11.12.2018

Was Zahlen über die Region verraten

Bodenseekreis:  Die Bevölkerung der internationalen Bodenseeregion wächst. Von 4,05 Mio Menschen in der Bodenseeregion leben 2,41 Millionen in der Schweiz. Allgemein zeigt sich eine niedrige Arbeitslosenquote rund um den See. Der Tourismus boomt auf der deutschen Seite und stagniert in der Schweiz.

Von Georg Wex
aktualisiert am 03.11.2022
Wie viele Menschen leben eigentlich in der Bodenseeregion? Wie viele Erwerbstätige gibt es und wie viele Arbeitslose? Wie entwickelt sich der Tourismus? Auf diese Fragen geben die Zahlen der Statistikplattform Bodensee Antworten. Die Statistikplattform ist eine Arbeitsgruppe der Kommission Wirtschaft der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) und hat ihren Sitz bei der Fachstelle für Statistik des Kantons St. Gallen.Bevölkerung: Rund 4,05 Millionen Menschen leben in der Bodenseeregion, davon 1,21 Millionen auf deutschem Gebiet, 2,41 Millionen in der Schweiz, rund 390000 in Vorarlberg und 38000 in Liechtenstein – Tendenz leicht steigend, in der Schweiz sogar von etwa einem Prozent im Jahr. Das grösste Wachstum hat der Kanton Thurgau, berichtet Lutz Benson, Geschäftsführer der Statistikplattform. Ursache sind vor allem interkantonale Wanderungen. Der Anteil der über 64-Jährigen beträgt insgesamt 18,3 Prozent, der unter 20-Jährigen insgesamt 20 Prozent. Am dichtesten besiedelt sind die Stadt Kempten mit 1101,6 Menschen und der Kanton Zürich mit 916,9 Menschen pro Quadratkilometer der produktiven Fläche. Am schwächsten besiedelt ist der Kreis Sigmaringen mit 109,7 Menschen pro Quadratkilometer der produktiven Fläche.Arbeit: Rund 2,2 Millionen Erwerbstätige gibt es in der internationalen Bodenseeregion. Im letztgenannten Erhebungsjahr 2015 arbeiteten davon 73 Prozent im Dienstleistungssektor, 25 Prozent im produzierenden Gewerbe und in der Landwirtschaft rund zwei Prozent.Arbeitslosigkeit: Nach dem September-Bericht des Arbeitsmarktmonitorings waren 55715 Menschen bei den Arbeitsmarktbehörden in der internationalen Bodenseeregion als arbeitslos registriert. Seit 2017 sinken die absoluten Arbeitslosenzahlen. Insgesamt haben sich diese laut Newsletter der Statistikplattform gegenüber dem Monat September vor fünf Jahren um 16 Prozent vermindert. Der Anteil der Frauen beträgt 47,5 Prozent, der Anteil der Ausländer liegt bei 37,8 Prozent. 30,1 Prozent aller registrierten Arbeitslosen in der Bodenseeregion sind 50 Jahre oder älter. Die Arbeitslosenquoten liegen in der deutschen Region 2,4 und in der österreichischen Region 1,8 Prozentpunkte tiefer als in den jeweiligen Staaten mit fünf beziehungsweise 6,9 Prozent. In der Schweizer Bodenseeregion liegt sie bei 2,2 Prozent (Gesamtschweiz 2,4 Prozent) und in Liechtenstein bei 1,5 Prozent.Pendler: Arbeitspendler, sogenannte Grenzgänger, gibt es vor allem von Deutschland in Richtung Schweiz sowie von Vorarlberg und der Schweiz in Richtung Liechtenstein. Nach Zahlen von 2016 gab es 20000 Grenzgänger von Deutschland in die Schweiz, umgekehrt nur 600. Von Österreich pendelten 7500 Menschen in die Schweiz, umgekehrt praktisch keine. 