Gert BrudererJedenfalls sagt dies der in Berneck lebende Mario Hutter, der aber hinzufügt, seine Frau würde wohl einwenden, er behaupte das seit Jahren. Nach Jahren der Selbstbeschränkung sieht es nun aber tatsächlich sehr gut aus. Auch Gattin Petra, Buchhalterin von Beruf, ist mittlerweile in der Firma tätig und hier für die Finanzen zuständig. Seit letztem Jahr schreibt Swozi – das junge Unternehmen, mit dem der 43-Jährige 2016 so richtig begann – schwarze Zahlen.Mario Hutter ist in Diepoldsau aufgewachsen, hat nach der kaufmännischen Lehre die Fachhochschule für Wirtschaft besucht, kam dann zu Leica Geosystems, war hier zunächst mit Controlling beschäftigt und dann mit dem Aufbau des landwirtschaftlichen Leica-Kundensegments in Australien und Neuseeland. Fünf Jahre lebte er in Australien, wo Traktoren automatisch die riesigen Felder bearbeiten, satellitengesteuert, per GPS. Der Farmer sitzt nur noch pro forma am Steuer, weil er muss, zur Sicherheit.Ohne Job nach einer Idee gesuchtAls Hutter, zurück in der Schweiz, wegen einer Reorganisation den Job verlor und vier seiner Kollegen dasselbe Schicksal ereilte, begann die Suche nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für GPS-Technologie. Weil die Idee nahe lag, begannen Hutter und seine Kollegen, sich mit der Markierung von Sportplätzen zu beschäftigen, dem Ziehen der weissen Linien, die ein Spielfeld begrenzen oder durch dieses hin- durchführen. 2011 wurde mit der Entwicklung begonnen – hobbymässig, aber zielgerichtet. Mario Hutter, der drei Töchter im Alter von 13, zehn und zwei Jahren hat, widmete sich dem Thema zuerst in seinem Bernecker Zuhause und dann im Untergeschoss der ehemaligen Stickerei seines Vaters, im Stofflager. Inzwischen ist der Vater pensioniert und Hutters Firma Swozi im ehemaligen Stickereigebäude zu Hause.Den ersten öffentlichen Auftritt hatte Swozi, als es das Unternehmen noch gar nicht gab, zwei Jahre vor der Gründung. Das war im Rahmen der Spendensammelaktion «Jeder Rappen zählt» im Jahr 2013, als spendende Fussballclubs eine Gratis-Linienmarkierung versprochen bekamen. Etwa zehn Vereine waren schliesslich zu bedienen – unter anderem der FC Teufen, der auf der Stelle überzeugt war und sogleich ein Markierungsgerät haben wollte. Für Hutter war damals schon klar: Das Hobby sollte zum Job werden, die Idee zum Geschäftsmodell.Heute sind, Chef inklusive, zehn Mitarbeitende für Swozi tätig, sechs davon in der Schweiz, die andern in Australien, wo ein ähnlich grosser Raum wie in Diepoldsau zur Verfügung steht und das technische Know-how versammelt ist.Das Unternehmen hat zwei gleichwertige Standbeine. Das eine ist die Herstellung von Markierungsmaschinen, das andere sind Engineering-Projekte für Dritte wie beispielsweise den Frankfurter Flughafen. Dessen Mäher verwandelt Swozi in ein Hightech-Objekt. Die eineinhalb Tonnen schwere Maschine mit Raupen ist künftig ein Mähroboter mit der Fähigkeit, strategisch seine Arbeit zu verrichten.Der Platzwart muss nicht mehr aufpassenFür seine eigenen Produkte, die Markierungsmaschinen, hat das Diepoldsauer Unternehmen einen beweglichen Arm entwickelt, auf dessen Spritzkopf ein GPS-Empfänger angebracht ist. Auf der Lenkstange des Gefährts befindet sich die Vorrichtung für ein Tablet, damit unter Verwendung einer entsprechenden App die Markierungsaufgaben sich anpacken lassen. Schiebt nun zum Beispiel ein Platzwart die Maschine geradeaus, wird dank des GPS und des beweglichen Arms sehr zuverlässig eine schnurgerade Linie gezogen. Weicht der Platzwart allzu stark von seiner Richtung ab, unterbricht die Pumpvorrichtung das Spritzen.Ohne Maschine dauert das Herrichten des Spielfeldes mit all den nötigen weissen Linien drei bis vier Stunden, wenn die Arbeit zu zweit erledigt wird. Ist eine Maschine im Einsatz, kann jemand allein die Aufgabe in zwanzig Minuten erledigen.Es stehen drei Maschinentypen zur Verfügung: Es gibt Geräte zum Schieben, solche, auf denen sich Platz nehmen lässt und als dritte Version eine vollautomatische Maschine. Diese ist, weil irgendwann die Batterie nachzuladen und die Farbe nachzufüllen ist, für Clubs mit maximal drei Spielfeldern geeignet.Für Felder in der Halle, wo der Empfang via Satellit nicht möglich ist, dient als Steuerinstrument ein Lasertracker. Zum Einsatz kommen eine robotische Totalstation des ehemaligen Ar- beitgebers Leica Geosystems sowie ein Prisma, das aufs Markierungsgerät aufgesetzt wird. Von der Leica-Station ist aufs Prisma ein Laser gerichtet, der Distanz und Winkel ermittelt und das gleiche Markierungsresultat wie unter freiem Himmel ermöglicht.«Git’s denn da nöd scho?»Stellt Mario Hutter die Erfindung seines Unternehmens irgendwo vor, bekommt er mit grosser Wahrscheinlichkeit zwei Dinge zu hören. Erstens: «Dia Idee han i au scho kha.» Und zweitens: «Git’s denn da nöd scho?» Beide Bemerkungen belustigen ihn. Gerade in der Tech-Branche werde vieles vollmundig angekündigt, das dann «nicht hält, was es verspricht».Die Markierungsidee habe die eigene Firma wohl nicht als erste gehabt, aber als erste so umgesetzt, dass es wirklich perfekt funktioniere. Von den heute insgesamt vier Marktplayern sei Swozi das Unternehmen, das zwar wie die anderen das GPS-System benütze, doch alles andere mache man selbst völlig anders.Dass die Idee Nachahmer fand, findet Mario Hutter gut. Denn in diesem Fall bewirke die Konkurrenz, dass die Nachfrage nach Robotiklösungen schneller wachse, was fürs eigene Geschäft von Vorteil sei. Vertreten ist Swozi mit einem Vertrieb in acht europäischen Ländern, in Australien und Neuseeland sowie in den USA und in Kanada.Beliefern konnte Hutters Unternehmen bisher so namhafte Fussballvereine wie den FC Bayern München und den FC Basel. Auch der FC Sion sowie der VfL Wolfsburg arbeiten mit Diepoldsauer Präzision, ebenso die Stadt Winterthur und die Stadt Zürich. In der Region erleichtern Swozi-Maschinen dem FC Au-Berneck, dem FC Buchs und dem FC Vaduz das Ziehen der Spielfeldlinien.Weil alle Maschinen mit der Cloud verbunden sind, ist eine effiziente Fernwartung möglich. Die Technologie erlaubt es den Vereinen auch, die Markierungsaufgaben auszulagern oder sich für die Erfüllung der manuell aufwendigen Arbeit mit anderen Clubs zusammenzuschliessen.Dass die Sport-Toto-Gesellschaft die Anschaffung von Geräten, wie das Diepoldsauer Unternehmen sie herstellt, finanziell unterstützt, ist nicht nur für interessierte Vereine, sondern auch für die Hersteller das Tüpfelchen auf dem i.