27.02.2020

Von schlecht gelaunten Uhren und dem Zimmer der Zeit

Am Samstag, 15. Februar, lud die Walzehuser Bühni zu einer Reise durch 2000 Jahre Geschichte.Zu Gast war Cainero Ferruccio, bekannt von den Morgengeschichten von DRS 1. Wer den italienischen Charme und die Sprache mag, hatte das richtige Programm gewählt. Wer sich von Comedy berieseln lassen wollte, dem standen etwas anstrengende zwei Stunden bevor. «Grazie, buona sera a tutti», begrüsste Cainero Ferruccio rund 100 Besucher in der Mehrzweckanlage. Und es waren nicht die letzten Worte, die er auf Italienisch ans Publikum richtete. Kern der Erzählungen war seine Familie, allen voran sein Papà, der Uhrmacher war. Das Herz des kleinen Ferruccio machte immer tick-tack, tick-tack, wenn er seinem Vater bei der Arbeit zusah. Wie der mit der feinen Pinzette Uhren wieder neues Leben einhauchte – immer mit seiner heiligen Zigarette zwischen den Lippen. Denn sein Vater lebte von schlecht gelaunten Uhren, beispielsweise, wenn sich ein Sandkorn im Uhrwerk eingeschlichen hatte. Doch nicht nur italienische Chronometer fanden den Weg zu Ferruccios; auch Schweizer Qualitätsuhren waren bei Papà in den allerbesten Händen. Eines Tages, klein Ferruccio war gerade mal sechs oder sieben Jahre alt, zog Nonna bei ihnen ein. Er war glücklich. Denn von da an durfte er im Zimmer der Zeit schlafen. Wie er es liebte, zwischen all den Uhren zu sein und die ganze Nacht nur eins zu hören: tick-tack, ticktack, tick-tack. Viele weitere Erzählungen wusste der Autor und Regisseur von seiner Heimat, Udine im Friaul, und seiner Kindheit zu berichten. Denn wer in einer streitsüchtigen Familie aufwächst, dem gehen die Geschichten nie aus.Die Schilderungen seiner Kindheit waren amüsant. Dazwischen baute er geschickt und passend 2000 Jahre Geschichte ein: Griechische Mythologie (Chronos, Urano, Zeus), auch über Philosophen, Altweiberfasnacht, Martin Luther, Bauernkrieg, Calvin bis zu Louis XIV. berichtete der Erzählkünstler.Den Schluss widmete Ferruccio der Nostalgie, eine schweizerische Erfindung aus dem Jahr 1688. Durch die Nostalgie erinnert er sich an die schöne Zeit von früher. «Nostalgie: das ist das Gute, das bleibt, aber auch das Gute, auf das wir warten.» (pd)

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