25.04.2021

Wer postet, erreicht mehr Bürger

Eine Website unterhält jede Gemeinde, Neue Medien aber nur manche und unterschiedlich intensiv.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenAls neu kann man die Neuen Medien längst nicht mehr bezeichnen. Der Klassiker Facebook ging im Februar 2004 online. Zu ihm gesellen sich immer wieder neue Anbieter. Meist setzen sie mit Text, Bild oder Video je einen eigenen Schwerpunkt und sprechen eine begrenzte Zielgruppe an.Eine Gemeinde kann ihre Zielgruppe nicht wählen. Sie muss die ganze Bevölkerung informieren. Welchen Kanal die Rheintaler Gemeinden zusätzlich zur Tageszeitung bespielen, hängt von ihrer jeweiligen Grösse und den individuellen Bedürfnissen ab. Setzt eine Gemeinde auf Neue Medien, lautet ihr Ziel stets, die Kommunikation und den Austausch mit der Bevölkerung stärken zu wollen.Alter Hase auf neuem MediumIn Au darf die Gemeinde bereits ein Facebook-Jubiläum feiern. Fast auf den Tag genau sind zehn Jahre seit ihrem ersten Post vergangen. Au war im April 2011 eine der ersten Gemeinden, die diesen Kanal bediente. Seither erreicht sie auf diesem Weg regelmässig bis zu 1200 Nutzerinnen und Nutzer. Die Tendenz steigt weiter.Auf Instagram und Twitter möchte Au auch künftig nicht aktiv werden. «Die zehn Jahre haben gezeigt, dass unsere Strategie aufgeht», sagt Gemeinderatsschreiber Marcel Fürer. «Wir erreichen, fokussiert auf einen Social-Media-Kanal, nebst dem Mitteilungsblatt und der Website einige Menschen mehr.» Marcel Fürer zieht ein positives Resümee. «Die Kommunikation erfolgt eher einseitig. Wir nehmen Rückmeldungen aber gern entgegen.» Das ersetze jedoch nicht ein persönliches Gespräch anlässlich einer Informationsveranstaltung, sagt er. Diese seien hoffentlich bald wieder möglich.Einen Social-Media-Kanal muss man immer im Auge behalten. Bisher musste der Gemeinderatsschreiber noch keinen anstössigen Kommentar zensurieren. «Es läuft sehr kultiviert ab», sagt er. Erfreuliche Kommentare gehen immer mal wieder ein, hin und wieder auch von Heimweh-Auern und -Heerbruggern.Rat hat sich noch nicht mit Neuen Medien befasstAusser einer Website unterhält Marbach keinen Account. «Das Thema hat im Gemeinderat noch niemand angesprochen», sagt Gemeindepräsident Alexander Breu. «Wir haben uns noch keine Gedanken über einen Mehrwert der Neuen Medien gemacht.» Ein entsprechendes Bedürfnis hat im Dorf bis heute niemand geäussert. «Kleinere Gemeinden haben es bezüglich der Ressourcen schwerer als grössere», sagt Alexander Breu. Mit dem gleichen Aufwand erreiche Marbach viel weniger Menschen als zum Beispiel Diepoldsau. Marbach setzt darauf, über die Tageszeitung und die «remaInfo» des Gewerbevereins girema zu informieren. «Wir haben noch eine Dorfkorrespondentin. Andrea Kobler schreibt über gesellschaftliche Anlässe aus der Sicht einer Journalistin», sagt Alexander Breu.Dialog auf möglichstvielen Kanälen fördernEinen mehrspurigen Kommunikationsweg geht Diepoldsau. Seit September ist Simon Riklin der erste Medienbeauftragte der Gemeinde. Der frühere Fernsehjournalist hat die Idee eingebracht, mit Facebook, Instagram, Twitter und Youtube gleich vier Neue Medien ins Informationskonzept aufzunehmen. Im März ging es los.