Christlich 19.02.2023

Vom Ruf zum Beruf am Beispiel von «Sister Act»

Eine meiner Lieblingsszenen der Filmgeschichte stammt aus dem Film «Sister Act» mit Whoopi Goldberg. Er handelt von der Nachtclubsängerin Dolores aus Las Vegas, die Kronzeugin eines Mords wird, den ihr Freund Vincent, ein Mafiaboss, begeht.

Von Andrea Hofacker, Pfarrerin
aktualisiert am 19.02.2023

Sie muss fliehen – und der zuständige Kommissar steckt die schillernde und exzentrische Künstlerin als Zeugenschutzprogramm in ein Kloster. Dort muss sie sich für eine Nonne aus einem anderen Konvent weit weg ausgeben.

In einer der Schlüsselszenen für die Handlung des Films un­terhalten sich die Nonnen, während sie Rosenkränze auffädeln, über die Situationen in denen sie ihr Ruf ereilte. Als Dolores gefragt wird, wann denn sie der Ruf ereilte, antwortet sie:

Der Ruf?
Was für ein Ruf? …»

Sie merkt, dass sie das als falsche Nonne verrät. Daraufhin sagt sie: «Ach – der Ruf, ich wusste eben gar nicht, welchen Ruf  Sie meinten.»

Aus diesem Gespräch heraus erfindet die falsche Nonne ihr Herkunftskloster. Sie erzählt den anderen, dass sie dort viel für die Armen in der Nachbarschaft getan und sich der sozialen Arbeit verschrieben habe, und dass das ihrem Ruf entsprochen habe.

Auch die Lieder seien moderner gewesen, mehr Gospel als Gotteslob, und die Kragen an der Ordenstracht seien etwas weniger eng und kratzig gewesen.

Der übrige Teil des Films handelt davon, wie diese Fantasie eines modernen, sozial engagierten und musikalisch aufgeschlossenen Frauenklosters Wirklichkeit wird, und die Damen ihrem Ruf folgen, für die Menschen da zu sein und Musik zu machen, die ihrem tief emotional empfundenen Glauben entspringt.

Ist der Beruf der Geistlichen eine Berufung?

Wir als Geistliche werden oft danach gefragt, ob der Beruf unsere Berufung ist, wie sich das anfühlt, von Gott berufen zu sein, ob man diesem Ruf gefolgt ist oder warum man sich überhaupt zu diesem Amt berufen fühlt.

Jede und jeder von uns hat darauf andere Antworten. Ein Ruf, ein Hören auf Gottes Stimme, ist ein Zwiegespräch zwischen einem Menschen und seinem Gott.

Das bedeutet nicht etwa, dass es um Stimmen geht. Vielleicht geht es nicht einmal um etwas Akustisches. Es kann auch ein Gefühl sein, etwas, was man sieht oder schmeckt – oder einen berührt.

Ein anderer Mensch, das Meer, ein gutes, einfaches Essen, Leid oder Freude. In allem, was uns berührt, kann Gottes Stimme stecken, und das gilt natürlich für jede Christin und jeden Christen, nicht nur für Geistliche.

Diese Momente offenbaren etwas von unserem Innersten. Deshalb ist das mit dem Ruf eben eine sehr intime Geschichte. Die muss man nicht en détail preisgeben. Das gilt nicht nur für Pfarrpersonen und andere Geistliche, sondern auch für alle anderen Menschen, die berührt sind von Gottes Gegenwart.

Wichtig ist dabei nur, dass aus dem Ruf etwas wächst, das fruchtbar sein kann.

Für uns selbst und für andere. Es muss ja nicht gleich ein sozial engagiertes Frauenkloster sein.

 


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