17.08.2021

Vor vierzig Jahren wurde der "Bären" gesprengt

Ein dumpfer Knall, eine riesige Staubwolke und ein Trümmerhaufen besiegelten am 17. August 1981 das Ende des traditionsreichen «Bären» im Oberegger Dorfzentrum. Das von Luftschutztruppen gesprengte Haus gehörte einst zu den grössten Hotelbetrieben im Appenzellerland.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Bereits im 17. Jahrhundert war der «Bären» mit dem Geschlecht der Locher verbunden. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die einfache Wirtschaft zum führenden Ort der Einkehr, der ab 1850 von der Nähe des florierenden Molkenkurorts Heiden profitierte. Gastwirt und Stickereiunternehmer Karl Adolf Locher-Gähwiler (1853 – 1934) wandelte deshalb 1894 eine neben dem «Bären» stehende Stickereifabrik kurzentschlossen in eine Dependance um, womit zusätzliche Gästezimmer zur Verfügung standen.Neuer HoteltraktDas «Bären»-Stammgebäude war eine verwinkelte Holzkonstruktion, die den gestiegenen Ansprüchen der oft auch aus Deutschland stammenden Gäste nicht mehr zu genügen vermochte. Deshalb erweiterte Locher in den Jahren 1901/02 das Gasthaus mit einem stolzen Anbau in Massivbauweise samt Glockenturm. Zudem wurde das benachbarte Chalet «Bernerhaus» in den Hotelbetrieb integriert.Eigener Portier am Bahnhof HeidenNun verzeichnete der Hotelkomplex 70 Zimmer mit über 100 Gästebetten sowie Restaurantlokalitäten und zwei Säle für je gut 150 Personen. In der bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) herrschenden kurtouristischen Blütezeit war am Bahnhof Heiden sogar ein uniformierter Portier stationiert, dessen Mütze die Aufschrift «Bären Oberegg» trug. Er führte die eintreffenden Gäste zu den für die Weiterfahrt nach Oberegg bereitstehenden Kutschen.[caption_left: 1914 gehörte der präsentable Hotelkomplex «Bären» zu den Oberegger Wahrzeichen.]Die Krisenjahre nach 1918, die mit dem Zweite Weltkrieg (1939 – 1945) verbundenen Einschränkungen und das veränderte Gästeverhalten nach dem Krieg setzten auch dem «Bären» zu. Nach der Wirtetätigkeit von Rudolf Heldstab in den Jahren 1949 bis 1954 versuchte mit Werner Locher (Sohn von Karl Adolf) ein initiativer Hotelier an die alte Blütezeit anzuknüpfen. Entsprechende Sanierungspläne liessen sich dann aber wegen seines unerwarteten Hinschieds im Jahre 1956 nicht umsetzen. Es kam in der Folge zu verschiedenen personellen Wechseln, und als letzte Wirte gingen Arnold Federer und Rick Sieber in die «Bären»-Geschichte ein, die das Haus in den 1970er Jahren führten.Bezirk als neuer Eigentümer1979 erwarb der Bezirk Oberegg die baufällig gewordene Liegenschaft. Grund für den Kauf war das ausgewiesene Bedürfnis, für die Verwaltung und weitere Bereiche zeitgemässe Räumlichkeiten zu schaffen. Das Vorhaben wurde vom damaligen, von Hauptmann Hans Bruderer (1928 – 2017) präsidierten Bezirksrat zügig vorangetrieben. 1981 bewilligte die Stimmbürgerschaft die «Bären»-Neubaupläne und deren Finanzierung. Der Baubeginn erfolgte im Mai 1983, und im Februar 1985 konnte zum Tag der offenen Türen eingeladen werden. Der auch neun Wohnungen umfassende Neubau dient heute der Appenzeller Kantonalbank und der Bezirksverwaltung. Weiter sind im «Bären» Arztpraxen, Zivilschutzräume, Militärküche, Tiefgaragenplätze und Nebenräume untergebracht.Quelle: «Oberegger Geschichte» von David Hänggi-Aragai

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