Dass Gott dem Menschen wohlgesinnt ist, gnädig und vor allem bereit zu helfen, wo immer man einen Gott braucht. Das ist wohl das Prägendste am christlichen Gottesbild. Regnet es in diesen Wochen wieder unverhofft, erinnert mich mein Regenschirm an die Grundeigenschaft Gottes.Wenn ich jungen Paaren zuhöre, was sie mit ihrer Trauung ausdrücken, schwingt neben der Sicherheit, die sie sich gegenseitig durch ihr Versprechen und durch ihre Ringe zusprechen, oft die Hoffnung mit, Gott möge doch helfen, eine gute Ehe zu führen. Wo Gott ein Gott der Liebe ist, dort soll er den Liebenden in besonderer Weise helfen und seine Hand über Partnerschaft und Beziehung halten.Wenn ich von jungen Eltern höre, warum sie ihr Kind zur Taufe bringen, dann drückt sich oft die Hoffnung darin aus, Gott möge dem Kind Sicherheit und Schutz im Leben geben. Wo Jesus Christus die Kinder zu sich kommen liess, dort soll er doch diese Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten und beschützen. Dann ist ein Regenschirm ein wunderbares Sinnbild für die Art und Weise, wie Gott zum Menschen steht.Gerade der Regenschirm erinnert die Bibelkundigen an jenen Satz, dass Gott es regnen lässt über Gläubige und Ungläubige. Wäre Gottes Gnade wie Regen, so würde Gott gleichsam seine grosse Giesskanne nehmen und grosszügig alle gleich behandeln. Wenn wir von Gott Gerechtigkeit erwarten, dann muss er seine Einladung an alle gleichermassen aussprechen. Gott lässt es regnen über Gerechte wie Ungerechte. Das ist gut für die Gläubigen, sodass sie sich nicht zu viel einbilden auf den Vorsprung, der der Glaube ihnen schenkt. Das ist gut für die Ungläubigen, sodass sie von Gott nicht zurückgesetzt werden – nur für alle Fälle eben, wenn die Winde von Glauben und Zweifel sich drehen.Das führt in unserer Zeit oft zu dieser Haltung: Wenn Gott ohnehin alle mit seinem Schutz und Segen versieht, dann muss ich mich nicht für Gott anstrengen. Wenn Gott sowohl dem Gläubigen als auch dem Ungläubigen seinen Schutz gewährt, dann müsste ich wohl nicht mehr eigens darum bitten. Dann wäre Glaube egal. Nur kennen die Bibelkundigen die Aussage: «Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird aufgetan!» Diese Aufforderung ergibt nur Sinn, wenn es Gott nicht egal ist, ob ich ihn suche und bei ihm anklopfe. Man mag Gott nicht hineinreden, wie er seine Gnade gern vergiesst, nur lässt er sich wohl gerne auch bitten, wo Menschen ihn brauchen. Dann ist es logisch, dass Schutz und Sicherheit für jene grösser sind, die dies von Gott auch erbitten und erhoffen. Das macht wohl den Vorsprung der Gläubigen aus. Wenn ich weder suche noch anklopfe, dann bleibt fraglich, ob ich etwas finde oder die Tür offen ist.Ich glaube an einen guten Gott, der allen Menschen gleicherweise die Chance anbietet. Ich vermute, dass Gott dabei sehr grosszügig ist. Er drückt – bildlich gesprochen – jedem Menschen einen Regenschirm in die Hand, um unter göttlichem Schutz dieses menschliche Leben zu leben. Es bleibt die Freiheit des Menschen, diesen Regenschirm zu öffnen oder nicht. Ich vermute, dass Gott dabei sehr geduldig ist.Carsten WolfersDiakon in Balgach