Es ist Sommer, ich geniesse die stille Zeit, in der die Luft flirrt, sehe dem Schatten der Blätter zu, lese – lege das Buch wieder beiseite und gehe meinen Gedanken nach. Das Losungswort von heute ist: «Gott machte den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.» (1. Mose, 27) – und der neutestamentliche Vers aus Epheser 2, 10: «Gottes Werk sind wir, geschaffen zu guten Werken in Jesus Christus. Gott hat diese Werke zuvor schon bereitet, dass wir in ihnen leben sollen.»Ich lese diese Worte mit Schmerz. Gott hat alles so gut geschaffen – und was haben wir mit der Welt, den Tieren, der Natur, unseren Mitmenschen angestellt? Weil wir Zielen hinterherlaufen, die die Welt zerstören. Und einfach weitermachen, obwohl wir alle seit den 70er-Jahren gewarnt sind vor den dramatischen Folgen unseres Konsums.Wer sind wir bloss?, frage ich mich. Vielleicht ein Teil von allem? Ein Teil vom Chaos, ein Teil vom Paradies; wir haben Anteil an der Verschwendung und Anteil an der Verheissung. Anteil an der Ausbeutung und von Gott her Anteil am Reich Gottes. Wir sind schuldig und wir hoffen auf Vergebung und Erlösung – und dass wir zusammen einen Weg finden aus diesem weltweiten Elend. Auch wenn es uns jetzt noch gut geht: Wir ahnen, was sich unwiederbringlich, zerstörerisch in unserer Welt ereignet. Und wir halten uns noch die Opfer vom Leibe, die eine Arche brauchen zum Überleben. Gott, du bist da, gibst uns weiter deinen Atem: treu, fest, wahrhaftig und gerecht. Wo sind wir sichtbar und stehen für dich ein? Gott, du bist ganz schön allein. Doch Gott sei Dank gibt es Hoffnungsmenschen, die an ihrem Ort kleine Wunder vollbringen mit Fantasie, Durchhaltevermögen und Liebe zum Leben. Die Friedensnobelpreisträgerin von 2004, Wangari Maathai aus Kenia, «Mutter der Bäume» wurde sie genannt. Mehr als 40 Mio. Bäume hat sie gepflanzt, zusammen mit Tausenden von Frauen, um die Versteppung von Kenia aufzuhalten. Bäume halten das Wasser fest und den Boden. Ihre Grüngürtel-Bewegung breitet sich in 20 Ländern Afrikas aus, auch gegen korrupte Machthaber. Vor sieben Jahren starb sie, aber ihr Vermächtnis wächst weiter. «Wenn wir Bäume pflanzen, pflanzen wir die Saat für Frieden und Hoffnung.» Silke DohrmannPfarrerin in Widnau und Kriessern