12.01.2022

Vom Mediziner zum Seelsorger

Don Geronimo Mirabilii ist der neue Priester der Missione Cattolica Italiana. Er folgt auf Don Egidio Todeschini.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 02.11.2022
Erfahrung und Tatendrang treffen aufeinander: Don Egidio Todeschini (77) ist der altgediente Missionar, Don Geronimo Mirabilii (39) der neue. Beide Priester sind in Italien aufgewachsen und haben sich irgendwann einmal dazu entschieden, ihren katholischen Landsleuten in der Schweiz beizustehen, namentlich in der Missione Cattolica Italiana in Marbach.Die Italienermission ist seit 1999 an der Staatsstrasse beheimatet. Als der damalige Missionar, Don Antonio Angelone, das Amt im Jahr 2003 abgab, wurde die Mission kurzzeitig geschlossen. Schon bald übernahm Don Egidio die Aufgabe seines Vorgängers zusätzlich zu seiner bestehenden. Fortan betreute er von Schaan aus etwa 4600 Gläubige mit italienischem Pass – 1500 leben zwischen Rüthi und St. Margrethen, 1300 im Fürstentum Liechtenstein, 900 im Werdenberg und 900 im Sarganserland.Die nächste Aufgabe ist schon paratAls Don Egidio am Valentinstag vor drei Jahren 75 Jahre alt wurde, wollte er in Pension gehen. Das Bistum St. Gallen bat ihn, noch nicht aufzuhören. Er blieb bis zum jüngsten Jahreswechsel. Auch diesmal folgte Don Egidios Weg nicht die von ihm geplante Richtung. Anstatt in sein Heimatbistum Bergamo zurückzukehren oder der Italienermission als Aushilfe zu dienen, wählten ihn die fünf Schweizer Regionen zum Nationalkoordinator.Zunächst war Don Egidio skeptisch und wollte die Wahl nicht annehmen. Schliesslich überzeugten ihn die vorgebrachten Argumente, alle Sprachen zu sprechen und Regionen zu kennen. Ausserdem ist es schwierig, die halbe Stelle anderweitig zu besetzen. Sie füllt eine Person nicht aus und ist als Zusatzaufgabe zu gross. «Ich bin alt, fühle mich aber zu gut, um nichts zu tun», sagt Don Egidio. «Ich will nicht auf dem Sofa alt werden.» Als Ziel nennt er, den nationalen Rat aus fünf Koordinatoren und ihm als Leiter zu reaktivieren.«Die Schweiz ist mein Land»Es war wohl die frühe Kindheit, die Don Geronimo Mirabilii eng mit der Schweiz verband. Bis er sechs Jahre alt wurde, lebte er in Genf. Dann zog die Familie nach Italien. In der Provinz Ascoli Piceno besuchte der Knabe die Schule. Später absolvierte er eine medizinische Ausbildung und arbeitete als chirurgischer Assistent im OP eines Krankenhauses. «Mein Bischof empfahl mir, mich auch um die Seele der Menschen zu kümmern und Theologie zu studieren», sagt Don Geronimo. Im November 2009 empfing er 27-jährig die Priesterweihe.Vor einem Jahr kehrte er zurück und leistete in Zürich ein Praktikum. «Ich verbinde mit der Schweiz grosse Emotionen. Sie ist mein Haus, mein Land», sagt er. Lieber als in der Deutschschweiz zu arbeiten, hätte er einem französischen Landesteil die Sprache seiner Genfer Mutter angewendet. Er spricht fliessend französisch, italienisch, spanisch und portugiesisch. Auf einen deutschsprachigen Dolmetscher ist er wohl bald auch nicht mehr angewiesen.Auf Don Egidio kann Don Geronimo zählen. In ihm hat er einen Paten gefunden, der ihn in die hiesigen Gepflogenheiten einführt. Eigene Erfahrungen treiben den erfahrenen Priester an. Anfangs war er skeptisch, ob sein Werk gelingen könnte. «Jetzt ist die Mission gesucht und geschätzt», sagt er. Seine Augen sprechen dankbar davon, vielseitig unterstützt worden zu sein. Don Egidio hat Menschen zusammengeführt und wünscht seinem Nachfolger, ihm möge Gleiches widerfahren.Kochen ist seine grösste PassionAls Priester wird Don Geronimo seinen Landsleuten in religiösen und spirituellen Belangen zur Seite stehen. Auch wird er mit der Mission in Marbach einen Treffpunkt leiten, an den Menschen, die aus Italien oder Portugal eingewandert sind, Heimat erleben und sich in der Fremde zurechtfinden können.Zu Beginn seines Berufslebens kümmerte sich Don Geronimo um die Gesundheit des Körpers, inzwischen sorgt er sich um die Seele der Menschen. Er spricht mindestens vier Sprachen fliessend und bezeichnet sich als einen Fan Jesu. «Jesus ist mein Vorbild», sagt er. Ihm nachzufolgen heisse auch, Menschen am Tisch zu versammeln. «Kochen ist meine grösste Passion.» Der Seelsorger hat an einem Kulturfest schon einmal 170 Menschen bekocht.«Wie in der biblischen Geschichte von der wundersamen Brotvermehrung am See Genezareth», sagt er. Jesus Christus hatte eine grosse Menschenmenge mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist.Am Donnerstag, 20. Januar, präsentiert der Generalvikar Guido Scherrer den neuen Amtsträger Don Geronimo Mirabilii in der Missione Cattolica Italiana in Marbach. Am Sonntag, 23. Januar, wird Don Egidio Todeschini um 10 Uhr im Italienergottesdienst in der katholischen Kirche in Marbach verabschiedet.

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