Hildegard Bickel Sein Büro ist schlicht eingerichtet, nur mit Schreibtisch und Bücherregal, die Wände sind leer. «Ich muss zuerst noch ankommen am neuen Arbeitsplatz», sagt Pascal Graf fast entschuldigend. Für ihn gibt es innerhalb der Seelsorgeeinheit Widnau, Balgach, Diepoldsau-Schmitter an verschiedenen Orten zu tun. Soeben kommt er vom Religionsunterricht zurück. Lektionen für Fünft- und Sechstklässler zu gestalten, gehört ebenso zu seinen Aufgaben wie einmal pro Monat im Gottesdienst zu predigen und in der Jugendarbeit ein ansprechendes Programm zu bieten. Einen Höhepunkt erlebte Pascal Graf bereits an seinem ersten Arbeitstag. Er reiste mit den Ministranten nach Rom und sah anlässlich eines internationalen Anlasses den Papst. Nah bei den JugendlichenAuf der Ministrantenreise bot sich beste Gelegenheit, die Kinder und Jugendlichen besser kennenzulernen. Wie reagierten sie auf den neuen Jugendseelsorger? «Sie wollten wissen, ob ich Sport mache», sagt Pascal Graf und grinst. «Früher spielte ich Handball. Nun hab ich mir vorgenommen als Ausgleich zum Beruf ins Fitness zu gehen.» Der grosse, kräftig gebaute Mann, der zwanglos in Jeans und T-Shirt gekleidet ist, wirkt nicht wie ein Kirchenvertreter, eher noch wie ein Student. Er sieht sein Alter als Vorteil in der Jugendseelsorge. «Die Kinder haben mich schnell ange-nommen als Ansprechpartner». Manchmal macht es ihn nervös, wenn sie kritische Fragen stellen. Doch er findet es gut, dass sie direkt sind und den Mut dazu haben. Pascal Graf spricht bedächtig mit Berner Dialekt. Die Rheintaler Mundarteigenheiten machen ihm keine Probleme. «Wir verstehen uns gegenseitig.»Klare Worte prägen auch die Lieblingsbibelstelle von Pascal Graf. Es ist der Psalm 23. «Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.» In diesen Zeilen widerspiegelt sich das Grundvertrauen zu Gott, findet er. Ein Anliegen, das er auch den Jugendlichen mitgeben möchte. Die Pubertät ist mit vielen Fragen und Zweifeln verbunden. «Ich möchte ihnen ihre Ängste nehmen und sie auf der Sinnsuche begleiten.» Pascal Graf ist in Bolligen im Kanton Bern aufgewachsen. Obwohl es sein Nachname vermuten lässt, hat er keine Verwandten im Rheintal. Der Grund, wieso er in die Ostschweiz kam, ist ein romantischer. Seine Partnerin stammt aus dem Kanton St. Gallen. Bevor er ins Rheintal kam, fand Pascal Graf bei der Seelsorgeeinheit Mittleres Sarganserland eine Stelle, um in ihrer Nähe tätig zu sein. Kennengelernt haben sich die beiden während des Theologiestudiums in Luzern. Nun wohnen sie gemeinsam in St. Gallen. Sein bisheriger beruflicher Weg überrascht den 29-Jährigen selber. Während des Studiums dachte er noch nicht daran, in der Kirche mitzuwirken und Gottesdienste zu gestalten. Theologie deckte vor allem seine Interessen ab mit einem Themenbogen, der sich von der Antike bis in die heutige Zeit spannt. Bei Praktika in verschiedenen Kirchgemeinden merkte er, dass ihm ein kirchlicher Beruf Freude macht. Am kommenden Sonntag, 19. August, wird Pascal Graf der Seelsorgeeinheit Widnau, Balgach, Diepoldsau-Schmitter vorgestellt. Die Predigt darf er selber halten. Noch ist er ruhig, aber spätestens am Samstag oder Sonntag mache sich Nervosität bemerkbar. Um sie in den Griff zu bekommen, hört er gern Musik. «Patent Ochsner mag ich sehr.» Berner Mundartlieder, die ihn an seine Heimat erinnern.Am Sonntag, 19. August, um 10.30 Uhr Eucharistiefeier mit der Begrüssung des neuen Pastoralassistenten Pascal Graf in der katholischen Kirche Widnau. Anschliessend Apéro.