10.06.2020

Wer in Altstätten womit löschte

Das Museum Prestegg zeigt eine Ausstellung über die Feuerwehr Altstätten, die vor 150 Jahren gegründet wurde.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Feuer ist für eine Stadt eine grosse Gefahr. Erst recht für eine historische Altstadt mit aneinandergebauten Holzbauten wie im Städtli Altstätten. Tatsächlich gab es hier im Verlauf der Jahrhunderte mehrere Grossbrände. Der verheerendste war jener von 1567. Damals legte ein Brandstifter Feuer. Über 170 Häuser und Scheunen und sogar die Kirche brannten nieder. Da ist eigentlich verwunderlich, gibt es die Feuerwehr Altstätten erst seit 1870.Freilich wurden auch schon früher Brände gelöscht. Nicht zuletzt von den Altstätter Turnern. Sie gründeten dann auch die Feuerwehr als eigenständige Organisation. Man könnte also sagen, dass in Altstätten die Feuerwehr aus dem Turnverein hervorgegangen ist.Dies ist nur eine der Geschichten, die die Sonderausstellung im Museum Prestegg zum 150-jährigen Bestehen der Feuerwehr Altstätten anhand von 150 Ausstellungsstücken über sie erzählt. Viel altes, längst aus den Beständen der Feuerwehr ausgemustertes, aber aufgehobenes und eingelagertes Material zeigt, wie früher gelöscht wurde und wie sich die Technik und mit ihr die Ausrüstung der Feuerwehrleute und des Korps entwickelt hat.Ausgestellt sind auch alte Protokolle, die beispielsweise die Gründung dokumentieren oder zeigen, wie die Föhnwache beim Wächterhüsli auf dem Felsrücken zwischen Kugelgasse und Stadtbach organisiert war. Oder die ersten Pläne der Altstätter Wasserversorgung: Der Bau des ersten Reservoirs im Jahr 1895 – also vor ebenfalls jubiläumswürdigen 125 Jahren – ermöglichte auch den Aufbau eines Hydrantennetzes.Die Ausstellung ist dank Informationen bei jedem Ausstellungsstück selbsterklärend. Die Texte sind zudem (an der Kasse) in Leichter Sprache verfügbar. Ausserdem sind mehrere Tablets installiert, auf denen man sich kindertaugliche Videos anschauen kann.Wegen Corona wird der Keller nicht verrauchtUrsprünglich war wegen des Umbaus der Liegenschaft Prest-egg zu einem Zentrum für Geschichte und Kultur dieses Jahr keine Ausstellung geplant. Weil nicht alle Räume von den Arbeiten betroffen sind, bot der Museumsverein aber gerne Hand für diese Sonderausstellung.Einige Einschränkungen gibt es nun aber doch – wegen Corona. So wird den Besuchern eine ganz besondere Erfahrung vorenthalten bleiben: In einem der Museumskeller hätten sie selbst erleben können sollen, wie es ist, als Feuerwehrmann (oder -frau) in einen verrauchten Raum vorzudringen, in dem man buchstäblich kaum die Hand vor Augen sieht. Die Pandemie-Schutzbestimmungen hätten hier aber kaum eingehalten werden können.Aus demselben Grund verzichtet die Feuerwehr auch auf den im Depot geplanten Tag der offenen Tür mit Einsatzdemonstrationen mit der heutigen, modernen Ausrüstung. Es wäre mit viel Publikum zu rechnen gewesen. Unter Umständen wird der Anlass nächstes Jahr nachgeholt. Bis dahin bietet die Ausstellung im Museum Prestegg einen interessanten Einblick in die Feuerwehr, wie sie früher war.Wiederum wegen der Corona-Schutzbestimmungen dürfen sich gleichzeitig höchstens 15 Besucher im Museum aufhalten. Trotz beschränkter Besucherzahl besteht ausreichend Gelegenheit, die sehenswerte Ausstellung zu besichtigen: Sie ist nach der Eröffnung diesen Samstag, 13. Juni, noch bis Sonntag, 4. Oktober, zu sehen.Hinweis: Öffnungszeiten: Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr und Sonntag 11 bis 16 Uhr. Mehr auf www.museum-altstaetten.ch Wen, was und wer die Feuerwehr brauchtKlettertauglich. Der Initiant der Sonderausstellung, Urs Scheiwiler, steht selbst schon mehrere Jahrzehnte im Sold der Feuerwehr Altstätten. Heute leistet er zwar während Einsätzen Dienst in der Zentrale. Früher stand er aber selbst an der Front. Ihn wundert deshalb nicht, dass die Feuerwehr einst von Turnern gegründet wurde: «Sie dürften sich am ehesten auf die Rettungsleitern getraut haben und dürften am ehesten in der Lage gewesen sein, auf ihnen sicher hinauf- und wieder herunterzuklettern», meint er.Authentisch. Weil Scheiwiler früher schon im Museum geholfen hat, weiss er auch, worauf es beim Zusammenstellen der Exponate für eine Ausstellung ankommt. Sie sollen authentisch sein und möglichst auch so aussehen – was bedeutet: Spuren von Einsätzen an ihnen soll man sehen können. Beispielsweise die von einem Brand herrührenden Flecken am Helm des früheren Feuerwehrkommandanten Jacques Sinz. Eine der grössten Sorgen Urs Scheiwilers war deshalb, jemand könnte auf die Idee kommen, den Helm zu putzen, bevor er ins Museum kommt.Ungeputzt: Der Helm des früheren Kommandanten Jacques Sinz mit Brandflecken.Feuerresistent. Werner Ritter, der Präsident des Museumsvereins, ist froh, gibt es die Altstätter Feuerwehr. Er geht davon aus, dass sie schnell zur Stelle wäre, würde es im Museum einmal brennen. Auch dank einer modernen Brandmeldeanlage, die dort installiert ist. Rein statistisch dürfte es allerdings mit oder ohne einer solchen gar nie so weit kommen. Die herrschaftliche Prestegg steht laut Historischem Lexikon der Schweiz nämlich bereits seit 1488 – und hat damit bereits fünf Grossbrände im Städtli heil überstanden. (mt)

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.