17.08.2021

Von Pilz befallen oder zerstört

An gewissen Orten hat der Hagel bis zu 84 Prozent der Trauben vernichtet.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Eigentlich war Anfang August biologischer Pflanzenschutz das Thema einer Rebbergbegehung mit Vinum Berneck. Bei dieser Gelegenheit wurden erhebliche Schäden zur Kenntnis genommen. Der viele Regen und der Hagel hatten eine «so noch nie erlebte Ausnahmesituation» geschaffen, wie der einheimische Rebbauberater Felix Indermaur sagt. Ein in dieser Zeitung vor wenigen Tagen verwendeter Titel mit Blick auf Thal treffe ins Schwarze, meint Indermaur: Tatsächlich befänden sich die «Winzer im Wettlauf gegen den Pilz».Erfolgreiche VerwirrungstechnikBeim biologischen Rebbau spannt Berneck mit Au zusammen. Das ist möglich, weil die Rebberge eine zusammenhängende Fläche bilden und so eine gewisse Grösse haben. Der grösste Erfolg ist im Kampf gegen den Traubenwickler (Insekt) mit der so genannten Verwirrungstechnik gelungen. Bei dieser Technik macht man sich das Paarungsverhalten schädlicher Insekten zunutze. Auf diese Weise habe man es bei völligem Verzicht auf Insektizide so weit gebracht, dass praktisch keine Schäden mehr aufträten.Vor allem Falscher Mehltau ist ein ProblemHingegen kann Pilzbefall nach wie vor ein Problem sein. Der Falsche Mehltau tritt durch einen weisslichen Belag an der Unterseite der Blätter in Erscheinung. Die Blätter sterben ab. Beim Echten Mehltau werden die Blätter zunächst von einem aschigen Belag überzogen, später verfärben sie sich braun und vertrocknen. Nebenbei bemerkt, rieche der Echte Mehltau sehr unangenehm, sagt Felix Indermaur. Aufgrund des Wetters in den letzten Wochen sei der Falsche Mehltau bei uns derzeit deutlich stärker verbreitet. Im Wallis werde er «Schlechtwetterpilz» genannt. Der Echte Mehltau hingegen verbreite sich, wenn es heiss und trocken sei und es wenig Tau habe.Die Schäden wegen Pilzbefalls verteilen sich im Rheintal sehr ungleichmässig. Mancherorts gibt es fast nur unbeschädigte, gesunde Reben, andernorts sind «Totalausfälle» zu beklagen. Es gebe «sehr grosse Unterschiede von Parzelle zu Parzelle», sagt Felix Indermaur. Auffällig sei, dass selbst pilzresistente Sorten «nicht ganz ungeschoren davongekommen» seien – unter anderem Regent, Léon Millot oder Johanniter. Ihr Anteil an der Gesamtmenge liege zwar unterhalb der Zehn-Prozent-Grenze, ihre Beliebtheit nehme aber zu.In Husen sieht es wegen des Hagels schlimm ausEine Besonderheit war der Hagel, der sehr ortsbezogen auftrat. In der Gegend von Au soll es zu fast keinen Hagelschäden gekommen sein, andernorts sieht es schlimmer aus. In Husen ob Berneck sollen die Hagelschäden immens sein. Hier hat es «keine ganzen Trauben mehr», sogar das Holz und die Leitungsbahnen in der Pflanze (für den Transport von Nährstoffen, Wasser, Assimilaten usw.) seien beschädigt. Das könne selbst im nächsten Jahr Auswirkungen haben, indem möglicherweise Rebstöcke ganz oder teilweise absterben.Indem es auch noch stürmte, wurden die Hagelschutznetze vom Wind an die Trauben gepresst. So konnten die Hagelkörner direkt gegen die Früchte schlagen.Was die Qualität des Weines angeht, sei eine Prognose nicht möglich, meint Felix Indermaur. Wie gut der Wein werde, hänge stark noch von den nächsten Wochen ab. «Au d’Henna gackerid jo erscht, wenn d’Eier gleit sind.»

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