04.08.2019

Wakeboard-Talent reist an die EM

Jeromé Foré misst sich nächste Woche an der Wakeboard-EM mit der Spitze seiner Altersklasse. Es ist ein weiterer Schritt nach vorn.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist wohl nicht der erste Ort, der einem Schweizer in den Sinn kommt, wenn es um Wakeboarden geht. Man denkt an die USA, wo der Sport herkommt, vielleicht an Italien, Frankreich. Doch die Wakeboard-Szene in der Ukraine sei gross, grösser als in der Schweiz, sagt Jeromé Foré.Der 16-jährige Thaler reist heute mit einer zehnköpfigen Schweizer Delegation von Zürich nach Kiew. Dort findet die Europameisterschaft statt, für die sich Jeromé Foré dank dem zweiten Rang an der Schweizer Meisterschaft 2018 qualifiziert hat. Kurz können die Athleten die Bedingungen vor Ort anschauen und trainieren, dann geht’s am Dienstag mit den Qualifikationsläufen los. Die Konkurrenz, selbstverständlich nicht nur aus dem Gastgeberland, sei gross, sagt Jeromé Foré: «In der Kategorie Junior Men sind die meisten ein, zwei Jahre älter als ich. Das wird bestimmt schwierig.»Das Ziel ist, vom Sport leben zu könnenDie Teilnahme an diesem Anlass ist ein Schritt nach vorn. Ein Schritt, der den willensstarken Teenager näher an sein Ziel bringen könnte. Er will Profi werden, vom Sport leben können. Diese Zielformulierung ist die logische Folge davon, wie «sofort angefressen», wie er sagt, er war, als er den Sport mit sieben Jahren erstmals ausprobiert hat. Da hat ihn die Leidenschaft gepackt; sie hat ihn bis heute nicht losgelassen.Um Profi zu werden, braucht es vor allem zwei Dinge: Preisgelder von Wettkämpfen sowie grosszügige Sponsoren. Einige hat er bereits, davon leben kann der Sportschüler aber noch nicht. Ideal wäre etwa ein Engagement von Red Bull, das bei Sportarten dieser Art viel Präsenz zeigt. «Das ist ein Traum und ein Ziel», sagt Jeromé Foré. Vorerst müsse er aber durch Leistung auf sich aufmerksam zu machen, sagt er.Die Saison beginnt mit der EM, bisher fanden noch keine Contests statt. Das bedeutet, dass Jeromé Foré das bisherige Jahr dem Training und der Schule gewidmet hat. Er besucht die United School of Sports in St. Gallen, wo jeden Morgen Trainings auf dem Plan stehen. Vor allem Kraft und Koordination, aber auch Gleichgewicht trainiert er dort, häufig auf dem Trampolin. Am Nachmittag besucht Jeromé Foré dann die Schule; bald kommt er ins erste Praktikumsjahr.«Natürlich fahre ich», auch drei Tage vor der EMFreizeit und Ferien verbringt er auf dem Wasser. Fast immer. So auch am letzten Samstag in Rorschach, wo das Rheinecker Wakeboard-Geschäft seiner Mutter Sandra Foré eine von Vater Robert Veronik moderierte Show mit verschiedenen Athleten durchgeführt hat, um den Leuten die spektakuläre Randsportart näher zu bringen. «Ja, selbstverständlich fahre ich heute auch», sagt Jeromé Foré, der ob dieser Frage ein wenig überrascht wirkt. Wie kann man das nur anzweifeln? Dass er fährt, obwohl in wenigen Tagen die EM beginnt, dokumentiert seine Leidenschaft für den Sport bestens. «Ich hoffe nur, Jeromé verletzt sich nicht noch», sagt Sandra Foré.Einmal wird er stürzen, weil er einen Trick nicht landet. Passiert ist ihm nichts, seelenruhig schwimmt er ans Ufer. In den restlichen Minuten begeistert er das Publikum mit spektakulären Sprüngen und Flugeinlagen.Luganersee, Ortasee, Florida, PhilippinenObwohl der Bodensee fast vor der Haustür liegt, fährt Jeromé Foré dort nicht besonders gern. «Der See ist zu gross und ungeschützt. Kleinere Seen, etwa in den Bergen, sind fürs Wakeboarden deutlich besser, weil die Oberfläche ruhig ist und darauf kaum Kursschiffe verkehren», erklärt er. Deshalb verbringt er sehr viel Zeit am Luganersee, wo der Appenzeller Maurus Zwicker in Melano die Schule Wakefactory führt. Jeromé Foré bezeichnet ihn als einen seiner Mentoren.Ebenfalls gute Bedingungen biete etwa der Ortasee im Piemont – oder natürlich die Seen im Landesinneren von Florida, wo der Thaler schon mit ex-Profi Glen Fletcher, einem weiteren Mentor, trainiert hat. In diesem Winter reist die Familie allerdings für drei Wochen auf die Philippinen, wo die Bedingungen ähnlich gut seien, das Training aber weniger kostet.In Kiew findet der Wettkampf auf einem Fluss statt. «Ich bin sicher, dass wir dort beste Bedingungen haben», sagt Jeromé Foré. Wer sich mit ihm unterhält, merkt: Dieser Jugendliche ist aufgeweckt, zielstrebig. Und nicht so leicht aus der Ruhe zu kriegen. Auch nicht durch die schwierige Ausgangslage an der Europameisterschaft.

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