«Neue Medien zu nutzen, scheint ein Bedürfnis zu sein», sagt Simon Riklin. Die grösste Resonanz bekommt er auf Instagram-Posts und -Storys. Die Abos werden dort in allen Altersgruppen immerzu mehr. Diese Woche waren es insgesamt 462. Facebook hat Simon Riklin bisher nicht stark beworben. Mit 103 Abos ist das Potenzial noch nicht ausgereizt. Die Clips, die der Videojournalist selbst filmt und schneidet, kommen sehr gut an. Youtube verzeichnet zwar nur 42 Abos, das aktuelle Video haben aber etwa 550 Nutzer aufgerufen.Twitter bespielt Diepoldsau in erster Linie, um Medien auf sich aufmerksam zu machen. «Den Kanal nutzt unsere Bevölkerung weniger.» Er hat 23 Follower.Simon Riklin ist erfreut über den gelungenen Start mit den ergänzenden Plattformen. «Die Strategie hat sich bewährt», sagt er. «Wir wollen die Bevölkerung auf allen Kanälen gut informieren und ihre Zufriedenheit fördern.» Langsam entstehe ein Austausch. Er zitiert einen Kommentar: «Schön, dass wir in so einer fortschrittlichen Gemeinde leben.»Obwohl besonders Instagram einen grossen Zulauf hat, wird die Website unverändert häufig besucht. Sie dürfte sogar zu den hohen Nutzerzahlen beitragen. Auf der Startseite sind die vier Plattformen mit Logo gekennzeichnet und verlinkt. Eine Suchmaschine zu benutzen, ist also nicht nötig. Das dient auch jenen Nutzern, die zum Beispiel auf Facebook le-sen möchten, aber keinen eigenen Account unterhalten. Das klappt, falls das Profil öffentlich ist. Der Anbieter versucht allerdings mit einem lästigen Popup-Fenster, Nichtmitglieder dazu zu bewegen, sich zu registrieren. Auch die Mobilversion ist für nicht Facebooknutzer nicht grade komfortabel. Meist ist nur der erste Beitrag lesbar, die anderen erscheinen ohne Bild. Das ist Mark Zuckerbergs Marketing und nicht das der Gemeinden.Simon Riklin weiss, dass er alle Kanäle regelmässig bewirtschaften muss, damit der gross angelegte Auftritt zu keiner Eintagsfliege wird. «Ich habe die nötige Kapazität.» Die Informationen seien meist auf allen Kanälen die gleichen. Er passt sie allerdings in der Form an den Kanal und seine Zielgruppe an.Um Twitter und Facebook kümmert sich ein RoboterAls «Pirat» zog Alex Arnold im Januar 2013 ins Rathaus Eichberg ein. Die Piratenpartei, aus der er gut ein Jahr später in die CVP wechselte, setzt sich für Meinungsfreiheit und Privatsphäre im Netz ein. Der Twitter-Account Eichbergs lässt das nicht erahnen. Er gibt jeden Morgen Auskunft über das aktuelle Wetter. «Ich bewirtschafte Twitter nicht aktiv», sagt Alex Arnold. «Das erledigt ein Roboter.» Alle News der Gemeindewebsite erscheinen automatisch auf Twitter und auch auf Facebook.Selbstkritisch gesteht Alex Arnold, er habe die Neuen Medien zu wenig im Griff. Er denke nicht an sie. Es wäre falsch, fehlende Ressourcen als Argument anzuführen, sagt er. Beim Gemeindepräsidenten fliessen sowieso alle Informationen zusammen. «Es wäre also sinnvoll, wenn ich sie grad auch posten würde.» Alex Arnold will versuchen, künftig häufiger daran zu denken, aktiv zu kommunizieren.Der Gemeindepräsident ist auch privat im Moment nicht sehr aktiv in den Neuen Medien. Er setzt sich lieber in den Garten, als sich permanent mit Beiträgen über Corona zu befassen.

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