30.12.2019

Von Gurken und Rollstuhlrowdys

Kurioser als die Polizei erlaubt: Ein Rückblick auf die Polizeimeldungen des Jahres.

Von Marco Cappellari
aktualisiert am 03.11.2022
«Das Gefühl der Absurdität kann einen beliebigen Menschen an einer beliebigen Strassenecke anspringen», lautet ein berühmtes Zitat des Philosophen Albert Camus. Vielleicht schwirrt den Beamten der Kantonspolizei St. Gallen ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf, als ihnen vor einiger Zeit nachts ein parkiertes Auto mit beschlagenen Scheiben auffällt. Nachdem sie sich dem Fahrzeug nähern, erblicken sie im Inneren einen nackten Mann, zu dessen Füssen eine Salatgurke mit übergestülptem Kondom liegt. Er meditiere hier, versucht sich der Nackte zu erklären. «Uns war keine Art der Gurkenmeditation bekannt, weshalb der Mann angewiesen wurde, zusammen mit seiner Gurke zu Hause weiter zu meditieren», schreibt die Kantonspolizei, als sie den Fall kürzlich publik macht.Kommt es irgendwo in der Ostschweiz zu einem Polizeieinsatz, versenden die Ordnungshüter eine entsprechende Meldung. Meist handeln diese von Verkehrsunfällen und den üblichen Vergehen. Manchmal aber offenbaren sie die ganze Absurdität des menschlichen Lebens, wie etwa die Gurkengeschichte zeigt. Ein Blick ins Archiv belegt: Es war nicht die einzige kuriose Meldung des Jahres.Dass das Berufsrisiko von Polizeibeamten nicht immer nur auf die Gewaltbereitschaft von Kriminellen zurückzuführen ist, bewies ein Polizist, der sich Ende September bei einer Schiessübung in Gossau selbst in den Oberschenkel schoss. Es war nicht die erste selbst verschuldete Verletzung eines Ostschweizer Beamten. Bereits im März hatte sich ein Thurgauer Kollege auf dem Polizeiposten in Sulgen in den Unterschenkel geschossen.Zu den gefährlichsten Orten in der Ostschweiz gehören immer noch die Strassen, wo es immer wieder zu brenzligen Situationen kommt. Mit dem Schrecken und einer leichten Verletzung davon gekommen ist eine Frau, die Anfang Jahr in der St. Galler Innenstadt von einem Rollstuhlfahrer angefahren wurde. Der Verkehrsrowdy machte sich anschliessend aus dem Staub, ohne sich um die gestürzte Frau zu kümmern. Im Juni fuhr in Kreuzlingen ein 54-Jähriger gleich fünf mal in einer Nacht in die selbe Radarfalle. Nicht selten ist Alkohol im Spiel, wenn ein Fahrzeuglenker sich und andere gefährdet. Ein 72-jähriger Fahrer, den die Polizei im Juli kontrollierte, war dermassen angetrunken, dass ein Alkoholtest nicht möglich war. Die Beamten ordneten eine Blutprobe an. Gleich mehrere Betrunkene sind im ausgehenden Jahr am Steuer eingeschlafen.Etwa in Oberneunforn, wo ein Passant im Juni um drei Uhr morgens ein Auto mit laufendem Motor auf der Strasse bemerkte, dessen Fahrer friedlich am Steuer schlief. Auf der Autobahn A7 fiel ein 25-Jähriger auf dem Pannenstreifen in den Schlaf, nachdem ihm das Benzin ausgegangen war.Ein ähnlicher Fall ist Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, noch sehr gut in Erinnerung. Im Juli findet die Polizei ein verlassenes Auto auf der A13, das mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf dem Pannenstreifen stand. Als die Beamten bei der Wohnung des 35-Jährigen Autohalters nachforschen, stellt sich heraus, dass dem Mann gleich zweimal das Benzin ausgegangen war. Nach dem ersten Mal hatte ihm seine Frau vier Liter Benzin vorbeigebracht. Daraufhin fuhr er einen Kollegen nach Landquart. Als ihm auf der Rückfahrt erneut der Sprit ausging, entschloss sich der Betrunkene, das Auto kurzerhand stehen zu lassen. «Das lässt einen doch erstaunt zurück», so Krüsi.Ebenfalls auf dem Pannenstreifen gestrandet war ein Mäusebussard, den die Polizei im Oktober in Sevelen rettete. Der verletzte Vogel wurde zum Greifvogelpark Buchs gebracht, wo er bis zur Entlassung in die Freiheit gepflegt wurde.«Mein persönliches Highlight ist der Smart, mit dem ein Schrank transportiert wurde», sagt Mediensprecher Florian Schneider. Die Medienstelle der Kapo muss bei vielen Vorfällen, mit denen sie täglich zu tun hat, selber manchmal schmunzeln. Seit einiger Zeit veröffentlicht die Kantonspolizei deshalb jeden Dienstag eine kuriose Polizeimeldung in der Serie «#Unglaublich» auf Instagram.Marco Cappellari

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