19.03.2022

Wenn die Gesundheit einem einen Strich durch die Berufswahl macht

Nina ist im dritten Lehrjahr als Bäckerin-Konditorin-Confiseurin Vertiefung Bäckerei. Doch ihre Lehre läuft anders, als sie es sich anfangs vorstellte. Nebst mit den gewöhnlichen Herausforderungen des Berufs muss sie sich auch mit einer Mehlstauballergie herumschlagen.

Von ag
aktualisiert am 02.11.2022
Name: Nina Alter: 18 Wohnort: Hard Oberriet Beruf: Bäckerin-Konditorin-Confiseurin in AusbildungWie hast du bemerkt, dass du unter einer Mehlstauballergie leidest? Vor Beginn der Lehre ist immer erst eine Abklärung beim Arzt nötig. Da wurde, glaube ich, nur abgeklärt, ob ich in der Nacht arbeiten kann. Ich wurde natürlich nach Allergien gefragt; von denen wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nichts.Das Asthma bemerkte ich, als mir bei der Arbeit immer die Nase lief und ich konstant niesen musste. Zu Beginn war das noch okay, aber an einem gewissen Punkt bat mich mein Chef, zum Arzt zu gehen. Es gibt verschiedene Arten von Mehlallergien, bei mir handelt es sich um Mehlasthma. Ich habe in der Berufsschule gehört, dass dies eine Berufskrankheit sei.Wie wurde weiter vorgegangen? Erst wurden verschiedene Lungentests durchgeführt. Dabei wurde mir Asthma diagnostiziert, worauf mir Kortison und ein Antiallergikum verschrieben wurde. Die Medikamente sollte ich mehrmals täglich einnehmen. Ich habe sie mittlerweile wieder abgesetzt, weil es besser wurde und ich keine Lust hatte, ständig an Medikamente zu denken. Zeitgleich habe ich auch mit der Desensibilisierung begonnen; das ist eine allergenspezifische Immuntherapie mittels regelmässigen Spritzen.Wie kamst du mit der Umstellung deines Schlafrythmus’ zurecht? Schlecht. Unter der Woche beginne ich um 3 Uhr, am Wochenende um 2 Uhr. Am Anfang war ich begeistert davon, jeden Nachmittag frei zu haben. Nach zwei Wochen ist mir das aber schon komplett verleidet; ich gebe einen grossen Teil meiner Freizeit her. Mich am Abend zu verabreden, liegt fast nicht mehr drin. Ich habe überhaupt keinen Schlafrhythmus; ich schlafe einfach, wenn ich müde bin. Dafür kann ich mittlerweile immer und überall schlafen.Du hast einen Freund. Wie lässt sich deine Ausbildung mit deiner Beziehung vereinbaren? Wir sehen uns schon selten; er trainiert aber auch sechs Mal die Woche. Wenn er nach Hause kommt, schlafe ich schon. Wir verbringen meistens Zeit miteinander, wenn ich Berufsschule habe.Was ist dein Plan für die Zukunft? Mir wurde schnell klar, dass ich nach der Lehre nicht auf dem Beruf arbeiten möchte. Wohin es geht, weiss ich noch nicht. Im Sommer möchte ich sicher eine Saison im Service in einem Bergrestaurant machen und mich beruflich neu orientieren. Das geht in meiner Klasse nicht nur mir so. Ein Drittel hat bereits im ersten Lehrjahr abgebrochen, und wir wurden mit der Parallelklasse zusammengeschlossen. Von den verbleibenden Klassenkameradinnen und -kameraden möchte sicher ein Drittel nicht auf dem Beruf bleiben. Manche wegen der Beziehung zu Vorgesetzten; aber auch Arbeitszeiten und Bezahlung sind nicht besonders attraktiv. Es ist nicht dasselbe, wie zu Hause einen Kuchen zu backen. Bei der Arbeit bedeutet das Stress. Solche Dinge überlegt man sich bei der Berufswahl mit 15 Jahren eben noch nicht.Der Beruf hat durchaus seine positiven Seiten: Es ist ein sehr schönes Handwerk und die Arbeitszeiten können auch ihren Reiz haben. Bei schönem Wetter kann ich das Schlafen auf den Abend verschieben und habe den Tag zur freien Verfügung. Ausserdem kann ich problemlos jegliche Termine tagsüber wahrnehmen, ohne dafür frei nehmen zu müssen. 

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