23.06.2018

Was bleibt?

Von Paul Hoch
aktualisiert am 03.11.2022
Das Ende des Schuljahres ist in Sichtweite, die Sommerferien stehen vor der Tür. Mit einigen meiner Gruppen steht die letzte Stunde im Religionsunterricht an, weil die Kinder und Jugendlichen nächstes Jahr entweder eine andere Lehrperson bekommen oder ihre Schulzeit endet. Jene Abschiedsschulstunden werfen in mir unweigerlich die Frage auf, was ich in den Schülerinnen und Schülern bewegen konnte. Was bleibt vom Religionsunterricht, wenn etwa meine Dritt-Oberstüflerinnen und -oberstüfler im Herbst eine Lehre beginnen oder an eine weiterführende Schule wechseln? Was bleibt? – diese Frage stelle ich mir manchmal auch in anderen Kontexten. Als ich letzten Sonntag predigen durfte und am Ende des Gottesdienstes die Menschen aus der Kirche gehen sah, stellte ich mir jene Frage ebenfalls. Was nehmen die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher wohl von all dem, das ich mir zuvor für die Predigt überlegt hatte, mit? Was ist bei jenen Menschen, deren Alltag wahrscheinlich sehr unterschiedlich aussieht, angekommen? Oder anders formuliert: Was bleibt ihnen von jenen Worten, wenn sie wieder zu Hause sind?Und wenn ich zu Hause im Wohnzimmer sitze und meinen elfjährigen Zwillingen zuschaue, so frage ich mich ebenfalls manchmal: Was bleibt ihnen wohl von dieser Zeit – die wir jetzt gerade gemeinsam durchleben – in Erinnerung? Welche Eindrücke und Gefühle werden von diesem Lebensabschnitt einmal dominierend sein?Was bleibt?, ist eine schwierige, aber spannende Frage auf unserem Lebensweg. Die Antwort können wir nicht vorwegnehmen, erst die Zeit gibt sie uns. Es ist ein bisschen, wie wenn wir auf dem Balkon oder der Terrasse Samen in die Erde säen. Was aus ihnen wird, zeigt sich uns erst, wenn wir Geduld aufbringen und einige Zeit verstrichen ist. Doch was wir kennen, ist das, was wir ausgesät haben. Wir wissen von Beginn des Wachstumsprozesses an über jene Samen, die wir in die Erde gesetzt haben, Bescheid. Genauso verhält es sich – bin ich überzeugt – mit dem, was wir sagen oder tun. Und wenn ich Liebe bei meinen Mitmenschen gesät habe, so werde ich gute Chancen haben, dass auch Liebe heranwächst.Paul HochPastoralassistent in Widnau

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