13.05.2019

Weder geschossen noch vertrieben

Weil im Herbst und Winter frische Frassspuren fehlten, befürchten Naturfreunde, die «Baffles»-Biber könnten verschwunden, schlimmstenfalls dezimiert worden sein. Noch scheinen sie aber da zu sein.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerVor etwas mehr als einem Jahr berichteten wir über die Biber, die Stadt und Melioration Sorge bereiten. Die Nager – vermutlich ein Paar – stauten die Wasserläufe des Grabens am Ende der mittleren Bafflesstrasse, was bei der Entwässerung des Industriegebiets zu Problemen führte. Am Siedlungsrand zum Riet hat sich der Bafflesgraben immer dann gestaut, wenn der Kesselbach-Pegel zu hoch war. Deshalb kam es im Gebiet hin und wieder zu Überschwemmungen. Um den Problemen entgegenzuwirken, entstanden im Jahr 2000 die beiden Gruben und weiter unten am Bafflesgraben zwei lang gezogene Retentionsbecken.Eine Biberfamilie könnte im Baffles wohnenWeil der Biber vor etwa zwei Jahren drei Dämme in den Kanal gebaut hat, ist das Entwässerungssystem gestört. In trockenen Perioden, wie beispielsweise vergangenen Sommer, schaden die Dämme nicht. Bei Hochwasser allerdings ist die Wasserrückhaltekapazität um das vom Biber aufgestaute Volumen reduziert. Um eine Überschwemmung zu verhindern, hat man Rohre in die beiden oberen Dämme gelegt, die ein höheres Aufstauen des Wassers verhindern. Die Leute, die hin und wieder im Gebiet und bei den Retentionsbecken unterwegs sind, kann Wildhüter Silvan Eugster beruhigen: «Ich war letztmals im März bei den Becken, da war der Biber noch da.» Er geht davon aus, dass ein Paar im Entwässerungsgraben haust, das möglicherweise erstmals Junge habe.Im Gegensatz zu Bayern ist hier Jagd kein ThemaDer Wildhüter schätzt, dass heute in seinem Zuständigkeitsbereich zwischen Rebstein und Wartau etwa 40 Biber beheimatet sind. Der Bestand der Nager in der Region nimmt in den nächsten Jahren rasant zu, glaubt Silvan Eugster. Dennoch ist das Umsiedeln oder gar Schiessen von Bibern kein Thema. Anders ist es in Bayern. «Ich habe dort einige Jahre gearbeitet. Jährlich schiesst man dort gegen 3000 Biber», sagt der Wildhüter. Nehmen die Tiere im Rheintal überhand, könnte die Biberjagd auch hier nötig sein. Denn die Rheinebene wurde einst entwässert, um landwirtschaftlich nutzbaren Boden zu gewinnen.Mehr Probleme am Rhein als an der ThurWeil das Gefälle und damit der Abfluss des Wassers vergleichsweise gering ist, könnten die Biberburgen eines Tages problematisch werden. «Im Einzugsgebiet der Thur haben wir vergleichsweise wenig Probleme, weil viel weniger Flächen landwirtschaftlich nutzbar sind», sagt der Wildhüter. Und dass die Nager von sich aus ein Revier verlassen, ist unwahrscheinlich. Solange sie Wasser zum Stauen und Futter haben.

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