42 Jahre hat Alex Buob als Klassenlehrperson im Schulhaus Kirchfeld unterrichtet, stets im gleichen Zimmer. Seine Frau war während 39 Jahren Lehrerin für Textiles Werken.
Die beiden wohnten früher sogar fünf Jahre lang in der Lehrerwohnung im Obergeschoss des Schulhauses Kirchfeld. Zu jener Zeit bestand für Lehrpersonen die Pflicht, in der Schulgemeinde des Arbeitgebers zu wohnen. Später hatten Buobs die Möglichkeit, sich in Lüchingen ein Haus zu bauen, und sie entschieden sich, hier zu bleiben.
«Früher war die Schule eine Familie»
Der in Rorschacherberg aufgewachsene Alex Buob besuchte das Lehrerseminar und bewarb sich in Lüchingen auf eine ausgeschriebene Stelle. Der 64-Jährige erinnert sich: Obwohl ich zu spät zum Bewerbungsgespräch erschien, bekam ich den Job.» Der Grund für die Verspätung waren die fehlenden Ortskenntnisse: «Ich musste auf einer Landkarte nachschauen, wo Lüchingen ist und wo sich das Schulhaus befindet.»
Die Freude über die Zusage war umso grösser, als damals ein Überschuss an Lehrkräften bestand. Seine aus Goldach stammende Partnerin Cornelia unterrichtete erst in Flawil Textiles Gestalten und folgte zwei Jahre später nach Lüchingen. Der Primarlehrer meint lachend:
Böse Zungen behaupten, dass meine Frau die einzige Lehrerin in Lüchingen ist, die sich nie bewerben musste.
Tatsächlich hatte eine ehemalige Semikollegin Cornelia Buobs sie gefragt, ob sie ihre Nachfolge in Lüchingen antreten wolle. «Früher war die Schule eine Familie. Über all die Jahre wurde alles professionalisiert, Konzepte wurden erarbeitet und eine Schulleitung eingeführt», erzählen die langjährigen Lehrkräfte und ergänzen: «In unserer Anfangszeit bestand das Lehrerteam aus sechs Personen. Heute sind es etwa dreissig.»
Ohne zu werten, stellen Cornelia und Alex Buob fest: «Die Freiheit der einzelnen Lehrerperson hat ab- und die Bürokratie zugenommen.» Dennoch haben sie nie bereut, ihren Berufsalltag in einem Schulzimmer verbracht zu haben.
Nähnadel ging durch den Finger
Cornelia und Alex Buob haben einige Reformen mitgemacht. Auch die Gesellschaft hat sich verändert. «Die Schülerinnen und Schüler treten heute viel selbstbewusster auf und sind direkter als früher», stellt Alex Buob fest. Man kommuniziere mehr miteinander. Im Textilen Gestalten spürt Cornelia Buob die Veränderung insofern, als heute die wenigsten Schülerinnen und Schüler zu Hause das Häkeln oder Stricken lernen. Und in der Schule fehlt die Zeit, das Handwerk zu vertiefen. Dafür können Kinder heute anderes. Noch immer hoch im Kurs sei das Häkeln von Schnüren oder die Arbeit mit der Nähmaschine. «Bis die Kinder merken, dass auch mit der Nähmaschine genau gearbeitet werden muss», sagt Cornelia Buob lachend. Einen Zwischenfall im Unterricht wird sie nie vergessen: «Ein Bub nähte sich mit der Maschine so stark in den Finger, dass die Nadel auf der Unterseite des Fingers herauskam.»
Floss fiel unterwegs vom Autodach
Eine andere Episode blieb Alex Buob in Erinnerung: «Im Werken bauten wir ein Floss. Auf dem Autodach habe ich es nach Kriessern transportiert, während die Kinder mit dem Velo hinterherfuhren.» Wegen des Fahrtwindes und der Bodenwellen verlor der damals junge Lehrer das Floss, wobei ein Blechschaden entstand. Irgendwie gelang es ihm doch noch, das Gefährt zum Rheintaler Binnenkanal zu schaffen. Die Schüler bestiegen das Floss und fuhren unbeaufsichtigt rheintalabwärts, während der Lehrer sich mit dem Auto zu den «Drei Brücken» begab, wo er seine Schar in Empfang nahm. Alex Buob sagt:
Heute wäre eine solche Aktion unvorstellbar. Der Aufschrei wäre riesig. Damals war ich ziemlich naiv.
Andere Male bastelte Alex Buob mit den Schülern Heissluftballons, aus denen über dem Kirchplatz ein Feuerregen wurde.
Gartenprojekte und Kursbesuche
Teilweise unterrichteten Cornelia und Alex Buob in jünge- rer Vergangenheit die Kinder ehemaliger Schülerinnen und Schüler. Auf den bevorstehenden neuen Lebensabschnitt freuen sich die beiden. Wobei ihnen bewusst ist: «Den Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen und manch schöne Momente im Klassenzimmer werden wir vermissen.» Die neu gewonnene Freizeit will das Ehepaar zumindest zu Beginn voll auskosten, Alex Buob mit der Verwirklichung von Gartenprojekten und Cornelia Buob beim Lesen und Kochen sowie mit Kursbesuchen. Ein grosses Reiseprojekt haben die beiden noch nicht in Aussicht. Vielmehr wollen sie die freie Zeit nutzen, um die Enkelkinder zu hüten.