25.10.2021

«Wer alles richtig macht, gewinnt»

Das Ergebnis einer Umfrage zu nachhaltigem Wirtschaften zeigt Plaston auf dem dritten Rang.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Von der Lust, möglichst umweltschonend zu produzieren, werden Hersteller irgendwann zwangsläufig gepackt. Spät unter Druck bzw. früh aus Einsicht oder Weitblick (oder beidem). Sicher ist: Auf Dauer lohnt sich umweltschonendes Verhalten auch in Franken.Alle Stromfresser werden mit Sensor ausgestattetIn der Schweiz war die Widnauer Firma Plaston 1984 der erste ISO-9001-zertifizierte Kunststoffverarbeiter, sein Qualitätsmanagement war somit als erstes verbrieft.Indem das Unternehmen (wie viele andere) auch die internationale Umweltmanagementnorm ISO 14001 erfüllt, ist es dauerhaft in der Pflicht, auch über die unsichtbaren Vorgänge in den Produktionshallen ge-nau Bescheid zu wissen. Bis im nächsten Sommer werden alle Stromfresser im Widnauer Betrieb mit (insgesamt siebzig) Sensoren ausgestattet, damit sich Einsparmöglichkeiten erkennen lassen. Die Absicht ist es, den gleichen Schritt auch an den zwei anderen Standorten zu tun, in Tschechien und China.Das Bemühen von Industriebetrieben, zugunsten von Umwelt und eigener Kasse Sparpotenziale zu ergründen, ist nicht statistisch erhoben. Wer wie die Plaston Gruppe (Plaston AG und Boneco AG) vorgeht, dürfte aber nach Einschätzung von Energiefachleuten den fortschrittlicheren Betrieben zugehören. Hingegen ist die Ausrüstung der Werkshallen mit LED-Beleuchtung heute weitverbreitet. Das bestätigt der Geschäftsführer der Energieagentur St. Gallen, Philipp Egger, der auf ein bestehendes Förderprogramm für den Einsatz von LED in Nichtwohnbauten hinweist.Anfänglicher Nachteil wurde zum VorteilPlaston-CEO Alexander Gapp sagt, weltweit einheitliche Umweltstandards für das Unternehmen festzulegen, sei anfangs mit Nachteilen verbunden gewesen. So habe Mitte der Nullerjahre vor allem die lokale Konkurrenz in China von Plastons eigenem hohen Anspruch profitiert. Doch die Anforderungen an Betriebe stiegen auch in China, speziell in jüngster Zeit, sodass der teils grosse Nachholbedarf vieler Firmen sich plötzlich als Wettbewerbsvorteil für Plaston erwies.Zum Teil hätten Konkurrenten in China zwei, drei Wochen die Produktion einstellen und nachrüsten müssen, sei es bei Wasser- und Luftfiltern oder bei der Isolation, sagt Alexander Gapp. Boneco-CEO Michael Leitner teilt die Überzeugung, dass «am Ende der gewinnt, der alles von Anfang an richtig macht.» Er spricht von grossen Chancen dank der Digitalisierung, der beschleunigenden Wirkung durch Corona.Bemühungen von mehreren SeitenJe nach Land kann eine hiesige, auf Nachhaltigkeit bedachte Firma eher auf offene oder auf taube Ohren stossen. Während Tschechien sich zu einer Art Musterknabe entwickelt hat, blieb in den USA der Wunsch einer Rheintaler Firma, die Abwärme von Kompressoren zu nutzen, unerfüllt. Der Vermieter der Liegenschaft scheute die Kosten und zog einer nachhaltigen Lösung den Gasverbrauch vor. In den USA wird der Verschleiss fossiler Energien durch verhältnismässig tiefe Preise nach wie vor begünstigt.Im St. Galler Rheintal richtet neben dem Verein St. Galler Rheintal auch der regionale Arbeitgeberverband den Blick auf nachhaltiges Wirtschaften. AGV-Geschäftsführer Thomas Bolt nennt diesbezüglich die Energieeffizienz als zuletzt vorrangiges Thema, aber auch die Elektromobilität beschäftigte den Verband.Vom Verein St. Galler Rheintal und der Energieagentur St. Gallen wurde eine Photovoltaik-Kampagne für Industrie- und Gewerbeunternehmen durchgeführt.Was es kostet, ist die zweite FrageZurück zum Beispiel Plaston: Die deutsche SKZ-Cert GmbH (von der Plaston als eines von mehreren Hundert Unternehmen auditiert wird) bescheinigt dem führenden Hersteller von Kunststoffkoffern ein «stabiles und sehr gut funktionierendes integriertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem». Bei Plaston heisst es gar, man habe bei SKZ als Betrieb den Ruf eines der Besten.Das wird in dieser Deutlich-keit zwar nicht bestätigt, aber schwarz auf weiss liegt dafür das Ergebnis einer Nachhaltigkeitsumfrage vor, die schweizeraktien.net in diesem Sommer durchgeführt hat. Es ging darum, von 30 Kriterien möglichst viele zu erfüllen. 38 Unternehmen machten mit, das beste kam auf 25 Punkte. Auf dem dritten Platz (mit 23) liegt die Firma Plaston, die vor einem Jahr die Stelle eines Nachhaltigkeitsbeauftragten geschaffen hat. Dieser fand gute Voraussetzungen vor, nachdem in den letzten sechs Jahren zwei Drittel der weltweit 65 Spritzgussmaschinen erneuert wurden und sich der Produktionsausschuss halbieren liess.Die klar definierte Strategie für eine nachhaltige Entwicklung beruht bei Plaston und Boneco auf den politischen Zielen der Vereinten Nationen und ist mit weiteren, ansehnlichen Investitionen verbunden.Eine wichtige Erkenntnis setzt sich mittlerweile auch in jenen Unternehmen durch, die noch viel nachzuholen haben.Was es kostet, ist die zweite Frage. Wichtiger ist jene, was es kostet, nichts zu tun.

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