18.06.2022

Wärmepumpen sind gefragt wie nie

Immer mehr Leute wollen auf erneuerbare Energiequellen umstellen. Eine Aktion hilft dabei – es ist aber Geduld nötig.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 02.11.2022
Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt werden können. Im April lancierte der Verein St. Galler Rheintal zusammen mit der Energieagentur St. Gallen die Wärmepumpen-Aktion Rheintal und führte zum Thema zwei Informationsanlässe in St. Margrethen und Altstätten durch. Bloss weg von fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas! Mit Beginn des Ukraine-Kriegs und den sich daraus ergebenden Unsicherheiten bei der Gas- und Ölversorgung setzten sich mehr Hauseigentümer konkret mit der Umstellung auf erneuerbare Heizsysteme auseinander. An beiden Anlässen waren jeweils mehr als 100 Personen anwesend.Martin Hobi, Projektleiter Energieprojekte bei der Energieagentur St. Gallen, präsentierte die Wärmepumpen-Aktion im Rheintal. Man müsse sich das vorstellen wie ein Kochbuch mit dem Titel «Wie komme ich Schritt für Schritt zu meiner Wärmepumpe?», sagt der Energieexperte. Jede Wärmepumpe ist individuell Anders als bei der Fotovoltaik-Aktion im Jahr 2018, wo ein Preisvergleich für Kunden vereinfacht wurde, indem sich die teilnehmenden Firmen zu Fixpreisen verpflichten, sind Wärmepumpensysteme ungleich komplexer. Und auch deutlich teuerer als beispielsweise eine PV-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses, die ergänzend sauberen Strom erzeugt, jedoch in der Regel nicht ein Gebäude komplett beheizt. Unter den Begriff «Wärmepumpe» fallen verschiedene Systeme, die erneuerbare Energiequellen (Luft, Wasser, Erdwärme) nutzen, um thermische Energie herzustellen. Verbreitet sind Luft-Wasser-Wärmepumpen, die im Fall einer Umrüstung meist im Aussenbereich aufgestellt werden. Die Kosten liegen im Bereich um die  30000 Franken. Teuerer wird es bei Erdwärmesonden, deren Installation bis zu 70000 Franken kosten kann.  «Der erste Schritt bei einem geplanten Heizungsersatz sollte deshalb die Impulsberatung sein», sagt Hobi. Die Kosten gehen zulasten des Programms «erneuerbar heizen» von Energie Schweiz, das noch bis 2023 läuft (siehe Infobox). Fördergelder können je nach Wärmepumpenart beim Bund, beim Kanton und teils auch bei den Gemeinden beantragt werden. Wahlkreis Rheintal an zweiter Stelle im KantonSeit 1. Januar 2020, dem Beginn der Kampagne, sind kantonal mehr als 2400 Wärmepumpen als Ersatz fossiler oder elektrischer Heizungen installiert worden. In den Gemeinden des Wahlkreises Rheintal verzeichnet die Statistik der Energieagentur St. Gallen im Jahr 2021 total 173 genehmigte Fördergesuche für Wärmepumpen. Mehr waren es nur im Wahlkreis St. Gallen (272). Schlusslicht ist der Wahlkreis Werdenberg mit 87 genehmigten Fördergesuchen. Von 0 im Jahr 2014 stieg die Zahl genehmigter Fördergesuche aus dem Rheintal kontinuierlich. Am stärksten zwischen 2020 (120) und 2021 (173). Gesamthaft sind zwischen 2014 und 2021 im Wahlkreis Rheintal 540 Gesuche genehmigt worden.Der Kundschaft wird Geduld abverlangtLuca Penna ist Projektleiter Gebäudetechnik bei der Firma Fritz Gresser. Der Widnauer Betrieb ist einer von insgesamt 15 Partnerunternehmen, die bei der Wärmepumpen-Aktion mitmachen. Direkt nach den Informationsveranstaltungen vom April habe es vermehrt Anfragen für die Impulsberatung gegeben, sagt Penna, der, wie die Mitarbeitenden anderer Partnerunternehmen, eine spezielle Kurzschulung absolviert hat. Von der Impulsberatung bis zur Inbetriebnahme einer Wärmepumpe dauert es Monate. «Es wird immer schlimmer», sagt der Fachmann für Gebäudetechnik und meint damit nicht nur die Lieferzeiten für die Pumpen selbst. Lieferengpässe gebe es teils bei den Speichern, Steuerungen oder Kabelbäumen. Bei Erdsonden muss man mit Wartezeiten der Fachbetriebe rechnen, die diese Bohrungen ausführen. Die Situation verändere sich täglich, gibt Lisa Zürcher an, die bei der Firma Federer Metallbau und Heizungen in Berneck für Wärmepumpen zuständig ist. Die Kundschaft müsse mit bis zu acht Monaten bis zur Inbetriebnahme rechnen.Für die Installation eines Wärmepumpensystems ist ei­ne Baugenehmigung inklusive eines Lärmschutznachweises erforderlich. «Auf politischer Ebene wird zwar diskutiert, ob das Bewilligungsverfahren vereinfacht werden soll – entschieden ist aber noch nichts», hält Martin Hobi fest. Zweittext:Erneuerbare Heizsysteme auf dem VormarschMit der Impulsberatung «erneuerbar heizen» steht Besitzenden von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Stockwerkeigentümern eine Fachperson bei allen Fragen rund um die Heizung zur Seite. Für eine kostenlose Impulsberatung muss die Wärmeerzeugungsanlage älter als zehn Jahre sein. Die Wärmepumpen-Aktion läuft im Rheintal noch bis 26. August. Sie umfasst nebst der Impulsberatung die Auswahl, Planung und Installation einer betriebsbereiten Wärmepumpe, die bei einem Partnerunternehmen ausgewählt wurde. Dazu gehört auch ein sogenanntes Wärmepumpen-Cockpit. Das WP-Cockpit ist eine webbasierte Plattform, die aufzeigt, wie effi­zient die Wärmepumpe läuft, indem sie anhand einer typengleichen Referenzanlage den Stromverbrauch und die Wärmepro­duktion vergleicht und das Ergebnis in Ampelfarben anzeigt. Der Anteil erneuerbarer Energien in den Gemeinden wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So unter anderem vom Anschluss an Zentralheizungssysteme, oder vorhandenen grösseren gewerblich-industriellen Anlagen mit erneuerbaren Energien. (acp)Weitere Information gibt es unter www.erneuerbarheizen.ch, www.energie2030.ch und unter www.energieschweiz.ch.  

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