13.12.2019

Was bleibt vom Samichlaus?

Von Reinhard Paulzen
aktualisiert am 03.11.2022
Nun will ich gleich zu Beginn zugeben, dass diese Zeilen heute sehr persönlich sind, mein persönliches Erleben. Sie handeln von dem, wie es mir ergangen ist, als ich mir die Frage gestellt habe: Was bleibt mir von der diesjährigen Samichlaus-Saison? Der liebe, alte Mann kündigt sich ja in der Regel schon ein paar Tage vor dem 6. Dezember an, und inzwischen kann er sich wieder im Himmel ein Jahr lang ausruhen von all seinen Strapazen. Also was bleibt mir?Sofort ist mir die Antwort klar. Kein Zweifel, kein Zögern. Es ist dieses Strahlen und diese Begeisterung in dem Gesicht dieses kleinen Lockenkopfs in der fünften Bankreihe in dem Moment, als der Samichlaus bei seinem Besuch in unserer Kirche die Kinder fragt, ob er ihnen ein Gschichtli erzählen soll? Und es ist die Spontanität, mit der dieses kleine Meitli mit dem Lockenkopf in dem Moment beide Arme in die Höhe streckt.Diesen Glücksmoment möchte ich nun nicht mehr missen, und ich hoffe, dass ich ihn nicht so schnell vergessen werde. Klar, Sie haben es nicht so sehen können wie ich. Aber am liebsten würde ich Sie anstecken mit der Freude, die von diesem Anblick ausgegangen ist. Und als ich von dieser Samichlausbegegnung nach Hause kam, da verband sich mit dem Erlebten auch noch ein Brief, den ich in dem Moment aus meinem Briefkasten fischen konnte, ein lieber Brief, ein tiefer Brief, der mich bewegt und berührt hat. Erst danach kam mir in den Sinn: Was ist das eigentlich für ein Tag, dieser Dritte Advent? Erst danach kam mir in den Sinn: Es ist der Tag, den wir «Gaudete» nennen, «Freuet euch!» Der Tag, an dem wir aus der Bibel die Jesaja-Worte hören: «Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie» und die Jesus-Worte, die uns Grund geben zum Sich-Freuen: «Blinde sehen wieder und Lahme gehen …» Es passt!Mit der Freude ist es ja so: Ich kann mich nicht auf Kommando freuen. Ich kann mich nicht freuen, bloss weil einer mir sagt, dass ich mich gefälligst freuen soll. Nein, so geht das nicht. Echte ehrliche Freude gibt es nur, wenn ich einen Grund habe, mich zu freuen. Wenn ich etwas erlebt habe, über das ich mich ohne Wenn und Aber freuen kann. Ich glaube: Dafür müssen wir nicht bis Weihnachten warten. Ich möchte Ihnen Mut machen: Schauen Sie heute einmal ganz in Ihrer Nähe! Auf diese letzten Tage jetzt! Ob da nicht auch so et-was war wie das strahlende Meitli mit den blonden Lo-cken, das beide kleinen Hände so hoch in die Luft gestreckt hatte?Reinhard PaulzenPastoralassistent in Heerbrugg

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.