch «sehr viel langsamer» als die Wasserstände von Bächen oder Flüssen. Somit kann das Grundwasser deutlich länger als Oberflächenwasser genutzt werden, ohne dass direkt von «Wasserknappheit» gesprochen werden müsse.Über allfällige Einschränkungen oder Verbote beim Umgang mit Trinkwasser entscheidet die jeweilige Gemeinde auf Grundlage der Angaben des Wasserversorgers.