Kurz vor Ende des Gesprächs läutet das Telefon. Cedrik Bartholet geht ran, sagt zu, mit Freunden biken zu gehen. Dabei war er am gleichen Tag schon am Pumptrack Mittelrheintal, um mit dem Kickboard einige Runden zu drehen. «Das ist auch Training», wird der Zwölfjährige kurz später sagen, wenn es heisst, er trainiere nicht so gern Kondition.Dieser Tag passt zu Cedrik Bartholet. Er ist ein Energiebündel. Wenn es keinen Schnee mehr hat, sucht sich das Skitalent halt andere Beschäftigungen. Auch mit dem Bike ist ein Berg oder ein Hügel ja befahrbar. Und die Hügel liegen vor der Haustür: Familie Bartholet wohnt auf etwa einem Drittel der Strecke zwischen Altstätten und dem Stoss, mitten in der Natur.Sieben Podestplätze in zehn OSSV-RennenAm liebsten fährt Cedrik Bartholet aber auf Ski die Berge hinunter. Zwischen 70 und 80 Tage hat er diesen Winter auf Ski verbracht, 18 Rennen bestritten. Und das erfolgreich: In der Gesamtwertung des Ostschweizer Skiverbands wurde er in der Kategorie U14 Dritter, war der Beste seines Jahrgangs 2006. Er feierte einen Sieg und bezwang dabei den achtfachen Saisonsieger Matthias Herren (Toggenburg, 2005). Beim Skilift Horn, wo er jeweils trainiert. «Ich habe die Medaille von Weltcupfahrer Cedric Noger bekommen», freut er sich.Cedrik Bartholet fuhr bei sieben von zehn OSSV-Rennen aufs Podest, bezwang Herren nochmals – da stand ihm jedoch der im Toggenburg trainierende Argentinier Joaquin Luzzardi vor der Sonne, Cedrik Bartholet wurde Zweiter. Der Sieg des Argentiniers kostete dem Altstätter auch den zweiten Rang in der Gesamtwertung, wie er dann vorrechnet.Zwölf Hundertstel fehlten für einen PodestplatzBei der Ausscheidung zum Final des Grand Prix Migros – der grösste Skiwettbewerb für den Nachwuchs in der Schweiz und immer wieder ein Thema bei Karriereportraits von Spitzenfahrern – fuhr er in Wildhaus auf den zweiten Rang, Sieger wurde Luca Gantenbein aus Grabs. Diese Leistung ist bedeutend, qualifizieren sich doch nur die jeweils drei Besten der an 13 Orten ausgetragenen Ausscheidungen für den schweizweiten Final.Dieser fand in Sörenberg LU statt und Cedrik Bartholet fuhr im Kombirennen auf den vierten Rang. Das ist gut, sehr gut sogar – aber auch ein wenig bitter, fehlten ihm doch nur zwölf Hundertstel für einen Podestplatz. «Das gibt’s halt, ein Fahrer kurz nach mir fuhr noch schneller», sagt Cedrik Bartholet. Ein Podest wäre aber noch schöner gewesen. Im Riesenslalom fehlte mehr auf einen Rang unter den ersten Drei, doch auch der achte (von 43 Fahrern) kann sich sehen lassen. Solche Leistungen wecken bei den Sporttalenten Begehrlichkeiten. Es fallen dann Wörter wie Sportschule oder Nachwuchskader. Auch für Cedrik Bartholet stellte sich diese Frage. Der OSSV wollte ihn ins Kader aufnehmen, aber er wollte nicht. Die Priorität gilt der Schule, Cedrik Bartholet kommt im Sommer in die Oberstufe.Erstaunlich ist, dass der Bub das selber entschieden hat – der Entscheid passt aber zu seinen Aussagen wie etwa: «Skifahren ist für mich einfach Sport, ein Teil meiner Hobbys.»Die Türen im Kader stehen jederzeit offenDie Eltern können mit diesem Entscheid gut leben. «Cedrik soll ruhig noch ein wenig Kind sein», sagt Mutter Karin Bartholet.Vater Patrick stimmt ihr zu, obwohl er sagt: «Dass der Jahrgangsbeste nicht ins Kader geht, ist eher unüblich.» Patrick Bar-tholet will dem Sohn aber nichts aufzwingen: «Das wichtigste ist, dass er an allem, was er macht, wirklich Freude hat.» Freude führe zu Wille, ohne Wille gehe gar nichts, da könne man noch so ein grosses Talent sein.Und Talent hat Cedrik Bar-tholet: Das Gefühl für die Ski und der Renninstinkt seien beeindruckend, sagt der Vater. Er hilft ab und zu bei Trainings am Horn-Skilift in Schwende aus. Dort treffen sich zwei- bis dreimal pro Woche rund zehn Talente der Trainingsgemeinschaft Appenzell, zu der auch Bartholets Skiclub Oberegg gehört. Die Trainings finden von 17 bis 19 Uhr statt, unter Flutlicht, während der Skilift für Besucher geschlossen ist.Mit diesem Training bei besten Bedingungen geht Cedrik Bartholets Laufbahn in Zukunft weiter. Ein Jahr ohne Kader möge es leiden, ohne von den Konkurrenten in der Auswahl abgehängt zu werden, sagt Patrick Bartholet. Und: Die Tür zum Kader stehe immer offen. Gelingt der Übertritt in die Oberstufe wie geplant, beurteilen die Familie und vor allem Cedrik Bartholet die Lage im nächsten Frühling neu.