Nach einem schneefreien, aber kalten und trockenen Winter kommt es in einer Hanglage zu einem Waldbrand. Dieser breitet sich schnell aus, befeuert durch eine anhaltende Föhnlage. Ein Szenario, das – bedingt durch den Klimawandel – bei uns zunehmend realer wird. Das zeigt sich daran, dass in den letzten Jahren oftmals zweimal jährlich Feuerverbote ausgesprochen wurden: Meist im Übergang zum Frühling, bevor die Natur zu spriessen beginnt, und im Sommer nach einer langen Trockenperiode. Ein oben beschriebenes Ereignis könnte sich über mehrere Tage hinziehen, wie Waldbrände im Tessin im Januar und März 2022 zeigten. Aber wären die Feuerwehren im Rheintal überhaupt auf einen solchen Grossbrand vorbereitet?Waldbrandgefahr ist bei Feuerwehren ein Thema «Es gab diesbezüglich in den vergangenen Jahren Kaderweiterbildungen und das Thema wird dadurch weiter in die lokalen Feuerwehren getragen», sagt Peter Keel, Feuerwehrkommandant von Altstätten-Eichberg. Ein Waldbrand in schwierig zugänglichem Gebiet würde die Zusammenarbeit der regionalen Feuerwehren erfordern. Auch, weil nicht jede Feuerwehr die spezifische Gerätschaft für einen solchen Ausnahmefall hätte. Die ersten wichtigen Fragestellungen wären: Wie komme ich an den abgelegenen Brandherd und wie bringe ich das Wasser dorthin? «In der weiteren Region gibt es mehrere Helikopter, die aufgeboten werden könnten. Selbst ein Rega-Helikopter könnte mit einem Wassersack ausgerüstet werden», sagt Kommandant Keel. Und die könnten beispielsweise im Baggersee oder im Wichensteiner Seeli, notfalls sogar im Rhein Wasser holen. «Ebenfalls könnte man Wannen mit einem Volumen von 3000 bis 20000 Liter Wasser bereitstellen. Allenfalls Container von Entsorgern, da diese aufgrund der fixen Wände weniger schadenanfällig sind, wenn der Helikopter mit den gefüllten Wassersäcken losfliegt», sagt Peter Keel. Falls die Wannen nicht durch gelegte Leitungen mit Wasser versorgt werden könnten, müsste man beispielsweise Milchtransporter aufbieten, die das übernehmen könnten, erklärt Keel und führt aus: «Wir wären handlungsfähig und würden Lösungen finden, auch wenn wir vielleicht nicht das spezifische und perfekt auf dieses Szenario ausgerichtete Gerät in unserem Arsenal hätten.» Das könnte sich in den kommenden Jahren durchaus ändern. Waldgebiete werden auf Brandgefahr hin analysiertAusgehend vom letztjährigen Bericht «Strategie zur Anpassung an den Klimawandel im Kanton St. Gallen» der Regierung, hat der Kanton verschiedene Massnahmen definiert. Darin gibt es ein Kapitel «Angepasste Reaktion auf Waldbrände». Die Problematik ist also erkannt. Aktuell werden die Waldgebiete im Kanton einer Gefährdungsanalyse unterzogen. Diese sollte im ersten Quartal des nächsten Jahres vorliegen. «Dazu wird abgeklärt, wer für Prävention, Intervention und Instandstellung verantwortlich ist», sagt Feuerwehrinspektorin Andrea Schöb von der Gebäudeversicherung St. Gallen. Ebenfalls werden dann Massnahmen vorgeschlagen, wie Gefährdungen reduziert werden können. Als Beispiel könnte daraus resultieren, dass in der Nähe von wertvollen geschützten Wäldern Wasserreservoirs errichtet werden. Ebenfalls eine Möglich-keit wäre, dass die lokale Feuerwehr mit gefährdeten Waldbeständen sich mit spezifischen Gerätschaften ausrüstet. «In den letzten Jahren gab es allerdings lediglich kleinere lokale Waldbrände, die jeweils durch die zuständigen Feuerwehren rasch bewältigt werden konnten», sagt Andrea Schöb. In den meisten Fällen lösen Menschen Waldbrände ausIns gleiche (Feuerwehr-)Horn stösst der Altstätter Kommandant: «Es wäre übertrieben, wenn jetzt jede lokale Feuerwehr zu einer Materialschlacht bläst.» Spezifische Anschaffungen an Standorten mit erhöhtem Gefahrenpotenzial würden wohl reichen, die dann im Bedarfsfall an Nachbar-Feuerwehren ausgeliehen werden könnten, sagt Keel und führt aus: «Im Gegensatz beispielsweise zum Tessin, sind bei uns die meisten Wälder gut erschlossen und zugängig.» Zudem gebe es bei uns nur wenige extreme Hanglagen, bei der ein brennender Baum, den darüberliegenden entzünden könne. Bei solchen sogenannten Kronenfeuern käme es zu extrem hohen Temperaturen, wodurch sich der Brand schnell ausbreiten würde. «Wenn, dann hätten wir es bei uns mit Bodenfeuern zu tun, die maximal 200 bis 300 Quadratmeter beträfen», sagt Peter Keel. In fast allen Fällen seien Menschen daran Schuld gewesen, die unachtsam mit Feuer umgegangen seien. Bei Trockenheit kann Glut unter dem Boden bis zu 200 Meter weitermotten und sich beispielsweise an einem trockenen Busch wieder entzünden. Peter Keel sagt dazu: «Wichtig ist, dass die Leute vorsichtig sind und sich an Feuerverbote halten, dann ist das grösste Gefahrenpotenzial ausgeschaltet.»