28.04.2021

Vom rauen Eis in den feinen Zwirn

202 Playoff-Spiele hat Ivo Rüthemann bestritten. Heute ist der heute 44-jährige Rheintaler Banker in Bern.

Von Daniel Good
aktualisiert am 03.11.2022
Der raue Hockey-Alltag ist Vergangenheit. Mittlerweile verdient Ivo Rüthemann sein Geld im feinen Zwirn. Er ist Direktionsmitglied der Zähringer Privatbank in Bern.Der heute 44-jährige Rheintaler aus Widnau ist schon zu Lebzeiten eine Legende in der Hauptstadt. Mit dem SC Bern war er dreimal Meister. 202 Playoff-Partien bestritt Rüthemann. So viele wie fast kein anderer Schweizer. Sein Trikot mit der Nummer 32 hängt seit Rüthemanns Rücktritt 2014 unter dem Hallendach der riesigen Berner Eishockeyarena und wird nie mehr vergeben.Rüthemann weiss haargenau, was es braucht, um im Playoff erfolgreich zu sein. «Die Intensität ist hoch. Du brauchst viel Energie. Am wichtigsten ist es, neben dem Eisfeld abzuschalten und wieder Kraft zu tanken.» Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Erfahrung, die es braucht, Meister zu werden. «Und diese Erfahrung ist zum Beispiel bei den ZSC Lions vorhanden. Aber auch Zug macht mir einen gefestigten Eindruck», sagt er. Der Profi studierte auch an der Universität1999 wechselte Rüthemann von Davos zum SC Bern. Schon als junger Mann beschäftigte er sich mit seiner Zukunft. Neben dem Spitzensport studierte er an der Universität in Bern Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Diesen Spagat muten sich nur wenige Sportprofis zu. Aber Rüthemann sagt: «Das ging gut. Ich habe wegen des Eishockeys zwar nicht alle Vorlesungen besuchen können, aber auf die Prüfungen habe ich mich jeweils gut vorbereitet.» Er wollte sich nicht erst als 30-Jähriger um das Leben nach dem Eishockey kümmern. «Das verursacht nur unnötigen Stress, der auch die Leistungen im Sport negativ beeinträchtigen kann.» In die Playoff-Zeit fielen keine Examen an der Uni. «Da musst du schon zu hundert Prozent fokussiert sein. Viele Serien stehen auf des Messers Schneide.» Besonders intensiv seien unter anderem jeweils die Vergleiche Berns mit seinem früheren Verein Davos, dem Rekordmeister, gewesen, sagt Rüthemann.Nur noch mit den Kindern auf dem EisDie Zähringer Privatbank mit heute 27 Angestellten ist erst seit dem Jahr 2015 operativ tätig. 70 Prozent der Aktien sind im Besitz der Mitarbeiter. Das Bankhaus fokussiert sich neben dem klassischen Vermögensverwaltungsgeschäft für Schweizer Privatkunden auf Kadervorsorge- und Freizügigkeitslösungen mit Wahlmöglichkeiten. In der Geschäftsleitung der Zähringer Bank sitzt Ivos älterer Bruder Patrik, der mit Herisau auch in der NLA Eishockey gespielt hat. «Es ist im Berufsleben doch ähnlich wie im Spitzensport. Salopp gesagt: Von nichts kommt nichts. Du musst planen, umsetzen und darfst dich nicht von Rückschlägen beeinflussen lassen», sagt Ivo Rüthemann.Er hat sein Glück in Bern gefunden. Mit der Familie wohnt er in der Agglomeration. Auf das Eis geht er höchstens noch mit den Kindern. Das Playoff verfolgt Rüthemann, wenn auch mit einem weinenden Auge, seit Bern ausgeschieden ist. Leute erkennen ihn auf der Strasse immer noch. «Eher die Älteren. Es geht schnell. Aber das ist gut so», sagt Rüthemann. Auch Diskretion ist eine Qualität von Privatbankern. Unter einem HutEin Studium an der Universität und das Spitzeneishockey liessen sich für Ivo Rüthemann unter einen Hut bringen. Er war mit 1072 Partien Rekordspieler in der NLA. 2004 und 2010 wurde er jeweils als wertvollster Akteur der Liga ausgezeichnet. Rüthemann bestritt zwölf Weltmeisterschaften und ist dreifacher Olympiateilnehmer. Für die Schweizer Nationalmannschaft stand er 270-mal im Einsatz. (dg)

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