Organisatorisches braucht plötzlich mehr Zeit. Holzbestellungen, die er sonst in einer Stunde erledigte, dauern doppelt so lange oder noch länger, sagt Sepp Steiger, Geschäftsführer von Frei Holzbau in Kriessern. Er müsse telefonieren, Material auftreiben, mit Lieferanten verhandeln. «Was ich heute bestelle, kann erst zwei bis drei Monate später geliefert werden, statt wie bisher nach wenigen Tagen.»Zur Lieferfrist, die sich ausdehnt, komme ein weiteres Problem hinzu. «Die Lieferung kann mir nicht mal zugesichert werden.» Dadurch gestalte es sich schwierig, Aufträge der Kundschaft anzunehmen.Bauen und Renovieren mit Holz ist angesagtEuropäische Händler sprechen von den akutesten Lieferproblemen, die sie je erlebt haben und ein Ende der Verteuerung sei nicht in Sicht, heisst es in einer Mitteilung des Branchenverbands Holzbau Schweiz. Die Holzwerkstoffhändler in der Schweiz würden intensiv daran arbeiten, den Markt bedienen zu können.Hauptgrund für die Entwicklung sei die weltweit steigende Nachfrage und die damit verbundene Verknappung von Holzprodukten. Wegen der Pandemie mussten viele Betriebe ihre Kapazitäten herunterfahren, was zu einem Angebotsrückgang führte. Gleichzeitig liege Bauen und Renovieren mit Holz im Trend. Zudem haben die USA und China ein ungebremstes Interesse an Holz.Der Holzmangel lässt die Kosten deutlich steigen. Der Preis von Brettschichtholz, im Holzbau, eines der gebräuchlichsten Materialien, habe sich verdoppelt, sagt Sepp Steiger. Die Probleme beschäftigen die Branche seit Anfang Jahr. «Die Anzeichen waren da. Nun müssen wir die Marktentwicklung abwarten und hoffen.» Wobei er sich nicht untätig der Situation ausliefern will. Es gehe jetzt darum, innovativ zu handeln und einen anderen Umgang mit Ressourcen zu finden. Was bei Steiger heisst, dass er auf einheimisches Material setzt. «Das Holz, das wir heuer bisher verbaut haben, stammt zu 100 Prozent aus der Schweiz.» Viel Holz kaufe er bei Ortsgemeinden ein. Teilweise bestimmen sogar Auftragsvorgaben, nur einheimisches Holz verwenden zu dürfen.Zugute kommen in diesem Fall bestehende persönliche Kontakte. «Es gibt Lieferanten, die keine Neukunden mehr annehmen können.» Andere haben einen Bestellstopp bei Holzfaserprodukten verfügt. Umso mehr finde der Holzbau zurück zur Verarbeitung von massivem Holz, da weniger verleimtes Holz zur Verfügung stehe, sagt Sepp Steiger.Abhängig von den LieferkettenAuswirkungen spürt auch die Schreinerei Popp in Altstätten. Seit zwei Monaten komme es vermehrt zu Lieferverzögerungen, sagt Geschäftsführer Christian Popp. Nicht nur beim Holz, auch beim Zubehör. Er nennt als Beispiel Schubladenbeschläge und Scharniere. Haben Produzent und Lieferant leere Lager, folgen Wartezeiten, was mühsam sei. In den Produktionsbetrieben zögere man wegen der Pandemie, schätzt Popp. Auch auf die Gültigkeit der Preise sei kein Verlass.Immerhin hätten Preisschwankungen in der Schreinerei keinen so grossen Einfluss wie beispielsweise bei Holzbaubetrieben, da der Materialanteil in den meisten Fällen wesentlich geringer ist. Massgebend bei den Auftragskosten sei der zeitliche Aufwand, der für die Verarbeitung nötig ist.Die momentanen Schwierigkeiten sind auch Roland Haltinner bekannt, der eine Sägerei in Kobelwies führt. Konsequenzen spürt er aber noch nicht. «Wir sind ein Kleinbetrieb und beziehen ausschliesslich lokales Holz der Ortsgemeinden.» Die bearbeiteten Hölzer liefert er nach wie vor an Schreinereien, Zimmereien und Bauunternehmen aus der Region. Mit der Auftragskapazität sei er am Limit. Doch bei akuten Engpässen sei er offen für Anfragen, da zum Teil mit Lagerbeständen ausgeholfen werden könne.Die lokale Forstwirtschaft ist bemüht, Sägereien zu beliefern und die Versorgung sicherzustellen. Wobei die Holznutzung vorwiegend in den Wintermonaten durchgeführt wird und Vorgaben die Menge bestimmen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Holzpreise für Waldbesitzer immer noch auf zu tiefem Niveau sind, um kostendeckend zu liefern.Währenddessen schmerzt die Krise die Betroffenen im Holzbau umso mehr, da es nicht an Arbeit und Aufträgen mangelt. Auf Verzögerungen reagiere die Kundschaft unterschiedlich. «Die meisten bringen Verständnis auf», sagt Sepp Steiger. Manchmal höre er die Aufforderung: «Komm zuerst zu mir.» Wenigstens musste er bisher noch kein Bauprojekt stoppen.