09.04.2021

Vorstand steht hinter seiner Wirtin

Käthi Lippuner ist die neue «Rössli»-Wirtin. Sie startete mit Take-away. Das brachte ihr eine Anzeige der Polizei ein.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Käthi Lippuner ist bereit, als «Rössli»-Wirtin loszulegen. Den Pachtvertrag mit der Genossenschaft Rössli St. Margrethen hat sie unterschrieben, die Gaststube ist parat, die Menükarte geschrieben. Ihr Einstand über Ostern brachte ihr aber eine Anzeige ein.Das Frühlingswetter animierte Käthi Lippuner dazu, Passanten schon vor der Eröffnung des Restaurants auf sich aufmerksam zu machen. «Ich möchte mit den Menschen in Kontakt treten und biete ein Feierabendbier to go an», sagte sie am Donnerstag vor Ostern.Die Gelegenheit, die neue Pächterin kennenzulernen, nutzten Spaziergänger. Jedoch konsumierten einige ihr Getränk nicht im Gehen, sondern verweilten. Das bemerkte eine Patrouille der St. Galler Kantonspolizei. «Auf der Terrasse sassen zehn Personen auf teils selbst mitgebrachten Stühlen und konsumierten Getränke», sagt Pascal Häderli, Mediensprecher der Kantonspolizei. Die Polizisten machten Käthi Lippuner darauf aufmerksam, dass sich die Leute nicht auf der Terrasse aufhalten dürfen.«Wir standen mit sieben Leuten im Freien», schildert Käthi Lippuner die Situation. «Ich löste die Gruppe sofort auf.»Die Kantonspolizei kontrollierte das «Rössli» gleichentags ein zweites Mal. «Die Leute waren von der Terrasse ins Restaurant gewechselt, konsumierten Getränke und rauchten», sagt Pascal Häderli. «Wir sagten der Wirtin, dass wir sie bei der Staatsanwaltschaft verzeigen.» Diese entscheidet, ob eine Busse ausgesprochen wird. Die Kantonspolizei wird keine gezielten Kontrollen im «Rössli» machen, aber weiter patrouillieren.Die Pächterin ist für den Betrieb verantwortlichAls keinen guten Start bezeichnet Rolf Hanselmann als Vertreter der Genossenschaft das Geschehen an Ostern. «Wir erfuhren es von Aussenstehenden», sagt er. Trotz der Verzeigung muss Käthi Lippuner von der Genossenschaft nicht mit Konsequenzen rechnen. Rolf Hanselmann sagt, dass der Vorstand Käthi Lippuner voll vertraut: «Sie hat den Fehler eingesehen und wird die Konsequenzen tragen.» Sie sei eine ausgewiesene Wirtin und für das «Rössli» die richtige Wahl. Der Vorstand bedauert, dass Käthi Lippuner die Regeln missachtete und es deshalb zur polizeilichen Schliessung kam. Rolf Hanselmann erwähnt ausdrücklich, dass allein die Pächterin für den ordnungsgemässen Betrieb verantwortlich ist.Aus der «Sonne» ins «Rössli»Seit November war das «Rössli» geschlossen. Marianne Engler hatte den Pachtvertrag nach drei Jahren auslaufen lassen. Die Genossenschaft Rössli St. Margrethen hat in Käthi Lippuner eine neue Wirtin gefunden. Brigitte Schaier aus Au unterstützt sie im Service. Käthi Lippuner wuchs im Bernbiet auf und absolvierte ihre Servicelehre in Arosa. Seither arbeitete sie in mehreren Gastrobetrieben. In den letzten elf Jahren führte sie die «Sonne» in Altenrhein. Das Restaurant wurde zugunsten einer neuen Überbauung abgerissen, Käthi Lippuner suchte eine neue Dorfbeiz. Und als solche wird sie das Restaurant mit Garten führen. Die Gastgeberin bietet einen Büezer-Znüni und täglich ein neues Mittagsmenü mit Suppe und Salatbuffet an. «Und am Freitag wird es wie früher wieder nach Käsfladen duften.»«Es war gut, dass die Pause in den Lockdown gefallen ist», sagt Rolf Hanselmann. Die Stammgäste konnten sich keine Alternative suchen. Wären die Leute in andere Beizen ausgewichen, wäre der Neustart sicher schwieriger geworden. Die Genossenschaft hat den auf drei Jahre angelegten Vertrag an die Coronapandemie angepasst. «Der Pachtzins ist so lange niedriger, bis die Beiz wieder öffnen darf», sagt Rolf Hanselmann. «Es nutzt auch uns nicht, wenn ihr der Schnauf ausgeht.»Käthi Lippuner glaubt, dass das Nachholbedürfnis in der Bevölkerung gross ist und sich die Gäste auf alle Gastrobetriebe verteilen. «Hoffentlich kommt die Stammkundschaft zurück.» Dann wird man im «Rössli» wieder regelmässig eine Jass- oder Kaffeeplauschrunde antreffen. Und die Vereine haben wieder eine Adresse, an der sie nach Training oder Probe auf einen Absacker einkehren können. Für alle ist es im Moment gleich. Man wartet, dass es endlich wieder losgeht. Die Betriebe und die Gäste.Hinweiswww.rössli-stm.ch

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