22.07.2022

Was es braucht, um Offizier bei der Feuerwehr zu werden

50 Gruppenführerinnen und Gruppenführer nahmen kürzlich an einer Ausbildung in Teufen teil.

Vor kurzem sah man in Teufen und Umgebung lauter Feuerwehrleute in verschiedenen Einsätzen; sie löschten ein brennendes Auto, bargen Mensch und Auto von einer Böschung, befreiten einen Raum von ausgetretener chemischer Flüssigkeit und retteten einem Tiefbauarbeiter, der unter einem Raupenfahrzeug eingeklemmt war, das Leben. Es waren keine echten Einsätze, sondern gestellte Übungen für die angehenden Feuerwehroffizierinnen und Feuerwehroffiziere. Rund 50 Gruppenführerinnen und Gruppenführer aus diversen Ostschweizer Feuerwehren, darunter 19 aus dem Appenzellerland, nahmen an der fünftätigen Ausbildung teil. Es ist eine taffe Ausbildung, die den angehenden Offizierinnen und Offizieren viel abverlangt. In den ersten zwei Tagen ist Theorie angesagt, in der sie ihre neuen Aufgaben kennen lernen, darunter den Führungsrhythmus, die Gebäudebeurteilung, Einsatzphasen und allgemeine Erwartungen an ihre Funktion. Am Mittwoch gilt es, die sechs vorgegebenen Übungsszenarien zu planen, methodisch vorzubereiten und auf dem Gelände zu üben, darunter der Baggerunfall, der Autobrand oder den Giftstoffvorfall. Dabei werden die Offiziersanwärter/-innen gefilmt und von den Einsatzleitenden genau beobachtet, wie sie handeln, führen und entscheiden. Am Ende des Tages müssen alle Übungsplätze wieder sorgsam und fachgerecht aufgeräumt werden. «Wir haben spezifische Richtlinien vom Amt für Umwelt einzuhalten, damit die Umgebung unbeschadet bleibt», erklärt Walter Hasenfratz, Feuerwehrinspektor der Kantone AR und AI. Auch das gehöre zur Ausbildung. So wird zum Beispiel das kontaminierte Löschwasser vom Fahrzeugbrand aufgefangen und direkt mit einer Pumpe in einen Tank geführt. Am Donnerstag steht den Auszubildenden ein langer Tag bevor. In der Früh werden die Videos des Vortages ausgewertet und besprochen. Es folgt nochmals ein theoretischer Teil zur Führung, Einsatzplanung, Tierrettung und die Zusammenarbeit mit 144. Soziale und fachliche Kompetenzen testenDann geht es zurück aufs Gelände, wo die sechs Übungsschauplätze nochmals beleuchtet werden, zum Beispiel im Zusammenhang mit Wärmebildkameras, Funk, Brandmeldeanlagen oder der Einsatz mit Drehleitern. «Neben fachlichen Kompetenzen sind vor allem strategisches Denken, Handlungssicherheit und Sozialkompetenz gefordert», so Hasenfratz. Mittlerweile ist es bereits dunkel, die Feuerwehrleute sind seit 13 Stunden konzentriert bei der Arbeit, doch wie im realen Fall gilt es, durchzuhalten. Erst spätabends folgt die Zusammenfassung des Tages, wo alle Einsätze rekapituliert werden. Am letzten Tag der Ausbildung werden nochmals verschiedene Einsätze auf dem Gelände besprochen. Gemeinden entscheiden über OffiziersernennungNach rund 40 Ausbildungsstunden sind die Gruppenführer/-innen bereit für die Offiziersfunktion. Die Feuerwehrausbildner/-innen geben ihre Empfehlungen an die entsprechenden Gemeinden weiter, denn ihnen obliegt die Entscheidung, ob die jeweilige Person als Offizierin und Offizier bestätigt wird. «Offizierinnen und Offiziere nehmen eine wichtige Rolle im Feuerwehrwesen ein. Leider wird es immer schwieriger, Personen für die Aufgabe zu finden. Viele scheuen den Zeitaufwand neben dem Beruf», erläutert Hasenfratz. Aber man sei daran, die Aufgabe attraktiver zu gestalten sowie bestmögliche Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. «Wir brauchen diese Leute, um die hohe Qualität der Feuerwehren aufrechterhalten zu können. Denn letztlich dienen sie dem Schutz der Bevölkerung», so der Feuerwehrinspektor. (pd)

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