24.07.2022

Von Schnelllauf bis Ringen und Schwingen

Vor 130 Jahren wurde in Buchs das St. Gallische Kantonalturnfest durchgeführt. Der Festplatz war gross angelegt und modern.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 02.11.2022
Dem Organisationskomitee dieses grossen Turnfestes, das vom Samstag, 2., bis Montag, 4. Juli 1892, zur Austragung gelangte, war natürlich das schwere Brandunglück in Sevelen im selben Jahr bekannt. Nach reiflicher Überlegung wurde jedoch beschlossen, das Fest in Buchs durchzuführen.OK-Präsident war Johann Schmid. Am 6. Juni jenes Jahres richtete sich das OK im «Werdenbeger & Obertoggenburger» unter anderem mit folgenden Worten an das Publikum: «So strömt herbei, ihr Turnerfreunde, und bezeuget durch zahlreichen Besuch eure Sympathie für die edle Turnkunst! Kommt heran, ihr Turnerfeinde, kommt, seht und hört! – Vergewissert euch von der hehren Bedeutung der Turnerei! – Weg mit den nichtigen Vorurteilen, und – werdet Freunde! Zum ersten Male ist euch Gelegenheit geboten, ein kantonales Fest in unserm Bezirke zu besuchen und zwar ein Fest, das nicht nur Augenweide, sondern auch trefflichen Ohrenschmaus darbietet.»Für den Turnverein Buchs war es eine Ehrenpflicht, die Würde des Gastgebers zu übernehmen. Der Festplatz befand sich im Kappeli, an der Grünaustrasse. Die Länge der Festhütte betrug 50 Meter, die Breite 22 Meter. Unter dem Dach waren 1600 Sitzplätze eingerichtet. Und dank des Werkführers der Weberei Azmoos wurde das Innere durch elektrisches Licht taghell beleuchtet. Es war heiss an jenen Festtagen. Trotzdem zeigten sich die Mitglieder der Vereine im Freien mit voller Kraft an Reck, Barren und Pferd. Staunend sah sich das Publikum auch die mit grosser Präzision ausgeführten Stab- und Ordnungsübungen an und zeigte sich begeistert über die kühnen Leistungen der Springer. Das Mittagessen in der Festwirtschaft kostete zwei Franken. Zu diesem Preis erhielt die hungrige Besucherschaft Suppe, zwei Fleischsorten, zwei Gemüsesorten und eine halbe Flasche Wein. Die sonntägliche Festrede hielt Pfarrer Michael Rohrer aus Buchs. Ein Zitat lautet: «Und die Sonne kam und ein klarblauer Himmel wölbt sich über dem Festort; das ist nicht unser Verdienst, aber unsere Freude. Sonst sprach man im lieben Schweizerlande vom Zürcher Festwetter; in Zukunft spricht man nur noch vom Buchser Festwetter und der unbekannte Ort wird populär. «Dem Vaterlande ist die Turnsache geweiht, dem Vaterlande wollen sie dienen und zu diesem Dienste dadurch sich erziehen lassen mit frischer Kraft und starkem Mut.»Am letzten Tag des Festes formierte sich noch einmal der Umzug mit allen Turnern und wanderte unter Blasmusikklängen bis in die äussersten Gemarkungen des Dorfes und wieder zurück in die Festhütte. Mit einem Ball im Restaurant Rätia fand das gelungene Fest seinen Abschluss.

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