29.12.2018

Von Kindern und Eltern

Von Paul Hoch
aktualisiert am 03.11.2022
Am morgigen Sonntag erwartet uns ein besonders spannendes Evangelium. Wir bekommen nämlich eine Szene aus Jesu Kindheit erzählt (Jesu Eltern ziehen bereits weiter, während er im Jerusalemer Tempel den Gelehrten lauscht und Fragen stellt). Diese Begebenheit hat, wie ich finde, für Eltern wie für Kinder – je aus ihrem Blickwinkel – alltagsrelevante Aspekte. Denn aus dem eigenen Alltag können hier Erfahrungen in den Blick kommen und sich mit der Geschichte des Evangeliums mischen. Denn so manche Eltern können sich vielleicht allzu gut mit jenen von Jesus identifizieren, die ganz aufgelöst überall ihren Sohn suchen. Denn Erzählungen von Kindern, die verzweifelt gesucht wurden, kenne ich aus meinem Bekanntenkreis zuhauf. Und all diesen Episoden gemeinsam ist der gefühlsmässige Ausnahmezustand der Väter und Mütter, weshalb jene Erlebnisse auch noch lange erzählt werden. Sie bleiben in Erinnerung. Wenn wir nun aber zur Perspektive des Kindes wechseln, so ist – wie im Falle des jungen Jesus – beim gesuchten Kind nicht zwingend Panik oder das Bewusstsein da, dass sich jemand unsägliche Sorgen macht. So manches Kind klinkt sich ganz bewusst aus der Obhut der Eltern aus, weil etwas Spannendes woanders lockt. Gerade die beiden Elemente – verzweifelt suchende Eltern und unverständig darauf reagierende Kinder – haben mich neugierig darauf gemacht, den Text genauer anzusehen. Ich habe mir die Frage nach der Botschaft jener Geschichte gestellt. Oder anders formuliert: Was mag den Evangelisten bewogen haben, gerade jenen Text in seine Komposition aufzunehmen? Dass Kinder mal abhauen, Eltern sie verzweifelt suchen, kennen wir. Doch ungewöhnlich wird es dort, wo wir erfahren, was Jesus macht. Der junge Bub hat sich bewusst unter die Gelehrten gemischt und diskutiert munter mit. Das ist definitiv ungewöhnlich für einen Zwölfjährigen. Warum macht das also der junge Jeus? Weil er das muss, so wie sein späterer Lebensweg verlaufen wird. Und die Leser sollen von Beginn an dahin gelenkt werden, dass Jesus jemand ganz besonderes und von ihm noch ganz viel zu erwarten ist. Auch über 2000 Jahre später noch.Paul HochPastoralassistent in Widnau

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