«Wem der Schuh passt, der ziehe ihn an.» So sagt uns der Volksmund mit einem Sprichwort. Also müssen wir oft gar nicht ausdrücklich ermahnen oder schimpfen. Bei wem etwas schiefläuft, der merkt das oft selbst und kann dann selbst Abhilfe leisten.Das kann heissen, wer den ganzen Sommer über nicht einen Tag lang die Wanderschuhe angezogen hat, oder nicht einen Tag einmal weggefahren ist, der weiss selbst, dass man auch einmal Abstand nehmen, sich erholen, neue Kraft tanken muss.Und wer sich zum Auftanken niemals von seiner Arbeit oder von seinen Familienaufgaben lösen konnte, der weiss selbst, dass er sich «diesen Schuh anziehen» muss. Es kann sein, dass er den Wanderschuh nicht angezogen hat, weil er in seiner Firma «die Stellung gehalten» hat und während der Schulferien den Familienvätern und -müttern den Vorzug gegeben hat und er selbst erst im September seine Ferien nehmen will. Vielleicht ist dieses Jahr auch wegen Corona alles anders gelaufen. Aber vielleicht meint er auch, dass es ohne ihn nicht geht, dann muss er sich an das berühmte Wort des heiligen Papstes Johannes XXIII. erinnern: «Johannes, nimm dich doch nicht so wichtig!»Dann «wird ein Schuh draus» für ihn.Mal die Wanderschuhe anziehen oder mal zwischendurch einen Tag wegfahren, das kann man auch zwischen der Arbeit im Spätsommer noch, auch dann kann man noch einmal ausspannen und neue Kraft tanken. «Kommt alle her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch neue Kraft geben. Bei mir werdet ihr Ruhe finden für euch und eure Seelen.» (Mt 11, 28f) Es kann auch heissen: «Zieh dir deine Schuhe an und lenk deine Schritte mal wieder zu einem Gottesdienst hin. Denn auch dies kann dir rich-tig guttun: Eine knappe Stunde lang beten und singen, gemeinsam bei Gott sein, auf sein Wort hören, eine Zeit, wo niemand eine Leistung von dir verlangt.» Wem der Schuh passt, der zieht ihn an.Die Schuhe können uns auch an jene Indianer aus Nordamerika erinnern, die gebetet haben: «Grosser Geist, hilf mir, dass ich niemanden verurteile, bevor ich nicht drei Monde lang in seinen Mokassins gegangen bin.»«Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!», sagt Jesus dazu in der Bergpredigt.Für viele Menschen geht jetzt nach den Ferien der ganze Stress des Alltags so richtig wieder los mit all den tausend kleinen und grossen Wegen, die wir für unsere Arbeit oder in unserem Alltag gehen müssen. Und dann heisst der Schuh in dem Wort von Jesus selbst: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Zeit.»Rheinhard PaulzenPastoralassistent in Heerbrugg