24.03.2021

Warum das Wasser kostet, was es kostet

Das Wasserwerk investiert Millionen in die Substanzerhaltung. Wert und Lebensdauer der Infrastruktur relativieren die Summen aber.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max Tinner Nichts hält ewig. Auch ein Wasserreservoir nicht. Damit die Qualität des Trink- und Löschwassers gewährleistet ist, muss laufend in die Substanzerhaltung investiert werden. Mehrere der 17 Reservoire auf Gebiet der Stadt Altstätten sind sanierungsbedürftig. In einigen hat man beispielsweise bei den jährlichen Kontrollen braune Flecken an den Decken und Wänden festgestellt. Ein mögliches Anzeichen für korrodierende Armierungen im Beton, erklärt Thomas Stofer, Leiter der Technischen Betriebe der Stadt Altstätten. Bei anderen sind die Platzverhältnisse so beengt, dass nötige Erweiterungen wie Drucktüren oder Pumpen nicht eingebaut werden können.Drei Reservoirsanierungen am Stossberg in einem ProjektAm Stossberg stehen gleich mehrere Reservoirsanierungen an. Das Wasserwerk hat die einzelnen Projekte darum zu einem Gesamtprojekt zusammengefasst. Das Reservoir Stossberg, das im Wald gut 160 Meter ob dem Bahnübergang Kreuzstrasse liegt, ist über 50 Jahre alt und genügt heutigen Anforderungen in verschiedener Hinsicht nicht mehr. Saniert werden muss auch das Reservoir Gfell am Gätziberg. Ebenso jenes am Warmesberg, wo zudem die Druckreduzierstation ersetzt werden muss.Ins Reservoir Warmesberg wird man ausserdem eine Pumpe einbauen, mit welcher Wasser zum Reservoir Stossberg hochgepumpt werden kann, beispielsweise in einem trockenen Sommer, wenn die Stossbergquellen zeitweise zu wenig ergiebig sind. Bislang ist dies nur vom Reservoir Gfell her möglich. Indem man auch ins Reservoir Warmesberg eine Pumpe einbaut, verbessert sich die Versorgungssicherheit am Stossberg wesentlich.Was die Kühe am Berg mit den Sanierungskosten zu tun habenInsgesamt kosten die Investitionen in die Wasserversorgung am Stossberg rund 1,2 Mio. Franken. Das Wasserwerk Altstätten muss allerdings nicht die ganze Summe selbst aufbringen. Die kantonale Gebäudeversicherungsanstalt leistet einen Beitrag. Ausserdem hat die Stadt noch um einen Beitrag von Bund und Kanton ersucht. Weil das Projekt nämlich die Versorgung vieler Bauernhöfe verbessert, gilt es auch als landwirtschaftliches Meliorationsprojekt. Massgebend für die Höhe dieses Beitrags ist neben weiteren Faktoren die Anzahl Grossvieheinheiten im betroffenen Gebiet, erklärt Thomas Stofer. Je mehr Kühe es also am Altstätter Berg hat, umso günstiger fährt die Wasserversorgung bei diesem Projekt.Ein Neubau ist in manchen Fällen sinnvoller als eine SanierungIn den nächsten Jahren wird das Wasserwerk Altstätten noch weitere Reservoire sanieren. Sofern die Gebäudesubstanz gut ist und die Platzverhältnisse für künftige Ausbauten ausreichend sind, ist eine Sanierung die bevorzugte Lösung. Bei einem schlechten Zustand hätte eine Sanierung jedoch häufig hohe Kosten zur Folge. Dann ist ein Neubau sinnvoller. Im Zweifelsfall wird ein Bauingenieur mit einer Analyse beauftragt. Dabei werden unter anderem Betonkerne entnommen und in einem Labor analysiert. Beim Reservoir Ebenacker am Kornberg ist der Fall eindeutig. Es ist bereits um die 120 Jahre alt und in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Ursprünglich diente es als Wasserspeicher für die Stromproduktion für die Rheintalische Strassenbahn. Heute ist es ein wichtiges Reservoir des Wasserwerks