20000 Grenzgänger gibt es von Österreich, der Schweiz sowie in sehr geringem Umfang auch aus Deutschland nach Liechtenstein. Das sind rund die Hälfte aller Erwerbstätigen im Fürstentum. Die Zahl der Arbeitspendler zwischen Vorarlberg und der deutschen Bodenseeregion ist nach Angaben der Statistikplattform Bodensee mit 4900 Menschen eher gering.Tourismus: Der Tourismus boomt auf deutscher Seite und stagniert in der Schweiz. 2016 wurden 20,3 Millionen Gästeübernachtungen in Hotelleriebetrieben ab zehn Betten gezählt. Das ist ein Plus von 3,6 Prozent. Prozentual verteilen sich diese zu 40 Prozent auf die deutschen Landkreise, 33 Prozent auf die Schweizer Kantone, 26 Prozent auf Vorarlberg und unter ein Prozent auf Liechtenstein. Spitzenreiter in Deutschland ist der Landkreis Oberallgäu mit 923456 Übernachtungen, gefolgt vom Bodenseekreis mit 792453 und dem Kreis Konstanz mit 652169. In der Schweiz liegt der Kanton Zürich vorne: 2,97 Millionen Übernachtungen. Vorarlberg kommt auf 1,62 Millionen Nächte. Statistikplattform für die Bodenseeregion Die Anfänge der Statistikplattform Bodensee gehen zurück auf das Jahr 2004, als begonnen wurde, die Daten der internationalen Bodenseeregion grenzüberschreitend zentral zu sammeln. Zunächst entwickelte und betreute das Beratungsunternehmen Translake GmbH in Konstanz das Projekt im Auftrag der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) und im Zuge des Interreg-Programms Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein. In der IBK sind die in der Bodenseeregion liegenden deutschen und österreichischen Bundesländer, die Schweizer Kantone und das Fürstentum Liechtenstein zusammengeschlossen. Translake koordinierte die Zusammenarbeit von Statistikämtern der Länder und Kantone, Industrie- und Handelskammern (IHK) und der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH (IBT). Nach sieben Jahren wurde daraus eine dauerhafte Arbeitsgruppe der Kommission Wirtschaft der IBK, angesiedelt im Volkswirtschaftsdepartement, Fachstelle für Statistik, im Kanton St. Gallen. Erhoben werden Daten zu Flächen, Bevölkerung, Beschäftigung, Wirtschaft und Tourismus. «Relativ neu ist das Arbeitsmonitoring», berichtet Lutz Benson, Geschäftsführer der Statistikplattform. Eingeführt wurde es vor drei Jahren. «Das ist der Bereich, der am intensivsten bewirtschaftet wird», sagt Benson. In jeder zweiten Woche nach Monatsende gibt es an einem Werktag neue Zahlen und alle drei Monate einen Newsletter. Die Statistikplattform stellt Kennzahlen zum grenzüberschreitenden Bodenseeraum zur Verfügung. Die veröffentlichten Zahlen sind von der Internetplattform abrufbar. Genutzt werden die Daten von den IBK-Geschäftsstellen und den Stellen für Interreg-Projekte, weiss Benson. Es gebe gelegentlich auch Nutzungen über das IBK-Gebiet hinaus, beispielsweise zur Vorbereitung grenzüberschreitender Planungen im Bereich der Raumordnung (Raumordnungskataster). Dazu kommen direkte Anfragen aus der Wissenschaft, von Studierenden und Privatpersonen. Die Daten selber kommen von den statistischen Einrichtungen in den jeweiligen Ländern und Einrichtungen. In der Regel, sagt Lutz Benson, werden die Statistiken, vom Arbeitsmonitoring abgesehen, einmal im Jahr aktualisiert. Alle drei Jahre wird ein Faltblatt «Die internationale Bodenseeregion in Zahlen» veröffentlicht, zuletzt 2017, das ebenfalls online abrufbar ist: www.statistik-bodensee.org.     

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