09.07.2021

«Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn» – Ferien geniessen

Von Armin Scheuter
aktualisiert am 03.11.2022
Theresa von Avila, die grosse Kirchenlehrerin des Mittelalters, hat einmal gesagt: «Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten.» Frei interpretiert könnte man sagen: Was ich tue, soll aus ganzem Herzen geschehen, nicht halbherzig. Und das gilt, denke ich, auch für unsere Urlaubstage. Sich Urlaub und seine Ferien zu nehmen heisst, den Alltag hinter sich zu lassen, sich abzukoppeln von den Problemen und Aufgaben, die der Beruf oder die Ausbildung mit sich bringen. Es geht um die Kunst, möglichst ganz im Augenblick zu leben – sein Leben eben nicht auf kommende Zeiten zu vertagen oder längst vergangenen Tagen nachzuhängen. Leben und Erleben finden immer im Hier und Jetzt statt. Sicher, es braucht Vorbereitung und Planung, um Ferien machen oder geniessen zu können. Auch ist es eine Freude, sich die letzten Urlaubsbilder anzuschauen, und dabei die grossartigen Momente Revue passieren zu lassen. Aber Ziel sollte es sein, unsere Sorgen wenigstens für einige Tage oder gar Wochen hinter uns zu lassen.Jesus bringt es provokativ auf den Punkt. In einer seiner Reden gemäss dem Evangelisten Matthäus (Mt 6, 26f) betont er: «Sorgt euch nicht um euer Leben. (…) Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? (…) Sucht zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.»Letztlich geht es in dieser Rede um die Frage: Was hat Priorität? Was soll Vorrang haben, um was geht es mir in meiner freien oder Urlaubszeit? Möchte ich dem Alltag durch Abenteuer und neue Erlebnisse entfliehen – oder eine möglichst stressfreie Zeit erleben? Sollen Beziehungen gepflegt werden, die sonst zu kurz kommen, oder will ich meiner Kreativität mehr Raum geben, um Neues nach meinen Vorstellungen zu formen und zu entwickeln, in der Fülle der Möglichkeiten, die mir gegeben sind? Bei all dem sollte die Erholung nicht zu Kurz kommen. Wenn sich die Ferienzeit anstrengender und mühsamer gestaltet, als der Alltag, weil wir uns zu viel vorgenommen haben, dann sollte man das überdenken. Letztlich geht es auch hier darum, den Augenblick zu geniessen und seinen eigenen Rhythmus zu finden. Das heisst ja nicht, dass man sich nicht herausfordern lassen soll durch bisher Unentdecktes. Befriedigung im Leben verschafft uns, wenn wir immer wieder Neues erleben und Interessantes suchen – sei es in den Ferien oder im täglichen Allerlei. Armin ScheuterPastoralassistent in Kobelwald

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