28.06.2019

Von Riesen und Zwergen

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Worin unterscheidet sich ein ­Riese von einem Zwerg? Natürlich durch die Grösse, in der ­Dimension also. Ein kleinwüchsiger Mensch misst minimal 80 Zentimeter, ein humaner Riese mehr als 220 Zentimeter. Also haben wir ein Verhältnis von etwa 1:3.Dem gegenüber misst unsere einheimische Rottanne ausgewachsen rund 20 Meter. Kürzlich bedauerte einer meiner Kunden, dass er vor 20 Jahren eine Zwergtanne gekauft hatte, die heute drei Meter hoch sei. Also sei er damals wohl «bschisse worde». Drei Meter mal drei wie oben bei den Menschen, das macht neun Meter. Also ist die grosse Zwergtanne im Verhältnis zur Mutter-Tanne mit 20 Metern ein wirklicher Zwerg, denn das Verhältnis ist hier sogar fast 1:7!Woher kommt denn nun aber dieser Zwergwuchs? Selten einmal entwickelt sich aus einem der Milliarden und Abermilliarden Samenkörner aller Tannen der Schweiz eine, die zwergig wächst, genetisch bedingt, von Natur aus. Viel häufiger sind da die Hexenbesen. In den Wipfeln oder auf den Ästen fallen Zellen aus der Art und bilden nestförmige, manchmal auch hängende Gebilde, die wir in Mundart Hexen­besen nennen. Früher, vor Jahrhunderten, kannte man noch keine genetischen Veränderungen und mutmasste, dass da wohl eine Hexe beim Überflug des Waldes in der Waldburgisnacht ihren Besen verloren hatte und auf dem Stiel alleine weiter geritten ist. Volks- und Aberglaube plagten damals noch die Landbevölkerung, heute ist das nur noch Nostalgie. Und doch kann man sich immer noch diese spontanen Mutationen nicht ganz genau erklären. Wer löst sie aus? Man nimmt an, dass besonders Fichtenläuse und ähnliche Insekten durch ihre Saugtätigkeit dafür verantwortlich zeichnen. In Baumschulen und Gärtnereien werden solche Besentriebe durch Veredelung auf eine wilde Fichtenunterlage weiter vermehrt und schliesslich verkauft. Solche Veränderungen können auf vielen Gehölzen auftreten und werden gärtnerisch gerne verbreitet. Gerade moderne Gärten mit eher wenig Platz sind ideale Standorte für solche Kleingehölze. Neben der erwähnten Rottanne gibt es auch Mutationen bei den Föhren, Weisstannen, Lärchen, Zedern, Wacholdern, Birken und vielen auch aussereuropäischen Arten.Bert StankowskiWeisslingenwww.hostako.npage.eu

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