Ein paar Jahre gab es im Rheintal eine Vereinbarung zwischen den Arbeitgebern für Fairplay bei der Lehrstellenvergabe. Die Ausbildungsbetriebe sollten die Lehrstellen nicht vor dem 1. September vergeben. Viele, besonders Dienstleistungsunternehmen, haben sich allerdings nicht daran gebunden gefühlt, und jene, die sich dran gehalten haben, fühlten sich bald übervorteilt. Letztes Jahr im Frühling erklärten Arbeitgeberverband, Schulen und Berufsberatung das «Credo Fairplay» dann für gescheitert.Nun unternehmen die drei CVP-Kantonsräte Andreas Broger (Altstätten), Patrick Dürr (Widnau) und Sandro Hess (Balgach) einen neuen Anlauf für die Regelung bei der Lehrstellenvergabe, diesmal gleich auf kantonaler Ebene. Gestern, am ersten Tag der Februarsession, haben sie ein Postulat eingereicht, mit der sie die Regierung um eine umfassende Situationsanalyse bitten. Heute bestehe unter den Lehrbetrieben ein Wettbewerb um die besten Schulabgänger, schreiben sie. Ohne eine verbindliche Regelung würden die Lehrstellen immer früher vergeben. Das setze die Schülerinnen und Schüler unter Druck, sich möglichst früh um ihre Lehrstelle zu bemühen. In der Folge würden sich viele zu wenig mit der Berufswahl auseinandersetzen. Es komme zu Fehlentscheiden und vermehrt zum Abbruch der Lehre.Broger, Dürr und Hess fordern die Regierung auf, in ihrem Bericht zu zeigen, wie sich die Zahl der Lehrstellenabbrüche oder gar nicht erst angetretener Berufsausbildungen im Kanton St. Gallen und in der übrigen Ostschweiz in den letzten fünf Jah-ren entwickelt hat. Sie möchten ausserdem wissen, wie Oberstufenlehrer einerseits und die Wirtschaftsverbände andererseits die Entwicklung beurteilen. Und nicht zuletzt wünschen sie einen Überblick über allenfalls in manchen Regionen bereits bestehende Regelungen und Vorschläge für Massnahmen, die einer zu frühen Lehrstellenvergabe einen Riegel schieben.Max Tinner