22.03.2020

Weil Absperrung missachtet wurde

Kaum war er fertig, musste der neue Belag auf dem Radweg im Rheinvorland bereits wieder ausgebessert werden.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Letzten Herbst hat die Gemeinde Oberriet auf dem Radweg im Rheinvorland zwischen Montlingen und Kriessern einen ­neuen Kiesbelag einbauen lassen. Wegen der guten Erfahrungen, die man in Diepolds­au mit dem Material gemacht hat, mit Planiermaterial aus Andeerer Granit. Kaum war der Radweg fertig, wurde der Weg von der Gemeinde aber bereits wieder gesperrt.An allen Vorversammlungen, die in der zweiten Märzwoche noch stattgefunden hatten, war das ein Thema. Die Sperrung hatte einen guten Grund, erklärten die Gemeinderäte Martin Stieger in Oberriet, Pascal Benz in Montlingen und Stefan Lüchinger in Kriessern. Das Planiermaterial hätte sich nach dem Einbau nämlich vier bis fünf Wochen lang setzen sollen. Es hätte sich in dieser Zeit dermassen verdichtet, dass es fast wie ein Hartbelag zu befahren gewesen wäre. «Vielleicht nicht grad für schmalrädrige Rennvelos, aber immerhin für normale Velos», meinte Pascal Benz.«Verbote werden einfach nicht mehr respektiert»Allerdings haben sich dann viele nicht an die Absperrung gehalten. Nicht nur Velofahrer: Besonders geschadet hätten die Reiter, wurde erklärt. Statt hart wurde der Belag ihretwegen löchrig. Gemeindepräsident Rolf Huber lässt seinem Frust darüber freien Lauf: «Das waren Schäden, die nicht hätten sein müssen», schreibt er auf Nachfrage. Er sieht dahinter ein gesellschaftliches Problem: «Absperrungen und Verbote werden einfach nicht mehr respektiert.»Inzwischen seien die Löcher im feinen Kiesbelag wieder ausgebessert worden, sagte Pascal Benz in Montlingen. Um Unebenheiten auszugleichen, wolle man den Belag im Spätfrühling noch einmal auswalzen lassen.Bei den Zugängen zum Radwegabschnitt mit dem neuen Belag hat das Gemeindebauamt grosse Schilder aufgestellt, auf denen Reiter gebeten werden, mit ihrem Pferd weder zu galoppieren, noch zu traben. «Gemütliches Reiten ist kein Problem», stellt Rolf Huber klar.Reiter dürfen bald neben dem Radweg reitenKünftig soll den Reitern ein anderthalb Meter breiter Streifen Wiesland entlang des Radwegs zur Verfügung stehen. Die Gemeinde hat sich mit dem Rheinunternehmen (das Rheinvorland gehört dem Kanton) darauf verständigt. Entsprechende Hinweisschilder werde man aufstellen, sobald die Pächter vom Rheinunternehmen informiert worden seien.Zu diesem Tamtam wäre es freilich nicht gekommen, wäre ein Hartbelag eingebaut worden. Dies wird von verschiedener Seite seit bald Jahrzehnten gefordert, weil damit eine Lücke im Radweg dem Rhein entlang geschlossen und die Radwegumleitung dem Zapfenbach entlang wegfallen würde. Die Gemeinde hätte diesem Wunsch gerne entsprochen, schon als Walter Hess noch Gemeindepräsident war.Umweltvereine und -verbände wehrten sich wiederholt erfolgreich dagegen. Zum einen wegen selten gewordener Vogelarten wie dem Schwarz- und dem Braunkehlchen, die in diesem Gebiet noch vorkommen, die aber durch den zu erwartenden Mehrverkehr gestört würden. Und während eine Strasse mit Belag der Tierwelt nichts bringe, sei ein Kiesweg doch von einigem Nutzen, besonders für Vögel, lautete die Argumentation, die dazu führte, dass auch im Landschaftsentwicklungskonzept Rheintal festgehalten wurde, dass die Wege auf dem Hochwasserdamm und im Rheinvorland auf diesem Abschnitt als Kieswege belassen bleiben sollen.Mit dem Kiesbelag aus Andeerer Granit sieht Rolf Huber immerhin einen Kompromiss gefunden. Zwar werden Rennvelofahrer und Skater zwischen Montlingen und Kriessner Wäldli nach wie vor dem Zapfenbach entlang fahren müssen. Für alle andern Velofahrer konnte der Fahrkomfort aber wesentlich verbessert werden.Sinnvoll, selbst wenn Rhesi den Weg verlegen sollteStefan Lüchinger hielt an der Vorversammlung in Kriessern ausserdem fest, dass der Einbau des neuen Belags kein zum Fenster hinaus geworfenes Geld sei, selbst wenn der Radweg im Zuge des Hochwasserschutzprojekts Rhesi verlegt werden müsste. Denn wann mit dem Bau begonnen werden könne, sei nach wie vor offen. Und bis die Arbeiten bis auf Höhe Kriessern fortgeschritten seien, dürfte es 2035 bis 2040 werden, meinte Lüchinger. Womit reichlich Zeit bleibt, den Weg zu nutzen.

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