Kurt LatzerDas Hochwasser letzte Woche brachte zwar nicht so viel Wasser wie jenes von 2016, war aber für die Wuhre des Mittelgerinnes nicht weniger belastend. Unterhalb von St. Margrethen schlug das Wasser eine Bresche in den Schutzbau. Seither fliesst ein Teil des Rheins nicht in seinem angestammten Bett, sondern im Rheinvorland in Richtung See. «In den Jahren 2016 und 2017 sind jeweils am linken Ufer unterhalb der Brücke Hard-Fussach Brüche des Mittelwuhrs aufgetreten», sagt der österreichische Rheinbauleiter Mathias Speckle.Wühltiere und Wurzelstöcke sind eine GefahrWas aber hat den Bruch des Wuhrs ausgelöst? «Der Bruch befindet sich bei Kilometer 85,90 in einem Aussenbogen (Prallufer). Die genaue Ursache ist unbekannt. Das Alter der Mittelwuhre spielt vermutlich auch eine Rolle», sagt Speckle. Die Mittelwuhre sei mit relativ kleinen Steinen gemauert worden. Voraussetzung für die Standsicherheit ist ein lückenloser Verbund zwischen den Steinen. Wenn ein Einzelstein beispielsweise infolge von Wühltier-Aktivität, Wurzeleinwuchs oder dergleichen aus dem Verbund entfernt wird, entsteht ein möglicher Angriffspunkt für Ausspülungen bei Hochwasser. «Das kann dann zum Totalversagen führen», sagt Speckle. Wann das Wuhr repariert wird, ist noch offen. Das hängt laut dem Rheinbauleiter vom Wasserstand ab.Auf Schweizer Seite sind alle Wuhre heil gebliebenKönnte man die Lücke im «Damm» nicht einfach Lücke sein lassen: Bei Rhesi sollen die Mittelwuhre ja so oder so verschwinden? «Bis zum Baubeginn von Rhesi muss der Bestand erhalten werden.Daher wird die Lücke im Mittelwuhr wieder geschlossen», sagt Mathias Speckle. Ausser den Bauten des Mittelgerinnes werden nach jedem Hochwasser auch die Hochwasserdämme kontrolliert.Auch auf Schweizer Seite wurden die Schutzwälle des Mittelgerinnes überflutet. Hat es Schäden gegeben? Kurt Köppel, Leiter des Rheinunternehmens in Widnau: «Wir haben nach dem letzten Ereignis die sogenannte Wasseranschlagslinie aufgenommen, bei uns ist mit den Wuhren im Mittelgerinne alles in Ordnung.» Im Zusammenhang mit dem Wuhr-Bruch in Lustenau hat Kurt Köppel eine Meinung: Bereits beim Hochwasser im Jahr 2016 sei in der Nähe des neuen Bruchs ein Stück herausgebrochen. «Wenn einmal ein Teil des Wuhrs herausgebrochen ist, ist es schwer, bei einer Reparatur das bestehende Material eines Wuhrs mit dem neuen zu verbinden», sagt Köppel. Dass dies die Ursache für das Loch im Schutzwall ist, sei allerdings nur eine Vermutung.Nach jedem Hochwasser gibt es entlang des Flusses Begehungen mit Wasserbau-Fachleuten und Geologen. Zudem wird mit Experten des Landwirtschaftlichen Zentrums in Salez überprüft, wie sehr der Boden im Rheinvorland gelitten hat und welche Einschränkungen für die landwirtschaftliche Nutzung bestehen.