20.12.2021

Vom Wald in die gute Stube

Die Christbaumabgabe der Ortsgemeinden ist eine festverankerte Adventstradition. Auch im Unterrüden Berneck.

Eine Viertelstunde bevor die Christbaumanlage öffnete, parkierten bereits etliche Autos entlang der Rüdenstrasse. Am Waldrand heulten die Motorsägen und Helfer in orangen Westen waren zwischen den Bäumchen zu erkennen. «Wer zuerst kommt, hat die beste Auswahl», sagte ein Besucher. Er lachte und folgte eilig den anderen Berneckerinnen und Berneckern über das Kiessträsschen zum Waldrand. Am Samstag hat die Ortsgemeinde Berneck mehr als 300 Christbäume verschenkt, vorwiegend Rottannen, aber auch Nordmanntannen. In den Genuss der Aktion kommen Bernecker Familien und Einzelper­sonen mit minderjährigen Kindern. Das Bürgerrecht hat kei­nen Einfluss auf diese Aktion. Selbst Hand anlegen hat etwas UrsprünglichesDen Christbaum in der heimischen Anlage zu holen, ist ein beliebter Brauch, der über Generationen gepflegt wird und Erinnerungen weckt. «Wir kamen als Buben mit der Fuchsschwanzsäge und fällten selber ein Tänneli. Das war jeweils das grösste», sagt ein junger Mann. Als er älter wurde, verabredete er sich mit Kollegen, und sie tranken nach der Suche nach dem gewünschten Baum einen Glühwein. Auf den Getränkeausschank wurde dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge verzichtet, als Ersatz verteilten Mitglieder des Ortsverwaltungs­rates Biberli, die ebenfalls dankend angenommen wurden.   Der Schnee zwischen den Tännchen verströmte vorweihnachtlichen Zauber. Bis die Bäume eine durchschnittliche Grösse erreichen, wachsen sie etwa neun Jahre, sagt Christbaumwart Ivan Jann, der beruflich als Forstwart tätig ist. Im Frühling pflanzt der Ortsverwaltungsrat jeweils neue Bäume, Ivan Jann ist für die Pflege während des Jahres verantwortlich. Sie besteht in erster Linie darin, zwischen den Bäumen zu mähen und allfällige Krankheiten zu erkennen. Gibt es genug Tannen, werden sie regionalen Händlern verkauft – dieses Jahr waren es rund 120 Stück – oder man hilft bei Bedarf anderen Ortsgemeinden aus. Die Christbaumabgabe hat auch etwa in Rüthi, Lüchingen, Marbach, Schmitter, Widnau und Au Tradition und fand ebenfalls am Samstag statt. Einheimische Christbäume sind gefragt, der regionale und nachhaltige Gedanke überzeugt.  Selber nimmt Ivan Jann einen Christbaum mit nach Hause, der nach der Abgabe übrig bleibt. Ihm gefallen die wilden, buschigen, die nicht der Norm entsprechen. Die Dekoration weiss er bei seiner Frau in guten Händen. 

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