09.10.2020

«Webende Weiber»

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Der Altweibersommer ist ein häufig auftretendes Wetterphänomen im Herbst, meistens im Laufe des Oktobers. Der Ausdruck Altweiber kommt nicht von al-ten Frauen, sondern von Spinnwebenfäden und von alt im Sinne von spät im Jahr. Trotzdem ist diese Allegorie doch interessant, denn das Bild alter Frauen mit silbernem, wie aus Spinnweben gewobenem, langem Haar passt doch irgendwie in die Stimmung. Besonders dann, wenn wir uns die Mühe machen, frühmorgens in den Garten oder ins Feld raus zu gehen, um die ersten Sonnenstrahlen zu geniessen. Zwischen den Gräsern und Ästen der Sträucher haften Spinnennetze, meist mit Morgentau behangen. Sie ergeben ein herrliches Bild. Im Volksglauben werden die Spinnweben auch für Gespinste von Elfen, Zwergen und anderen mythologischen Figuren gehalten.Nicht umsonst ist meine Antwort auf die Frage: «Wann muss ich meine Pflanzen im Herbst zurückschneiden?», meistens die: «Erst im Frühling!» Die stehen gelassenen Samenstände von Stauden und Gräsern bilden sowohl für Spinnennetze im Herbst, als auch für Raureif im Winter prächti-ge Grundlagen. Denn wo nichts steht, da kann auch nichts hängen.Als willkommene Schönwetterphase gehört der Altweibersommer zu den bekanntesten Regelfällen im Wetterverlauf eines Jahres. Er ist besonders in unseren Berglagen verbrei-tet, denn im Flachland werden diese Schönwetterlagen zu oft durch Hochnebel oder Nebel verdeckt.Dadurch ist der Altweibersommer auch gut mit dem englisch-amerikanischen Ausdruck des Indian Summers zu vergleichen. So wird die Zeit während weniger Wochen genannt, wo die grossen Wälder und Parks in den herrlichsten Herbstfarben ein letztes Mal «erblühen». Darum heisst die Devise: Raus jetzt, in Wald und Flur! So bunt und schön wird es dieses Jahr nicht mehr. Geniessen wir die Sonne, die Farben und das gute Gefühl des ausklingenden Sommers. Gartenarbeiten dürfen noch hinausgezögert werden, denn die ersten Einwinterungsmassnahmen können noch gut und gern zwei bis drei Wochen warten.Bert StankowskiWeisslingenwww.hostako.npage.eu

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