20.09.2019

Von der Alp zur Viehschau

Hans Schmid aus Wolfhalden ist der Hauptverantwortliche aller Viehschauen. Den Sommer verbringt er auf der Alp Schrina.

Von Simon Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Hans Schmid bewirtschaftet im Winterhalbjahr mit seiner Familie in Wolfhalden einen 33 Hektar grossen Bauernhof. Seine Schwerpunkte liegen in der Milchwirtschaft, der Aufzucht, dem Hochstammobstbau und der Direktvermarktung von Eiern und Alpkäse. Letzteren produziert er jeweils im Sommer auf der Alp Schrina in Walenstadtberg. Neben seinen eigenen Kühen nimmt er auch noch fremdes Vieh auf die Alp.Hans Schmid ist Vater von fünf Kindern. Sie sind jedoch schon erwachsen oder befinden sich in der Lehre. Somit bleiben sie den Sommer über in Wolfhalden. Auf der Alp hat es neben den Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste auch noch ein Beizli, in dem die Familie unter anderem ihre eigenen Bergkäsekreationen anbietet. Seit 1993 betreibt der 50-Jährige Landwirtschaft, wobei er die letzten sieben Sommer jeweils auf der Alp verbracht hat.Langer Arbeitstag startetmit früher TagwacheFür alle Spätaufsteher wäre es auf einer Alp schwierig, denn dort heisst es um 4.45 Uhr Tagwache. Zuerst wird die Milch vom vergangenen Tag über dem Feuer aufgewärmt. Später wird daraus Käse, Butter und Joghurt gemacht. Die anderen drei Angestellten auf der Alp melken währenddessen die Kühe und Ziegen. Fast drei Stunden nach dem Aufstehen wird gefrühstückt. An schönen Tagen kommen um diese Uhrzeit jeweils auch schon die ersten Gäste, die einen Kaffee oder etwas Kleines zu Essen wünschen. Der Rest des Morgens ist dem Wohlbefinden der Tiere gewidmet. Am Nachmittag steht die Weidepflege auf dem Programm, wobei im Vorsommer der grösste Teil davon das Montieren von Zäunen ausmacht. Um 18.30 Uhr heisst es dann auch auf der Alp Schrina Feierabend.So sieht der typische Sommertagesablauf von Hans Schmid aus. «Die Alp ist für uns ein wichtiges Standbein, und wir sind sehr zufrieden damit», so der Wolfhäldler. Vom Angebot mit dem Mieten und Bewirtschaften der Alp Schrina möchten Hans Schmid und seine Frau auch die kommenden Jahre profitieren.Hans Schmid ist Präsident der Fachkommission für Tierzucht des Kantons Appenzell Ausserrhoden. In diese Position wurde er vor vier Jahren durch den Regierungsrat gewählt. Davor war er acht Jahre lang Mitglied der Kommission. Seine Position macht ihn zum Chef der Viehschauen im Appenzellerland.Die Hauptaufgabe besteht darin, die finanziellen Beiträge an die Gemeindeviehschau-Veranstalter zu verteilen. Dieses Geld erhalten sie jedoch nur, wenn das durch die Fachkommission für Tierzucht erarbeitete Reglement auf den Gemeindeplätzen umgesetzt wird. Der andere Teil des Budgets fliesst in die Kuh-, Geissen, Bienen- und Pferdezucht. Wobei die Bienenzüchter einen allgemeinen Betrag erhalten, aufgrund der Notwendigkeit der Bienen für die Fortpflanzung von Blumen und Bäumen.«Es ist sehr wichtig, dass die Viehschau-Tradition weitergeführt wird, damit dieses Brauchtum den jungen Leuten nahegebracht werden kann», so Schmid. Dies stärke die landwirtschaftlichen Wurzeln der heutigen Generation.Am vergangenen Dienstag fand der Alpabzug statt. Denn die Viehschausaison ging ja bekanntlich los. Den grössten Teil der Organisation bezüg-lich Viehschausaison hat Hans Schmid bereits im Winterhalbjahr gemacht, die kleinen Dinge habe er von der Alp aus erledigt. «An die Viehschauen in der Nähe gehe ich jedes Jahr, von den anderen besuche ich so viele wie möglich», so Schmid. Wenn vor Ort ein Anliegen auftaucht, sei er direkt am Puls.Stierschau mit Herbstcup als krönender AbschlussAuf dieses Jahr hin gab es auf kantonaler Ebene fast keine Änderungen bezüglich Viehschauen. Der einzige Wechsel ist, dass die Stierschau vom Anfang auf den Schluss der Saison verlegt wurde. Dazu wird parallel ab 9 Uhr auf dem Lindenplatz in Teufen auch noch eine Neuheit stattfinden. Nämlich der Herbstcup, für den sich die besten vier Kühe von allen Viehschauen qualifizieren.Jede Gemeinde hat ihre eigene Viehschaukommission, die Änderungen vornehmen kann. «Die Viehschauen sind generell im Aufwind. Viele Viehschauen verzeichnen mehr Besucher als alle anderen Gemeindeveranstaltungen. Jedoch gibt es immer mehr Bauern, die den Aufwand und Ertrag im wirtschaftlichen Sinne hinterfragen», sagt der 50-Jährige.Viele von ihnen seien nur Teilzeit auf ihrem Hof oder haben einen so grossen Betrieb, dass es sich zeitlich nicht lohnt, an der Viehschau ihre Kühe zu präsentieren. Denn es sei ein riesengrosser Aufwand und auch nicht gerade billig, dennoch bereite es vor allem den Kindern eine grosse Freude. Die Kühe müssen vor ihrem grossen Auftritt aufgezogen, gepflegt und für das Laufen im Ring trainiert werden.Den Appenzeller Kühen gehe es sehr gut, weil die beiden Kantone kleinstrukturiert sind. «Dadurch verbringen die Tiere viel mehr Zeit auf der Weide und einige können sogar auf die Alp», so Schmid.Die einzige zukunftsorientierte Planung für die Viehschauen ist, dass neben dem Braunvieh auch gefleckte Kühe teilnehmen könnten. Ansonsten sind momentan noch keine Planungen im Gange. Diese beginnen erst nach der Saison, wenn die Bilanz gezogen wurde und allenfalls Anregungen und Verbesserungsvorschläge aufgekommen sind.

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