Gemeinden
Jetzt ernte ich im Garten die spätesten Lagerkartoffeln. Eine Arbeit, die ich gerne mache, da sich viele Überraschungen im Boden verbergen. Wie gross sind die Knollen? Bewahrheitet sich der Spruch: «Die dümmsten Bauern, ernten die grössten Kartoffeln?»
Es tönt wie ein April-Scherz: Kartoffeln sind giftig. Im letzten Jahr war sie nämlich Giftpflanze des Jahres. Dabei essen die Schweizer tonnenweise von der leckeren Knolle.
Also kann es auch nicht so schlimm sein, oder? Und trotzdem ist es richtig, denn die grünen Pflanzenteile sind alle giftig. Also Finger weg vom Verzehr der Blüten und Blätter. Auch die sich oft bildenden Früchte, kleinen Tomaten ähnlich, sind sehr giftig.
Bert Stankowski.
Bild: pd
In alten Zeiten hatte es oft tödliche Unfälle gegeben, weil man damals nach dem Import der ersten Pflanzen um 1560 aus Südamerika nicht wusste, dass nur die Knolle essbar ist. Darum nochmals: Finger weg von allem, was an der Kartoffel grün ist. Dort verbirgt sich konzentriert das Gift Solanin. Auch in stark keimenden Kartoffeln tritt es auf. Solanin bewirkt Atembeschwerden, führt zu Übelkeit, Erbrechen, einem Brennen und Kratzen im Hals. Schlimmstenfalls treten Darm- und Nierenentzündungen mit Krämpfen und Lähmungen auf. Moderne Kartoffelsorten werden auf einen niedrigen Solaningehalt gezüchtet. Trotzdem lassen sich die grünen Stellen an den Knollen nicht einfach durch Kochen eliminieren. Der Wirkstoff wird erst ab 240 Grad zerstört, und wessen Kochwasser wird schon heisser als 100 Grad?
Übrigens findet sich in der Schale eine grössere Konzentration des Giftes. Liegen also vor der Ernte die obersten Knollen über dem Boden, bilden sich die Gifte durch Licht und Sonne. Ist die Schale leicht grün und lässt sich dieses Grün durch einfaches Schälen gut entfernen, ist die Gefahr noch nicht so hoch. Bei dickeren Schichten von Grün rate ich allerdings davon ab, die Knolle noch zu essen.
Also ist ersichtlich, dass die Lagerung Einfluss hat. Man sollte Kartoffeln immer dunkel, kühl und luftig aufbewahren.
Ein Schweizer isst übri- gens durchschnittlich 47,6 Kilogramm Kartoffeln im Jahr. Und Kartoffeln sind das am häufigsten angebaute Gemüse im Schreber- und Gemüsegarten. Darum: En Guete!
