Hildegard BickelPlätze zum Chillen stehen zuoberst auf der Wunschliste der 12- bis 18-Jährigen. Auch ein Pumptrack, Basketballfelder oder eine MacDonalds- oder Starbucks-Filiale wären erwünscht. Es handelt sich um Resultate einer Umfrage, die sieben Studierende der Fachhochschule FHS St. Gallen durchführten. Sie analysierten in einem Praxisprojekt, wie es um die Kinderfreundlichkeit in Altstätten steht. Sind Sicherheit, Förderung und Infrastruktur gegeben? Fühlen sich die Jugendlichen wohl? «Was gefällt dir und was fehlt dir in Altstätten? Jetzt entscheidest du», lautete die Überschrift der Umfrage. 134 Jugendliche reichten den anonym ausgefüllten Online- Fragebogen ein. Die Ergebnisse stellten die Studierenden am Montagabend Vertretern der Schulsozialarbeit, des Stadtrats, der Schulleitung und der Jugendarbeit vor. Schulplätze als ProblemzonenDas Bedürfnis nach unbeaufsichtigten Freiräumen, Parks oder Feuerstellen ist bei den Jugendlichen gross. Oft begegnen sie sich auf der Suche nach Treffpunkten auf einem Schulareal zum «chillen». Das kann mit Problemen verbunden sein, weshalb immer öfter Überwachungskameras zum Einsatz kommen. Die Schulleiterin des Schulhauses Schöntal, Sabrina Sanseverino, erwähnte rauchende Jugendliche und Abfall, der liegengelassen wird, «obwohl Kübel zur Verfügung stehen». In der Umfrage hingegen fällt auf, dass sich auch die Jugendlichen an Zigarettenstummeln und Littering stören und nach mehr Abfallkübeln verlangen. Die Jugend lässt sich nicht in einen Topf werfen. Dies aufzuzeigen ist den Studierenden gelungen, denn sie wollten für die Umfrage Jugendliche aus verschiedenen Milieus und Schichten gewinnen, weshalb sie nebst Schulen auch mit Vereinen Kontakt aufgenommen haben. Das Verlangen nach Räumen und Plätzen ist bekannt. «Da sind wir dran», sagt Ruedi Gasser, Leiter Jugendarbeit Oberes Rheintal. Es gebe wohl Plätze am Waldrand, bei der Gesa, es fehle aber eine Willkommenskultur für die Jungen. Hier müsse angesetzt werden. Klares Signal, mitwirken zu wollenÜberrascht ist er vom deutlichen Willen der Jugendlichen, am «Altstätten der Zukunft» mitwirken zu wollen. «Sie möchten etwas beitragen, nicht nur wünschen.» Stadtrat Ruedi Dörig ergänzt: «Wir dürfen ein positives Bild der Jugend aus der Umfrage herauslesen.» Die meisten Umfrageteilnehmer sind im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Bei ihnen spiegelt sich der Wunsch nach zusätzlichen Angeboten im schulischen Bereich. Ein Schülerball, Reisen oder Ausflüge wurden genannt. Auch zu den Themen Gesundheit, Körper, Sport nahmen die Jugendlichen Stellung. Beim Stichwort Suchtmittel dominiert eine ablehnende Haltung. Die Schulsozialarbeiterin Veronika Bertolini war erfreut über die Antworten. Gleichzeitig staunt sie, dass viele mit ihrem Körper zufrieden sind, kennt sie doch aus der Praxis andere Fälle, wo das Aussehen nicht ok sei. Jugendarbeiter Jürgen Kratzer sagte, es sei wichtig, die Resultate der Umfrage an Lehrpersonen weiterzureichen. Ebenfalls hofft er, dass die Politik die Signale der Jugend aufnimmt. Stadtrat entscheidet über nächste SchritteDie Jugendarbeit Oberes Rheintal veranlasste eine Standortbestimmung, um das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» für Altstätten anzustreben. Im Kanton gibt es erst wenige Gemeinden mit diesem Label. Vor zwei Jahren wurde die Sicht der Erwachsenen zur Kinderfreundlichkeit eingeholt, und nun jene der Jugend. Die Kommission Kinder und Jugend wird über die nächsten Schritte entscheiden.Ist das Label erwünscht, folgt ein Antrag an den Stadtrat. Anschliessend wäre ein Aktionsplan mit konkreten Massnahmen nötig. Unicef sieht vor, den Aktionsplan während einer Umsetzungsfrist zu prüfen und zu begleiten, bevor die Auszeichnung verliehen wird.