08.05.2022

Vom Säntis herunter und übers Meer nach Amerika

Elias Bernet (Piano) und Nicolas Senn (Hackbrett) begeisterten am Freitagabend beim Maiblüten-Konzert ein grosses Publikum.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 02.11.2022
Selten erhielt ein Konzert so viel Applaus. Immer wieder dröhnte das Klatschen durch den Konzertschuppen beim Weingut Tobias Schmid. Die beiden Künstler mussten Zugabe um Zugabe spielen, bis sie schliesslich mit dem Lied «I ghööre es Glöggli» und dem Löschen der Kerzen signalisierten, dass das Konzert nun endgültig zu Ende sei.Die Begeisterung des Publikums war berechtigt. Mit Virtuosität und technischer Perfektion traktierten Elias Bernet und Nicolas Senn ihre Instrumente, der eine mit flinken Fingern, der andere hackte mit seinen Klöppeln darauf herum.Nicht ganz ernst gemeinter WettstreitDie ganze Show ist nicht nur ein Spiegelbild einer herrlichen Freundschaft und Partnerschaft zwischen Senn und Bernet, zwischen Hackbrett und Piano, zwischen Appenzeller Volksmusik und US-Folk, zwischen Zäuerli und Honky-Tonk. Es ist auch herrlich karikierte Rivalität zwischen den beiden Polen. Wer kann länger? Wer kann schneller? Wer hat mehr Groupies? Welcher Stil mehr Fans im Saal? Immer wieder steigerte sich während gut zwei Stunden das Spiel um den Wettbewerb bis hin zum rasanten, eindrücklichen musikalischen Duell gegen Ende des unterhaltsamen Konzerts voller Witz und Humor. Bis hin zum «Wedegehnte», was im Appenzeller Dialekt soviel wie Muskelkater bedeutet. Dabei spürt man jedoch stets deutlich, wie gut sich die beiden verstehen und wie gut sich ihre musikalischen Stile ergänzen.Frank Sinatras «Something Stupid», Bill Haleys «Rock Around The Clock» oder «Boogie-Woogie, Chäs und Brot», was sie auch anspielen, ihre Musik begeisterte und kam beim Publikum an. Auch die fetzige Eigenkomposition von Nicolas Senn, «Blues 42», oder der malerische Soundtrack zur Fotografie einer schwarzen Katze, die couragiert einen Fuchs angreift und vertreibt: «Di muetig Gääser Chatz». Jedes Stück belegte aufs Neue: Crossover vom Feinsten.Ein rundum stimmiger AbendNicolas Senn ist nicht nur Musiker, sondern auch beliebter Fernsehmoderator. Dieses Talent kam am Bernecker Konzertabend ebenfalls zum Tragen. Senn ist Entertainer durch und durch und versteht es, das Publikum immer wieder in den Auftritt einzubeziehen. Er stellt Fragen und erhält Antworten, er unterhält das Publikum nicht nur, er unterhält sich mit seinem Publikum. Er nimmt die Zuhörer musikalisch mit und baut sie als Mitjodler in seine Klangwelt ein. 

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