Das Fest unseres Landesvaters Bruder Klaus, offiziell am 25. September, feiern wir schon am Sonntag. Welche Gedanken sind für mich hilfreich von den unzähligen, die Niklaus von Flüe für uns bereithält?Zum einen: der Überdruss, den er bekommen hat von dem neu aufkommenden Streben nach Geld und Reichtum. Jeder fing damals an, hinter Geld und Wohlstand herzujagen, davon liessen viele ihr ganzes Leben bestimmen. Dafür haben sie den Zaun zu weit gemacht, den falschen Grenzzaun, mit dem sie den Nachbarn betrogen haben. Dafür verkaufte man das kostbare Bürgerrecht an fremde Leute, deren guter Ruf überhaupt nicht sicher war. Dieser Überdruss hat in Niklaus einen Ekel ausgelöst und hat ihn körperlich krank gemacht. «Weniger ist mehr.» Erst das heilt Bruder Klaus. Ich kann von ihm lernen: Das materielle Mehr kann nicht das Entscheidende sein. Ich sollte nicht davon mein ganzes Leben bestimmen lassen. Mein Leben wird mehr, wenn es bestimmt wird von anderem. Ich möchte mir von Bruder Klaus die Augen öffnen lassen: Von was möchte ich mein Leben wirklich bestimmen lassen?Zum Zweiten: Die Menschen waren richtig aufgestellt nach einem Besuch bei Bruder Klaus. Es hiess früher: «Bruder Klaus ermahnt den Jüngling von Burgdorf.» Nein! Richtig ist: Bruder Klaus ermutigt den Jüngling von Burgdorf!Das ist ein Unterschied. Er bestärkt den jungen Mann in dem, was der als richtig erkannt hat, wovon andere ihn abhalten wollten. Natürlich waren damit nicht alle seine Probleme gelöst und nicht alle Steine aus seinem Weg weggeräumt. Aber Niklaus macht ihm Mut, gibt ihm Kraft. Heute liegen manche Steine auf unserem Weg. Aber sagt uns nicht Bruder Klaus: Du hast die Kraft dafür, um deinen Weg zu gehen da, wo du das Richtige für hier und für dich erkannt hast. Auch Dorothee hat dieses Aufgestellte ausgestrahlt, und sie hat es selbst gelebt. Eine verhärmte und niedergedrückte Frau hatte einer der Besucher erwartet – stattdessen begegnet er einer aufgestell- ten, lebensfrohen Dorothee. Ich möchte von Bruder Klaus lernen, mutig die Steine anzuschauen, die auf unserem Weg liegen; sie nicht verleugnen oder so tun müssen, als ob sie gar nicht da wären. Aber ich möchte sie mit Kraft und Mut angehen, aufgestellt und fröhlich. Niklaus und Dorothee haben sich darin gegenseitig bestärkt.Reinhard PaulzenPastoralassistent in Heerbrugg