Dass man die Rheindämme fit für künftige Hochwasser macht, ist ja gut und recht, meinte Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen Partei aus Altstätten Mitte Dezember in einer Anfrage an die Regierung sinngemäss. Es gehe aber nicht an, dass dabei der Lebensraum selten gewordener Tier- und Pflanzenarten zerstört werde.Anlass für den Vorstoss war die vom Kanton St. Gallen und dem Fürstentum Liechtenstein angekündigte Sanierung mehrerer Dammabschnitte, in erster Linie jener zwischen Buchs und Sevelen sowie zwischen Schaan und Triesen. Der Kanton St. Gallen prüfe aber auch die Dammabschnitte bis hinauf nach Bad Ragaz und bis hinab nach Rüthi auf einen allfälligen Sanierungsbedarf, hiess es an einer Medienorientierung in Schaan.Gschwend wehrt sich vor allem gegen das Abschürfen von Kiesbänken und das Ausmerzen von Sträuchern wasserseitig am Damm. Damit wollen die Wasserbauingenieure verhindern, dass sich noch mehr Sand und Kies ablagert, was die Abflusskapazität bei einem Hochwasser reduzieren und die Belastung auf den Damm erhöhen würde.Ein letzter Rest Natur im kanalisierten RheinGerade die Kiesbänke seien aber ein letzter Rest wertvoller Natur im kanalisierten Rhein: Gschwend erinnert an den auf den Kiesbänken Rüthi aufwärts brütenden Flussregenpfeifer. Die Population am Rhein mache gegen einen Drittel des Schweizer Bestands dieser seltenen Vogelart aus. Auf einigen Kiesbänken sei ausserdem die Deutsche Tamariske aufgekommen, eine Strauchart, die früher am Rhein fast auf seiner ganzen Länge bestandesbildend gewesen sei, die heute aber nur noch in Restbeständen vorkomme. Gschwend forderte deshalb eine umfassendere Interessenabwägung unter Beizug ausgewiesener Naturschutzfachleute.Das habe man durchaus getan, rechtfertigt sich die Regierung nun in ihrer Antwort. Im Wissen um die Tragweite des Eingriffs in die Natur habe man ab 2015 die Vegetation auf den betroffenen Kiesbänken detailliert kartiert. Ausserdem habe ein renommierter Hydraulikexperte in einem Gutachten den Einfluss der Bestockung bei einem Hochwasser beurteilt. Beides habe einem Ökobüro als Grundlage für ein Konzept zur Entfernung der Bestockung auf den Kiesbänken gedient. Darin sei vorgesehen, bestockte höhere Sandlinsen im Verlauf von sechs Jahren etappiert auf das Niveau der angrenzenden Kiesbank abzutragen. Im Konzept sei auch vorgesehen, die Tamarisken auf den tiefer liegenden Kiesflächen zu schützen.Der Lebensraum der Flussregenpfeifer und der Tamariske solle gerade auch bewahrt bleiben, indem man die Kiesbänke zugunsten dieser beiden Arten weitgehend bestockungsfrei halte, hält die Regierung fest. Ein Pilotprojekt im Winter vor einem Jahr habe gezeigt, dass dies funktioniere.Vegetationskartierung wird weitergeführtDie Regierung spricht sich auch für weitergehende Untersuchungen aus. Für die Vogelarten auf den Kiesbänken (im Besonderen für den Flussregenpfeifer und den Flussuferläufer) gebe es seit längerem Bestandesaufnahmen. Über die Verbreitung und die Häufigkeit der Pflanzen auf den Kiesbänken wisse man hingegen weniger. Das liege auch an der Dynamik der Kiesbänke, die von Hochwassern ja immer wieder abgetragen und neu abgelagert würden. Deswegen seien die erhobenen Daten immer nur zeitlich beschränkt gültig. Man werde die begonnenen Vegetationskartierungen aber die nächsten Jahre weiterführen, nicht zuletzt mit Blick auf den weiteren Unterhalt, verspricht die Regierung.