23.01.2019

Von Herz zu Herz lernen

Betreff IT-Bildungsoffensive<br/>Betreff Einheitsgemeinde Au-Heerbrugg<br/>Betreff Leserbrief «Wehre mich gegen Schliessung», Ausgabe vom 16. Januar

Von Peter Albertin, Marbach
aktualisiert am 03.11.2022
Am 10. Februar entscheidet das St. Galler Stimmvolk über die IT-Bildungsinitiative. Zum Ausgang der Abstimmung mache ich mir keine Illusion. Gleichwohl fühle ich mich, ein altgedienter Sonderklassenlehrer und Heilpädagoge, verpflichtet, Stellung zu nehmen, da im Zusammenhang mit dem 75-Millionen-Kredit kaum jemand die Frage stellt, ob Mittel und Inhalte der Informatik überhaupt in die Grundschule gehören. Das im «Rheintaler» vom Dienstag, 8. Januar, abgelichtete Schulzimmer erinnert mich an das Sprachlabor, wie ich es vor fünfzig Jahren erlebt habe. Die anfängliche Neugier für das «Boxenbüffeln» wich bei vielen bald latenter Gleichgültigkeit oder Resignation; denn die mit der neuen Technik erzielten Fortschritte waren kläglich. «Alles Lernen ist nicht einen Heller wert, wenn Mut und Freude dabei verloren gehen», las ich als angehender Lehrer bei Johann Heinrich Pestalozzi und wunderte mich nicht, dass jenes «autistische Setting» – ein gutes Beispiel für schlechten Unterricht – auf der von Werner Corell beschriebenen Verhaltensforschung an Ratten und Hunden basierte.Doch die Branche ist in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Sie nutzt die Informatik, die Vernetzung, raffinierte Programme und den Bildschirm, um die Faszination der Schüler warm zu halten und die Isolation in der Kabine zu kaschieren. Nun soll an der Pädagogischen Hochschule ein Kompetenzzentrum entstehen, das Unterrichtsmodelle und digitale Lernmedien für Lehrer konfektioniert.Meine Zweifel mögen obsolet erscheinen; die Primarschule hat indessen andere Aufgaben, als die Stundenzahl, welche die Kinder bereits in der Freizeit vor der Mattscheibe verbringen, zu erhöhen oder sie zusätzlich mit elektronischer Datenverarbeitung zu «füttern», lange bevor sie entwicklungspsychologisch dazu reif sind. Es ist höchste Zeit, sich auf Pestalozzi, den Begründer der Volksschule zu besinnen, der schlicht und einfach feststellt, dass sich «unser Geschlecht nur von Angesicht zu Angesicht, nur von Herz zu Herz menschlich bildet».Peter Albertin, MarbachMut zur VeränderungHeutzutage ist das einzig Konstante die Veränderung. Wir sehen das in der Entwicklung des Gemeindewesens. Die Zahl der eigenständigen Schulgemeinden ist in 12 Jahren von 116 auf 36 gesunken und jene der Einheitsgemeinden von 19 auf 55 gestiegen. Die Einheitsgemeinde ist somit ein Erfolgsmodell. Und wahrscheinlich ist vor jeder Zusammenführung diskutiert worden.Vielerorts war es wohl einfacher, weil die gemeinsamen Grenzen übereinstimmten. Nun ist dies in Au-Heerbrugg aber nicht der Fall, was den Verlust des Stimmrechts für jene Heerbrugger Schulbürger bedeutet, die auf Balgacher oder Bernecker Boden leben. Dafür besteht eine Inkorporationsvereinbarung mit Berneck und Balgach, die von den drei Gemeinden bereits abgesegnet ist. Ebenso existiert ein Beschulungsvertrag, der u.a. die Rechte und Pflichten, das Schulgeld und das Schulvermögen regelt. Die nicht berechtigten Stimmbürger hätten also die Möglichkeit, in ihren politischen Gemeinden zu intervenieren, sollte es zu schwerwiegenden Zwischenfällen kommen.2017 lebten in unserer Gemeinde 7541 Einwohner. Davon sind 2633 Ausländer. Also ein Drittel der Bevölkerung kann politisch nicht mitbestimmen, aber Steuern bezahlen, auch für die Schulen. Eine vergleichbare Situation wie Heerbrugg sie mit der Einheitsgemeinde bekäme, besteht schon in Widnau, wo ein Teil der Diepoldsauer Kinder zur Schule geht und wo deren Eltern auch kein Stimmrecht haben; trotzdem funktioniert es bestens. Der Stimmrechtsverlust wird aber auch mit Blick auf die tatsächliche Stimmbeteiligung überbewertet; obschon es an Schulbürgerversammlungen um Millionen geht, entscheiden wenige Prozent der Bürgerschaft.Nun mischt sich die OMR in den Abstimmungskampf ein. Soviel ich mich erinnere, waren 2018 von den ca. 9000 OMR-Stimmberechtigten nicht einmal 2 % anwesend (von denen auch noch die meisten, z.B. als Lehrer, direkt mit der OMR zu tun hatten). Dabei wurde über ein Finanzvolumen von ca. 14 Millionen abgestimmt. Haben übrigens die Sportmittelschüler aus den umliegenden Gemeinden in der OMR ein Mitspracherecht? – Nein, haben sie nicht!Fragen kann man sich auch, ob der OMR-Präsident mit seinen Voten gegen die Einheitsgemeinde z.B. von der Diskussion in Berneck um die Einheitsgemeinde ablenken will. Fürchtet die OMR um ihre Bestimmungshoheit? Einen Zusammenschluss aller Schulgemeinden von Au-Heerbrugg, Balgach und Berneck unter dem Dach der OMR in den nächsten Jahren halte ich für utopisch. Der politische Wille ist heute und in naher Zukunft nicht gegeben. Es entstünde eine eigenständige Korporation mit über 50 Mio. Steuerbedarf. Das kann und darf es einfach nicht sein, darum entscheiden wir uns für die kleinen Schritte und sagen zum jetzigen Zeitpunkt Ja zur Einheitsgemeinde und vertrauen darauf, dass auch Berneck und Balgach demnächst über eine Einheitsgemeinde diskutieren und auch Taten folgen lassen.Ernst Ruppanner, HeerbruggSpital Altstätten sehr kompetentIch kann Kollege Werndli nur recht geben. Als altgedienter Arzt – wenn auch in Deutschland – kann auch ich ein Spital beurteilen. Ich war schon mehrmals im Spital Altstätten: ambulant, stationär und als Notfall. Die jetzt dort arbeitenden Kollegen sind sehr kompetent, hilfsbereit und vor allem menschlich.Man kommt sofort zum richtigen Mann oder zur richtigen Frau. Auch stationär hatte ich nichts auszusetzen. Für die Landbevölkerung ist ein Akutspital ein Segen. In einem grossen Spital vergeht von der Parkplatzsuche bis zum richtigen Ansprechpartner viel zu viel Zeit. Diese Häuser haben ihre Berechtigung in den Fällen, die mangels Geräten und Spezialisierung nicht mehr in einem kleinen Akutkrankenhaus behandelt werden können.Dr. med. Wolfgang Strehle, Eichberg

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.