Altstätten: Die Ebenackerquellen schütten jährlich nahezu eine Million Kubikmeter Wasser. Zum Vergleich: Der mittlere Tagesbedarf der Stadt (das Gebiet Lienz-Plona ist in dieser Zahl eingerechnet) beträgt rund 2950 Kubikmeter. Wie viel der Reservoirneubau kostet, ist noch offen; das Projekt ist noch im Planungsstadium.Weiter ist man mit einem anderen Projekt am Kornberg, etwas näher an der Stadt. Dort soll das Reservoir Bächler ersetzt werden. Es ist zwar noch nicht so alt wie jenes im Ebenacker, aber ebenfalls in schlechtem Zustand und liegt zudem ungünstig mitten auf einem Bauernhof. Ein neues, grösseres Reservoir mit Quellwasseraufbereitung und Stufenpumpwerk soll rund 40 Meter entfernt gebaut werden. Zusammen mit den Kosten für Leitungsbauarbeiten wird auch hier über eine Million Franken investiert. Das Projekt ist von der Bürgerschaft bereits bewilligt, es ist momentan aber noch durch einen Rekurs blockiert.Durchschnittlich 2 Mio. Franken pro Jahr für die SubstanzerhaltungSo kommen für Sanierungen und für den Neubau von Reservoiren schnell einige Millionen Franken zusammen. Diese Investitionen müsse man aber in Relation zum Wert aller Anlagen des Wasserwerks Altstätten sehen, betont Thomas Stofer. Bei der Revision 2014 der Generellen Wasserversorgungsplanung wurde ein Wiederbeschaffungswert von über 120 Mio. Franken ausgewiesen. So viel würde es kosten, müsste man die ganze Infrastruktur des Wasserwerks Altstätten auf einmal ersetzen. Bei einer Lebensdauer von 50 bis 70 Jahren resultiert daraus ein Investitionsbedarf von über 2 Mio. Franken allein für den Substanzerhalt – «pro Jahr», stellt Thomas Stofer klar. Finanziert werden diese Investitionen (auch jene für die oben genannten Projekte) hauptsächlich aus den Gebühren, die pro Anschluss und pro verbrauchten Kubikmeter Wasser erhoben werden. Dabei machen die Reservoire noch den kleineren Teil des Gesamtanlagenwerts aus – der Anteil des Leitungsnetzes ist wesentlich grösser. Auch in dieses hat das Wasserwerk in den letzten Jahren Millionen investiert – die vielen Baustellen auf den Strassen während der letzten Jahre waren nicht zu übersehen. Das war nötig geworden, weil viele Leitungen zunehmend schadanfällig geworden waren, was zu grossen Wasserverlusten führte: Noch 2014 gingen von 1,3 Millionen Kubikmetern Wasser, die durch die Leitungen flossen, rund 400000 Kubikmeter verloren; pro Liter also drei Deziliter. Mit einem gewissen Verlust muss man zwar rechnen. So viel sollte es aber dann doch nicht sein. Auch weil Leitungsbrüche, die man nicht auf Anhieb findet, zu Folgeschäden an Strassen und Gebäuden führen können.Mittlerweile sind viele der besonders sanierungsbedürftigen Leitungen erneuert. Es sind zwar noch weitere Anstrengungen nötig. Die Verluste liessen sich aber gegenüber 2014 bereits auf die Hälfte reduzieren.Verbrauchüberwachung und Technik helfen, Lecks zu findenDabei hilft künftig auch moderne Leckortungstechnik. In den letzten Jahren wurden nämlich auch rund 100 Geräuschsensoren im Leitungsnetz montiert. Ausserdem hat man die beiden grossen Verbrauchszonen unterteilt, damit der Wasserverbrauch detaillierter gemessen werden kann. Registrieren die Zonenmessungen einen erhöhten Verbrauch gegenüber einer durchschnittlichen Nacht, kann dies auf ein Leck hindeuten. Die Geräuschsensoren helfen der Wasserversorgung sodann, das Leck zu orten und anschliessend den Schaden zu beheben.

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