16.07.2021

Von der Modelwelt träumen

Reisen, Shootings, Highlife: Den Traum vom Modeln hegen viele. Für Giulia-Marie Scharm ist es mehr ein Hobby.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidAls Giulia-Marie Scharm für ein Imagevideo das erste Mal vor der Kamera posierte, schossen der 15-jährigen Widnauerin tausend Gedanken durch den Kopf: Stehe ich gerade genug, gehe ich zu schnell oder zu langsam, soll ich ernst schauen oder lächeln und soll ich mich auf die Kamera fokussieren oder doch lieber so tun, als wäre keine da? Dass es zum Videodreh kam, ist einem Zufall geschuldet. Seit zwei Jahren modelt Giulia-Marie Scharm für ihren Instagram Account und stellt Fotos online. Diesen Account muss ihre aktuelle Agentur «models klick GmbH Basel» gesehen und ihr Potenzial entdeckt haben. Kurze Zeit später fuhr sie mit ihren Eltern nach Basel, unterschrieb ihren ersten Modelvertrag und konnte sogleich das erste Shooting absolvieren. Wenige Wochen später stand dann der Videodreh auf dem Programm, und die Kantonsschülerin tauchte immer weiter in die Modelwelt ein. Auf den Spuren von Bella HadidAus Freude an der Sache, habe sie Fotos online gestellt. «Niemals hätte ich damit gerechnet, von einer Modelagentur angeschrieben und unter Vertrag genommen zu werden», sagt Giulia-Marie Scharm. Es sei nie ihre Absicht gewesen, ein professionelles Model zu werden, doch jetzt, wo sie Modelluft schnuppern durfte, habe sie Feuer gefangen. «Momentan bleibt es ein Hobby, das mir viel Spass bereitet», sagt die Widnauerin, «trotzdem wäre es ein Traum, einen Runway entlang zu gehen und Mode der Marken Prada, Fendi oder Versace zu präsentieren.» Die 15-Jährige ist sich völlig bewusst, dass sie nicht das einzige junge Mädchen ist, das sich eine glamouröse Karriere als Topmodel ausmalt. «Ich denke, dass nur wenige Models davon leben können», sagt sie. Nur wer bekannt ist, könne sich die Shootings aussuchen und entsprechend gut dotierte Verträge unterschreiben. Beispielsweise Bella Hadid – eines ihrer grossen Vorbilder. Deren natürliche Art beeindruckt die Rheintalerin, abgesehen von ihrem Ruhm und Erfolg als Model.Auch wenn ihre Gedanken für manche wie eine Fantaste-rei erscheinen, ist Giulia-Marie Scharm geerdet: «Für mich stehen momentan die Schule und meine Ausbildung an erster Stelle.» Nach der Matura würde sie gerne Rechtswissenschaften studieren. Beim Modeln mache es ihr am meisten Spass, einerseits verschiedene Outfits anzuziehen und zu präsentieren. Andererseits trete sie dadurch auch mit vielen interessanten Menschen in Kontakt. Beides vereine sie mit ihrem Job als «Brand Ambassador» für den Jugendkleiderladen «subdued». Monatlich durfte sie sich mit de-ren Klamotten einkleiden und machte Bekanntschaft mit anderen Models.Die Schattenseiten einer BrancheDoch bei aller Freude für ihr Hobby hat die Schülerin auch aus den Erfahrungen gelernt: «Früher wäre ich gern bei Germany’s Next Topmodel (GNTM) dabei gewesen, doch jetzt habe ich gesehen, dass solche Shows nur zur Unterhaltung der Zuschauer dienen.» Auch die Shootings laufen nicht so glamourös ab: «Meistens vergehen Stunden, bis man endlich an der Reihe ist, und muss dann innerhalb kürzester Zeit dem Kunden beweisen, dass man die Richtige ist», sagt das Jungmodel. Ausserdem passten die Schuhe und Kleider selten, man schwitze oder friere, und ständig werde an einem herumgezerrt.Dass die Modelwelt nicht nur einem Jetset-Leben im Rampenlicht entspreche, zeigen die Offenbarungen ehemaliger Models. Von Mobbing, Ausbeutung und Belästigung ist die Rede. Und trotzdem folgen jährlich Tausende junger Menschen den Lockrufen der Branche. «Ich habe bisher glücklicherweise noch keine schlechten Erfahrungen gemacht», sagt Giulia-Marie Scharm. Manchmal erhalte sie aber auf Instagram mehrdeutige Nachrichten, die sie sofort lösche und die Konten der Betroffenen blockiere. Um als Model erfolgreich zu sein, bedarf es heute nicht mehr der Modelmasse 90-60-90, trotzdem hätten es schlanke Models einfacher. Auch die Widnauerin achtet auf ihre Ernährung und treibt täglich Sport. «Schönheit heisst für mich selbstbewusst und natürlich zu sein.» Eine Schönheitsoperation komme für sie aber nicht in Frage. Das Modeln bringe einerseits gute und schöne Sachen mit sich, andererseits auch viel Druck und Stress. «Wichtig ist, nicht an sich zu zweifeln und Freude daran zu haben», sagt Giulia-Marie Scharm.

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