Von Tücheln und Brunnen

Unsere Vorfahren konnten nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen, um sich das kostbare Nass zu holen. Früher wurde das Wasser in Quellen gefasst und zu Brunnen geleitet. Hier schöpften alle Haushalte der Umgebung das Trinkwasser; rund um den Brunnen spielte sich aber auch ein wichtiger Teil des sozialen Lebens ab. Heute, wo der grösste Teil unseres Trink- und Brauchwassers aus Grundwasserströmen stammt, haben die Brunnen ihre lebensnotwendige Bedeutung verloren.Wie früher das Quellwasser zu den Dorfbrunnen gelangte, zeigt die aktuelle Sonderschau des Ortsmuseums Berneck. Um sich lange und mühsame Wege zu ersparen, fanden die Menschen wohl schon in frühesten Zeiten Möglichkeiten, das Wasser herzuleiten. Erste solche «Wasserleitungen» könnten abgesplitterte Stücke von Baumstämmen gewesen sein.Wann es findigen Schmieden gelang, aus Eisen Bohrer herzustellen, die kräftig genug waren, Baumstämme der Länge nach aufzubohren, weiss niemand. Diese Wasserrohre aus Holz heissen Tüchel, das imposante Werkzeug zur Herstellung ist ein Tüchelbohrer. Schon 1461 wurde die Rosenburg mit einer Wasserleitung von 700 Tücheln aus der Quelle oberhalb Husen mit Trinkwasser versorgt. Berneck verfügt über zwölf Quellen und mehr als 50 private Brunnen. Auch hat das Ortsmuseum mehrere Tüchel und Bohrer in seiner Sammlung, was die engagierte Museumskommission auf die Idee zum Thema der neuen Sonderausstellung geführt hat. Letztes Jahr aus bekannten Gründen abgesagt, wird die Schau mit Dorfrundgängen zu den wichtigsten Brunnen morgen Samstag eröffnet.Man kann beim Ortsmuseum selber ausprobieren, wie anstrengend das Bohren von Holzwasserleitungen sein musste. Für Kinder gibt es kleine Stämme und kleine Bohrer, auch die Seilerei ist in Betrieb, wo sie, passend zum Thema Wasser, blaue Bändeli herstellen können. Besucht werden kann die Ausstellung an den Wochenenden vom 11./12. und 18./19. September sowie am Mittwochabend, 15. September; an den Wochenenden wartet auch ein gemütliches Beizli mit Grill.